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Zuhause

29. Dezember 2210


Clarence B. Sky

Natürlich hatten sie beide überlebt. Unkraut wie Adrianna es war verging immerhin nicht und Cameron war - Zitat - einfach zu gutaussehend, als dass die Welt auf ihn würde verzichten können.

Jeremy, Zoe, Gabriel, Lucy… ja sogar Ellen, Carlos und Ximena hatten ihre Geschichte. Manche mehr, manche weniger. Manche von ihnen hatten es bis nach Falconry Gardens geschafft, andere hatten sich schon früher in größeren Dörfern abgesetzt. Und wieder andere, wie etwa die kleine Tiffany der Clarence als letztes ein Bettchen gebaut hatte, hatten Denver nie verlassen und würden nie wieder eine Jahreswende feiern wie jene, die ihnen in zwei Tagen bevor stand.

Für Clarence waren all jene Schicksale nicht annähernd so überraschend wie für Cassie, aber er war in all den Wochen ja auch dabei gewesen und nicht verschollen in den eisigen Weiten, die noch vor wenigen Monaten da draußen geherrscht hatten. Sein Mann war nicht nur von ihm oder von Cameron abgeschnitten gewesen, sondern auch von der einzigen Gruppe von Menschen, die er gehabt hatte - und zurück zu kommen, nur um festzustellen dass alle vermeintlich bei einem Brand ums Leben gekommen waren, musste ein Erlebnis für Matthew gewesen sein wie Claire es lieber nicht durchstehen wollte.

Ich zweifle nicht daran, dass die es schon wissen. Bestimmt weiß schon der ganze Clan,  dass du da bist. Die meisten von den Tratschtanten müssten gerade beim Frühstück sein“, nickte er gen Fenster, wo hinter dem Vorhang bereits die Sonne den kleinen Vorgarten erhellte.

Die meisten draußen auf der Straße waren schon wach und zu dem Zwitschern der Vögel hatte sich längst das Leben gemischt. Leise ratterten Wagen draußen übers Kopfsteinpflaster, gedämpft durch die Strecke ihres Hofes und der isolierten Fenster. Die Welt mochte wach sein, aber hier drinnen ließ sie sie wenigstens für ein paar Stunden in Ruhe bis sie freiwillig gewillt waren, sich endlich unter die Leute zu mischen.

Geborgen in ihrer kleinen Blase aus Ruhe und frischen Laken, hatte sich die behagliche Wärme des Ofens längst über den Raum und auch die kalten Knochen des Dunkelhaarigen gelegt. Seine Finger waren endlich wieder so warm und lebendig wie sie sein sollten und Clarence fühlte sich nirgends so wohl wie hier, gebettet auf der Hand seines Mannes, dem aktuell wohl schönsten Ort auf der ganzen Welt.

Cassies Narben würden sie fortan begleiten, sie immer an das erinnern, was ihm während seiner Reise mit Cameron passiert war und sie würden ganz unterschiedlich damit zu kämpfen haben. Matthew mit seinen Schmerzen und den Bildern seiner Erinnerung, Clarence mit den Sorgen und den Vorwürfen, die er sich dann und wann immer wieder machen würde, ganz gleich wie viele Jahre schon vergangen waren.

Der zarte Kuss, den sein Mann ihm schenkte um ihn von all seinen Fragen und Zweifeln abzulenken, nahm Clarence dankbar entgegen, doch ganz würde es ihm die Last nicht nehmen die ihre Trennung ihm auferlegt hatte.

‚Hör auf dir ständig vorzustellen was sein könnte. Kapiert?‘, das waren Worte, die er auf dem Weg von Denver hierher nicht nur ein Mal von Adrianna gehört hatte. Genau so, wie sie es verstand Cameron Feuer unterm Arsch zu machen, verstand sie sich auch hervorragend darin alle anderen spüren zu machen, dass sie sich bloß nicht gehen lassen sollten. In Addys kleiner Welt gab es wohl keine größere Schande als das eigene Versagen und das, was sie von sich selbst erwartete, nutzte sie ebenso als Maßstab für alle anderen um sich herum.

Ich bin trotzdem froh, dass du mit Cameron unterwegs warst und nicht mit mir. Unter den Umständen jedenfalls“, ließ er Matthew leise wissen - ein Zugeständnis das ihm nicht leicht fiel, das sah man ihm an. „Ich hätte es nicht überlebt wenn du das Vieh von mir weg gelockt hättest und ich dich danach… nicht mehr wiedergefunden hätte. Oder ich dich gefunden hätte, aber du tot gewesen wärst. Vielleicht war es so das beste für alle.“

Natürlich war es nicht das beste, dass Cassie und Barclay verletzt worden waren. Aber es hatte auf diese Weise einen anderen Stellenwert bekommen - denn wie sein Böckchen schon sagte: Andernfalls hätten sie es vermutlich beide nicht überlebt, wären sie gemeinsam aus Denver aufgebrochen.

Nachdenklich musterte Clarence sein Gegenüber und ließ den Blick hinab gleiten an Matthews Bart der ihm unverschämt gut stand, an seinem Hals und weiter hinab bis zu seiner Brust, die sich irgendwann vor ihm unter der Bettdecke verbarg. Nicht nur Cameron, auch sein Mann war definitiv zu schön für diese Welt um zu sterben und gerade weil dem so war, war Claire doppelt so froh, dass dieser schöne Mann ihm gehörte und bei ihm im Bett lag anstatt bei irgend einem Fremden.

Unter leisem Rascheln der Bettwäsche robbte der Blonde wieder dichter an ihn heran, sich statt auf Cassies Hand nun auf seinem Unterarm bettend und seine Nase zurück an die des Jüngeren schmiegend. Genauso zart wie der Kuss nur wenige Augenblicke zuvor, klaute sich nun auch der Jäger einen solchen von den Lippen seines Geliebten und seufzte dabei leise, ein Laut der so melancholisch vor Sorge klag wie auch glücklich ob dessen, was ihm als nachträgliches Weihnachtswunder am heutigen Tag widerfuhr.

Lautlos streichelte er mit einem Finger über Cassies Hals und spürte den Barthaaren nach, die sich einzeln noch darauf verloren. Als reisender Wilder wirkte der Jünger genauso anziehend auf ihn wie als glattrasierter Waldläufer und büßte keinesfalls in seiner Attraktivität ein, ganz gleich wie viel Zeit zwischen ihnen lag.

Mhh… weißt du, welcher Tag heute ist?“, wollte Clarence leise von ihm wissen und versuchte ihre Stimmung wieder etwas aufzuhellen, denn über all die bedrückenden Details ihrer Reise würden sie noch oft genug sprechen. „Heute ist der 29. Dezember, zwei Tage vor Jahreswende. Da hast du dir eine gute Zeit ausgesucht um herzukommen, das war sicher Absicht so. Ab heute wird die Stadt geschmückt und vorbereitet, es gibt dann… Spanferkel und frisches Brot die ganze Nacht, eine Aufführung vor dem Rathaus und so lange Musik, bis keiner mehr tanzen will. Wenn du willst und ausgeschlafen hast, zeige ich dir heute die Stadt nachdem du bei Cameron warst, wenn du das möchtest.“


Matthew C. Sky

Ob es nun das beste gewesen war, dass er mit Cameron losgezogen war anstatt mit dem Blonden ließ Matthew unkommentiert. 

Letztlich war einfach passiert was passiert war und es spielte keine Rolle mehr was alles hätte anders oder besser laufen können. Vielleicht wäre er mit Clarence einer anderen Route oder einem anderen Zeitplan gefolgt, vielleicht wäre nichts von alledem passiert - vielleicht aber sogar noch schlimmeres. Wer wusste das schon zu sagen?

Der Sturm war in seiner Gewalt über Cameron und ihn hereingebrochen und wäre nicht der Angriff der Bestie gewesen, so hätten sie das Unwetter ganz sicher überstanden. Frierend und fluchend und knapp, aber ohne bleibende Schäden. Vermutlich jedenfalls. 

Und wäre ihnen wiederum das Untier bei Tag begegnet oder bei klarer Nacht, sie hätten sich verteidigen und es vertreiben oder erlegen können. Auch das war sicher. 

Die Umstände die zu den katastrophalen Ereignissen geführt hatten waren in ihrer Summe einfach fatal gewesen  und über Monate hinweg hatte Matthew sich Vorwürfe gemacht. Zuerst wegen Cameron, später wegen Clarence. Erst jetzt, ganz dicht an den Blonden gekuschelt und mit dem Wissen um Camerons Überleben, fiel eine viel zu schwere Last von seinen Schultern. 

Eine Last die zu tragen in den letzten Monaten schon normal geworden war und unter welcher der junge Mann ernster und ruhiger geworden war. Charakterzüge die seinem eigentlichen Naturell nicht entsprachen, zumindest nicht mehr seit er ein verheirateter Mann war. 

Matthew registrierte den musternden Blick seines Liebsten auf sich und ließ auch seinerseits das Gesicht des Anderen keine Sekunde aus den Augen. 

Schon oft hatte Clarence ihn angesehen, hatte still geprüft ob es neue Narben oder Wunden zu entdecken gab. Und wenn ihm etwas aufgefallen war - und sei es nur ein Kratzer - dann seufzte er, schüttelte den Kopf oder fragte Matthew streng woher er diese oder jene Wunde schon wieder herhatte. Nichts anderes als Fürsorge war es, die der Größere Matthew entgegen brachte. Und auch jetzt musterte er den Jüngeren, wenngleich im Blick seiner graublauen Augen mehr lag als Besorgnis. 

Stattdessen… schimmerte jene Art der Faszination in den Fremden Iriden, wie Matthew sie noch bei keinem anderen Menschen als Clarence gesehen hatte. 

Und erst jetzt, als er jenen besonderen Ausdruck in den Augen des Wildlings erkannte, wurde Matthew bewusst wie sehr er es vermisst hatte so angesehen zu werden. 

Oh, er hätte überlebt, er wäre zurechtgekommen in der Welt… doch die einfache Wahrheit war, dass zurechtkommen Matthew nicht mehr reichte.

Clarence musste nichts sagen, musste ihn nicht küssen, ihn nicht berühren… allein den Dunkelhaarigen so anzusehen wie er es tat, war so unglaublich schön, dass es Matthew ganz warm ums Herz wurde. 

Still lauschte er den Worten seines Mannes, lauschte wie er ein Fazit zog und darauf wie er letztlich das Thema wechselte und auf die Jahreswende zu sprechen kam. 

Clarence hatte ein warmes Schmunzeln auf den Lippen und doch verließ der leicht melancholische Ausdruck seine Augen nicht. 

„Ich… ich liebe dich, Baby….“, wisperte Matt unvermittelt, so als könnten diese Worte als Wiedergutmachung für allen Schmerz dienen, den Clarence in den letzten Monaten erlitten hatte. 

„Und was das Fest angeht… du kannst ruhig zugeben, dass es eine Willkommensfeier für mich ist. Sicher hast du die arrangiert… so wie alles hier.“, wenn Matthew an seine Ankunft vor wenigen Stunden dachte, dann kam ihm alles so surreal vor, so unglaublich, so vollkommen verrückt. 

Die letzten vier Monate waren kalt und trist gewesen, einsam und voller Entbehrungen. Er hatte nicht gelacht, hatte nicht zum Vergnügen geschnitzt oder sich aus eitler Gewohnheit die Haare geschnitten. Gegessen hatte er, wenn er musste - ohne dabei so etwas wie Genuss zu empfinden. Seine Welt war stumpf und farblos gewesen und kaum hatte er Clarence wiedergefunden war alles plötzlich ganz anders. 

Verliebt betrachtete Matthew den Blonden, der ihm mehr bedeutete als Worte jemals würden ausdrücken können. 

„An die letzte Jahreswende… kann ich mich irgendwie kaum erinnern. Muss wohl untergegangen sein im Trubel…“, damals waren sie noch in Coral Valley gewesen und am Rande erinnerte er sich auch an die geschmückten Straßen und die Musik in den Gassen. Aber dachte er an den letzten Dezember zurück, so erinnerte er sich eigentlich nur noch an ihre Hochzeit. Daran, wie sich die Ereignisse überschlagen hatten und sie von Freunden die es ab und an zusammen machten zu einem vor Gott getrauten Ehepaar geworden waren. 

Er erinnerte sich an viele Geständnisse, an viele dunkle Offenbarungen aber vor allem erinnerte er sich an Clarence, von dem er einfach nicht genug bekommen konnte. 

Vieles hatte sich im Laufe des Jahres geändert, aber an Letzterem zum Glück nichts. 

„Aber an die Bevorstehende möchte ich mich irgendwann zurückerinnern. An das gute Essen, an die Musik… daran wie mein Ehemann mir beim Hufeisenwerfen den Hauptpreis gewinnt.“, nun lächelte Matthew verschmitzt. 

„Dich hier vor mir zu sehen ist… so verrückt.“ - aber weil verrückt nicht annähernd das richtige Wort war, fügte Matthew leise an: „Du hast schon mal verändert wie ich die Dinge sehe, damals im Zuber dieser Absteige als du gefragt hast ob ich dich heiraten würde.“ - wieder lächelte er, sanft und warm - ein Lächeln nur für Clarence. 

„Und heute hast du es schon wieder gemacht. Einfach nur dadurch, dass du… auf mich gewartet hast in all der Zeit. Vorhin noch hab ich mich gefragt ob es… überhaupt noch ein Uns gibt und jetzt…liege ich mit dir in diesem Bett, in diesem Haus, sehe was du alles vorbereitet hast…“, ganz sacht schüttelte er den Kopf. 

„…Du machst, dass alles gut wird. Egal wie schlecht es mir geht, egal wie unsicher ich bin. Du bist da und ich bin glücklich.“ 


Clarence B. Sky

Unfassbar frech war sein Ehemann – und das war gut so, auch wenn Claires Gesichtsausdruck einen fast etwas anderes denken ließ. Mit erhobenen Brauen und der stillen Frage in den Augen, ob Cassie auf seiner Reise mal wieder ein schwerer Schlag am Kopf getroffen hatte, reagierte er auf die flapsigen Worte seines Mannes. So gerne Clarence nämlich auch kleine Aufmerksamkeiten für Matthew vorbereitete, das Jahreswendfest war definitiv keine davon, so schmerzhaft die Erkenntnis für den Jüngeren auch sein mochte.

Ich kann dir sagen, was wir letztes Jahr um die Zeit gemacht haben. Da haben wir noch in Jeynes Villa gewohnt und hatten die Küche voller Essen, weshalb wir das kleine Prunkschloss nicht verlassen und auch nicht raus auf die Straße mussten. Sonst hätten wir sicher mitbekommen, dass es in Coral Valley irgendwas zu feiern gibt“, fasste er das Offensichtliche nüchtern zusammen, immerhin waren sie damals ganz schön verwöhnt worden. „Aber das war auch gut so, sonst hätte ich nicht jedes einzelne von Jeynes heiligen Zimmern mit meinem frisch gebackenen Ehemann entweihen können. Vor allem das große Ankleidezimmer mit den Pelzmänteln nicht, in denen du danach durchs Haus stolziert bist.“

Zweifelsohne hatte es Cassie verdammt gut gestanden, aber am besten hatte er in der Villa noch immer nackt ausgesehen, vor ihm ausgebreitet auf dem ach so edlen Esstisch im Speisesaal.

Fehlt mir ein bisschen, die Butze. Vielleicht hätten wir ihre Gastfreundschaft doch noch etwas länger überspannen sollen.“ – Nicht, dass drei Monate nicht länger als nötig gewesen wäre, aber rückblickend war die Zeit trotzdem schnell vergangen.

Das ganze letzte Jahr war irgendwie schnell vergangen, auch wenn so unglaublich viel passiert war in dieser Zeit. Doch ehe man sich versah, war man schon beim nächsten Jahreswendfest. Zum Glück – und so, wie Clarence es sich immer erhofft hatte – gemeinsam und nicht getrennt voneinander an zwei verschiedenen Punkten des Kontinents. Alleine deshalb würde er Cassie nie sauer sein können dass er so lange hatte auf sich warten lassen, wo er doch wenigstens nun zu dieser besonderen Jahreszeit endlich wieder hier war.

Mal sehen… ich weiß, wie wir beide sind. Wir machen heute unglaublich große Pläne und am Ende verpassen wir es übermorgen überhaupt pünktlich loszugehen und das Beste ist gelaufen, bevor wir überhaupt dabei sind. Oder wir verschlafen das Fest ganz, so müde wie du aussiehst.“

Neckend stupste er Cassies Nasenspitze mit der seinen an, eine so einfache und unbedeutende Berührung und die ihm doch heute umso mehr bedeutete nach der langen Trennung.

Mal sehen. Wenn du brav bist, gewinne ich dir vielleicht einen Blumentopf, dann kannst du es hier etwas wohnlicher gestalten“, witzelte er alleine schon bei dem Gedanken daran, dass er mit einem Hufeisen irgendetwas treffen sollte. Eine Axt würde er da schon eher irgendwo ins Ziel bekommen. „Ich… hab gar nicht so viel vorbereitet, nicht, dass du das denkst. Die Wohnung war schon eingerichtet, ich hab nur das Zeug für die Hunde hier rein geschafft und eine zweite Zahnbürste für dich, damit ich nach dem Aufstehen bloß meinen Guten-Morgen-Kuss bekomme.“ - Immerhin wusste er um die Abneigung seines Mannes ihm vor einem Besuch im Bad was Gutes zu tun, von daher war selbst diese Vorbereitung eher eigennützig als alles andere.

Ihn mit verliebtem Blick musternd, der im Vergleich zu der Zeit vor einem Jahr nichts von seiner Faszination verloren hatte, piekte er Matthew neckend in den Bauch – von seiner versehrten Flanke wohlweißlich Abstand haltend, die er eigentlich zuerst hatte ins Visier nehmen wollen. Wie lange das wohl tatsächlich anhalten würde, dass der Dunkelhaarige glücklich war so lange er den Jäger bei sich hatte, das würden die kommenden Wochen noch zeigen. Vielleicht wurde er Clarence in gar nicht allzu langer Zeit überdrüssig oder fand hier in Falconry Gardens schnell jemand neuen, der ihn noch viel glücklicher machte als der blonde Bär… auch wenn das natürlich eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war.

Wohlig brummend überbrückte Clarence schließlich die letzte geringe Distanz, die noch zwischen ihren Lippen lag, und gab seinem inneren Drang Matthew zu küssen schließlich nach. Wenn es nach ihm ging, dann würden sie damit für den Rest des Tages nicht mehr aufhören und währenddessen irgendwann einschlafen, denn es gab nichts schöneres als den Mund des Jüngeren zu schmecken und zu spüren.

Sachte drängte er mit seiner Zungenspitze die fremden Lippen dazu sich für ihn zu öffnen und verschaffte sich auf diese Weise Einlass wie schon so oft an diesem Morgen. Es war nicht auszudenken was passiert wäre, wäre Matthew zu ihm zurück gekehrt und es hätte tatsächlich kein uns mehr gegeben… ein Szenario, an das er gar nicht erst denken wollte.

Ich hätte mehr für dich vorbereiten können. – Müssen“, korrigierte er sich schließlich leise, leckte sich kurz über die zerküssten Lippen und kraulte dabei sachte mit seinen Fingerspitzen über Matthews Bauch, den er genauso sehr vermisst hatte wie den Mann, der noch mit dran hing.

„Natürlich wird es immer ein Uns geben. Egal wo wir beide sind – ob zusammen oder getrennt. Selbst wenn einer von uns verloren geht und landet auf der anderen Seite des Erdballs, dann gibt es immer noch ein Uns. Vielleicht… müssen wir uns für den Ernstfall mal überlegen, ob es da eine Ablauffrist gibt, falls der andere doch nicht zurück kommt. Wenn ich mal irgendwo drauf gehe und du denkst nur ich wäre verschollen, dann will ich nicht, dass du bis an dein Lebensende auf mich wartest. Das wäre Unsinn“, sah er seinen Mann ernst an, denn auch wenn es für Cassie wie Geplapper klingen mochte und er es ganz sicher gleich abtat nach dem Motto Nach dir kommt keiner mehr, so wollte Clarence nicht, dass er zu irgendeinem verdorrten Mauerblümchen wurde, das von der Welt verbittert war.

Sagen wir, ich bin auf einer einsamen Insel gestrandet und du findest mich nie mehr wieder“, sponn er das theoretische Szenario seines Verschwindens, ganz ähnlich so wie Cassie ihm auch verschollen gegangen war. „Dann… bekommst du ein Jahr oder so von mir. Zwölf Monate sind eine realistische Zeit und wenn du mich bis dahin nicht gefunden hast, aber auf einem Schiff voller strammer, gut gebauter Matrosen bist, dann musst du dich nach Ablauf unserer Zwölf-Monats-Regel nicht mehr zurück halten. Ich finde, das klingt nach einer realistischen Zeitspanne, oder?“

Jedenfalls war es das für den Bären, auch wenn es für Cassie sicher kein realistisches Szenario war.


Matthew C. Sky

Möglicherweise hatten sie die letzte Jahreswende verschlafen oder mit anderen Dingen verbracht, Cassie konnte nicht abstreiten, dass es so gewesen war. 

Ein wissendes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen, kurz in der Erinnerung an damals schwelgend. 

In den ersten Wochen nach ihrer Heirat hatte Matthew irgendwie geglaubt, die größte Veränderung zwischen ihnen wäre der regelmäßige Sex gewesen - manchmal auch mehrmals am Tag. 

Was es hieß verheiratet zu sein, hatte er erst später richtig begriffen, als sie die Sicherheit und den Komfort der Metropole verlassen hatte. 

Daran zurückzudenken erfüllte ihn mit einem Hauch von Wehmut, weil in Coral Valley alles so einfach gewesen war. Sie waren beide nahezu unversehrt gewesen. Keine monströsen Spinnen, keine Nahtoderfahrungen, keine Alpträume aus denen er schweißgebadet erwachte, weil er geträumt hatte Clarence sei tot. 

Zu jener Zeit waren sie einander genug gewesen und rückblickend betrachtet war es auch die Zeit in der sie am sichersten gewesen waren. 

„Ich glaube wir werden pünktlich hinkommen… es ist hier nicht wie in Coral Valley. Du hast Bekannte hier… Freunde und Kameraden. Nicht hinzugehen wäre komisch.“

Und davon einmal abgesehen wäre es auch schade. Sie waren nun hier und würden es wahrscheinlich auch eine ganze Weile noch bleiben, obwohl sie darüber noch nicht geredet hatten. Sich ein wenig einzubringen und bei dem Fest zumindest eine kurze Weile dabei zu sein, konnte nicht schaden. 

„Pfff was soll das heißen ‚wenn ich brav bin‘ ? Wir wissen beide, dass du wahrscheinlich mit dem Hufeisen eher einen anderen triffst anstatt es um den Pflock zu werfen. Am Ende würdest du besagten Blumentopf eher noch kaufen oder aus Mitleid geschenkt kriegen.“

Nicht, dass Clarence nicht gut zielen konnte, aber er traf dann doch eher Menschen oder monströse Kreaturen. 

In seinen bisweilen kecken Blick hatte sich mittlerweile doch auch Müdigkeit geschlichen, woran die Behaglichkeit des Bettes nicht unschuldig war. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte Matthew sich nicht angespannt oder gehetzt. 

Besonders die letzte Woche steckte ihm in den Knochen, weil er mit dem näherrücken der Stadt immer weniger Pausen eingelegt hatte. Zudem war das Wetter immer wieder gekippt, von frühlingshafter Milde auf winterliche Strenge und wieder zurück. 

Geschlafen hatte er im Schutze kahler Bäume oder Felsen, nie mehr als für wenige Stunden und nie wirklich fest. 

Das Zimmer war so warm, dass es ihm längst alle Kälte aus den Knochen getrieben hatte - aber mehr noch als die Wärme des Feuers strahlte die Wärme des Blonden. 

Egal was passiert war, egal was sie durchlitten hatten und egal wie traurig sie auch gewesen sein mochten: 

sie würden sich nie verlieren. 

Dass Clarence darauf beharrte, dass es immer ein Uns geben würde, ließ den Jüngeren schmunzeln. 

Jetzt wusste er es wieder, jetzt war er sich wieder sicher, dass nichts zwischen sie kommen konnte - aber während der letzten Monate? Da hatte er durchaus gezweifelt. Zuerst weil er überzeugt gewesen war, dass Clarence nicht mehr lebte und später… weil er sich der verstrichenen Zeit und der Welt in der sie lebten durchaus bewusst war. 

Es gab keine Garantie für nichts und Clarence war ihm nicht schuldig zu warten… dass der Blonde es trotzdem getan hatte… das war das größte Geschenk von allen. 

Umso weniger begeistert und jäh vor den Kopf gestoßen war Matthew, als Clarence plötzlich das Thema Trennung anschnitt und nicht aufhörte darauf herumzureiten. 

Damit führte er seine eben getroffene Aussage ad absurdum und ließ Matthew mit jedem Wort irritierter werden. 

Zwar versuchte er die Ernsthaftigkeit des Themas ein wenig zu entschärfen, erntete allerdings dennoch einen zunehmend finsteren Blick des Jüngeren.

Eine Ablauffrist wollte er vereinbaren, so als hätte die Vergangenheit nicht gezeigt, was es hieß wenn sie nicht zusammen waren. 

„Aha.“, machte der Jüngere schließlich wobei in jenem simplen Wort eine Verärgerung mitschwang, dass jedem Fremden klar geworden wäre, dass das Kind hier gerade in den Brunnen gefallen war. 

Clarence mochte es gut meinen, er mochte vielleicht sogar irgendwie  recht haben - nüchtern betrachtet. Doch weder Zeitpunkt, noch Rahmen noch Art und Weise waren angemessen. Nichts von dem was er sagte war angemessen und nichts davon gehörte hierher. 

Nicht jetzt und wahrscheinlich niemals

Matthew schnaufte verächtlich und zeigte ein humorloses Lächeln, war geneigt sich aufzusetzen und unterdrückte den Impuls gerade so. 

„Weißt du was der einzige Grund war, dass ich nicht liegengeblieben bin in dieser Nacht als uns das Vieh angegriffen hat? Und ich kann dir sagen, es war verlockend  aufzugeben und es gut sein zu lassen. Hat sich angefühlt als würden meine Innereien rausgerissen werden… und dann die Kälte. Das Blut…mein Blut… hat gedampft so beschissen kalt war es.“ - damals hatte er geglaubt es nicht zu schaffen und wäre dem so gewesen, es hätte auch niemanden erstaunt, hätte man seine Leiche mit den Wunden irgendwann gefunden. 

„Während ich blutend im Schnee lag und halb wahnsinnig vor Schmerzen war… wusste ich, ich würde hier sterben. Einfach verrecken, mitten im Nirgendwo. Blutend und fertig mit der Welt- wie damals in dem verfluchten Wald. Aber da hast du mich ja gefunden und gerettet… und irgendwie hast du das in dieser Situation schon wieder getan. Obwohl du weit weg warst, obwohl du dieses Mal nicht um die Ecke gestiefelt kamst. 

Ich hab an dich gedacht und daran, dass ich es dir schulde zu überleben, weil wir nicht nur… irgendein Team sind das gut zusammen funktioniert. Sondern weil wir etwas haben, dass man nur einmal im Leben finden kann, falls man das Glück überhaupt hat…“ - kurz schwieg Matthew nun betreten, dann hob er die Stimme wieder und klang dabei so ironisch - ja fast schon zynisch - wie es nur ging. 

„Aber hey… klar hab ich mich da getäuscht - jetzt fällt es mir auch ein! Natürlich braucht es für mich nur ein Schiff voller strammer Matrosen damit ich endlich loslegen kann und dich vergesse. Logisch.“

Nun setzte er sich doch auf, in einer raschen Bewegung derer man ansah wie sehr der junge Mann gerade damit haderte aufzustehen. 

„Wie wir alle wissen hält meine Treue nur bis zum nächsten gut gebauten Typen und bis zur ersten Gelegenheit. Wie gut das sich mir davon in den letzten Monaten keine geboten hat. So musste ich weiter an dich denken und dich vermissen, mich in den Schlaf heulen oder heulend aufwachen weil ich von dir geträumt hab und davon was wir nie haben werden, weil du tot bist. 

Ich finde… solltest du demnächst oder irgendwann auf deiner einsamen Insel verschollen gehen, möchte ich eine kürzere Frist. Ich denke… vier bis acht Wochen sollten reichen. Und mich kannst du gern auch schon früher abschreiben. Denn sind wir mal ehrlich, bis an dein Lebensende allein zu bleiben wäre doch Unsinn.“

 


Clarence B. Sky

Den Pflock direkt auf Anhieb mit dem Hufeisen zu treffen wäre komisch und gar nicht erst zum Fest zu gehen noch komischer, da musste er Matthew recht geben. Wobei – sicher würde es ihnen auch niemand verübeln, wenn sie angesichts der derzeitigen Lage eben nicht auf dem Jahreswendfest erschienen.

Clarence hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass Matthews Verschwinden eine tiefe klaffende Wunde bei ihm hinterlassen hatte und dass seine Sorge um diesen Mann nicht auszuhalten war, so lange er nicht etwas dagegen unternahm. Einen Suchtrupp zu planen mochte ihn zwar abgelenkt, mitnichten jedoch seinen Schmerz gelindert haben. Das Fest und den Clan einige Zeit zu meiden mochte dem ein oder anderen vielleicht übel aufstoßen, trotzdem wäre es sein gutes Recht gewesen und nichts, das man ihm zum Vorwurf machen konnte. Wenn es sein musste, würde er diese Meinung auch bis zum Äußersten vertreten, würde er dahingehend nicht auf Verständnis stoßen.

In den vergangenen Wochen nach ihrer und vor allem seiner Ankunft in Falconry Gardens war nach außen hin scheinbar wenig passiert und doch hatte sich die Zeit hier in der Kleinstadt angefühlt wie ein halbes Leben, das ungelebt durch ihn durch gerauscht war. Lediglich sein Zustand und vielleicht zu einem geringen Teil auch Adrianna hatten ihn anfangs davor bewahrt von den Fragen aller überrannt zu werden. Ganz gleich ob es um Nagi ging, darum was er alles erlebt hatte während er seinem Clan fern geblieben war oder die Vorwürfe, die er sich hatte anhören müssen – immerhin waren nicht alle in den hinterhältigen Komplott eingeweiht, den er gegen ihren damaligen Anführer gesponnen hatte und nicht jedem gefiel der Tod des großen Nagi Tanka so sehr wie Addy, Barclay oder ihm.

Zu dem Verlust seines Mannes waren die Probleme aus einem längst vergessenen Leben gekommen und all das in Summe hatte ihn auf eine Art und Weise müde werden lassen, wie der Blonde niemals geglaubt hätte sein zu können. Doch nicht nur das, er hatte erkannt welchen Wert Cassie nicht nur als sein Ehemann in seinem Leben eingenommen hatte, sondern vor allem auch als sein Freund und Vertrauter. Es hatte niemanden mehr gegeben mit dem er sich abends beim Essen auf die gleiche Art austauschen konnte wie in den letzten drei Jahren, keinen der ihn abends im Bett fragte was los war wenn er das Licht löschte und dabei unbewusst brummte, weil ihm irgendeine Laus über die Leber gelaufen war. Keinen Partner, der mit ihm seine Sorgen teilte und ihm half die Päckchen hier in Falconry Gardens weiter zu tragen, die er sich damals geschnürt und damit das eigene Grab geschaufelt hatte, wenn er seine Worte hier nicht mit Bedacht wählte.

Matthew so sehr zu vermissen war ein derart schmerzhafter Zustand, dass er keine Worte für diesen Verlust fand. Ihn nun zu sehen wie er sich vor ihm im Bett aufsetzte – buchstäblich wieder jene Distanz zwischen sie bringend, von der sie eben noch froh gewesen waren sie nicht mehr zu haben – war Cassies Art im Wald zu verschwinden, so wie es sonst immer der Blonde getan hatte wenn er aufgebracht war und Raum zwischen sie bringen musste.

Obwohl er wusste, dass es nie gut endete jenes für den Jüngeren unliebsame Thema anzusprechen, hatte der Jäger in den vergangenen Jahren nicht dazu gelernt und auch jetzt bekam er postwendend die Schelle für sein allzu loses Mundwerk. Weder die Zeit, noch das Alter würden jemals an Matthews Einstellung dazu rütteln und nicht mal im Versuch das Ganze in einem amüsanten Kontext zu verpacken, schaffte Clarence es, seinen Mann auch nur ansatzweise empfänglich für ein normales Gespräch zu machen.

Stattdessen erzählte Matthew ihm davon, was er erlebt hatte – und wie er gelitten hatte in vielerlei Hinsicht statt nur ihrer Trennung wegen. Die Art wie sein Mann von dem Angriff berichtete und davon, was ihm widerfahren war, tat Clarence unheimlich weh und ließ seinen eigenen Leib von jener Art unwohlem Schauer durchfahren den man nur dann erlitt wenn jenen Menschen etwas schlimmes widerfuhr, die man liebte; die Worte des Jüngeren klangen dabei sogar wie ein bewusster Vorwurf ihm und seinem Geplapper gegenüber und womöglich hatte es Clarence auch wirklich verdient, immerhin hätte er es besser wissen müssen.

Seinen inneren Drang ignorierend die Dinge am liebsten noch weiter auszudiskutieren, weil lediglich vier bis acht Wochen schon ein sehr unverschämter Ansatz waren, musterte er still Cassies Rücken der breiter geworden war und von dem sich prächtige Schwingen dunkel erhoben, als würden sie seinen Mann gleich aus dem Bett tragen wollen. Doch Matthew gehörte gerade nirgendwo auf der Welt mehr hin als an seine Seite und nicht irgendwo fernab von ihm, wo er sich unerreichbar von ihm entfernen würde. Wenn es nach Cassie ging, dann gehörten sie ja ganz offensichtlich nicht mal in Was-wäre-wenn-Szenarien weit auseinander und das würde der Blonde vorerst akzeptieren müssen – immerhin blieb ihm keine andere Wahl, wenn sein Mann ihm nicht direkt fünf Minuten nach ihrem Wiedersehen direkt wieder abhauen sollte.

Leise raschelte die Bettdecke als Claire sie zurück schob und sich hinter dem Dunkelhaarigen aufsetzte, sich wortlos von hinten an ihn schmiegend und seine Arme um die nackte Brust des Jüngeren legend, so gut wie es der Verband und die Lederriemen an seinem linken Arm erlaubten. Er wollte nicht streiten, weder kurz nach Matthews Ankunft, noch so früh am Morgen, noch überhaupt. Stattdessen bettete er seine Wange auf der fremden Schulter und hielt ihn bei sich, ihm in stiller Manier aufzeigend dass er erneute Distanz nicht zwischen ihnen tolerieren würde, ganz gleich wie aufgebracht sein Mann auch sein mochte.

Als wir in Denver aufgebrochen und hierher gereist sind, wusste ich nicht, dass du nicht hier bist. Sie haben mir gesagt… dass du krank geworden wärst und nochmal so eine lange Reise nicht schaffen würdest, deshalb wärst du hier geblieben in Falconry Gardens“, erhob Clarence nach kurzem Schweigen wieder seine Stimme und dachte für einen Moment an jene Wochen der Ungewissheit zurück, während derer es ihm rückblickend doch noch immer besser gegangen war als in der Zeit danach – denn da hatte Cassie noch ‚gelebt‘, jedenfalls nach dem, was man ihm erzählt hatte. „Ich hab…-“

Tief atmete er durch und leckte sich über die trocken gewordenen Lippen, doch dann schüttelte er unmerklich den Kopf.

Wir sind angekommen, aber es konnte mir keiner sagen wo du bist. Weil du nie hier angekommen bist. Addy hat… den anderen gesagt, dass sie es mir nicht sagen sollen. Weil sie wusste, dass ich nicht mit hierher komme wenn ich davon erfahre, sondern deine Leiche irgendwo draußen im Nirgendwo suchen gehe. Dann hab ich Barclay gesehen und er meinte… dass es dich noch schlimmer erwischt hätte als ihn. ‚Weil du ihm das Leben gerettet hast‘ und ich dachte… ja, Clarence, das klingt nach deinem verfluchten Mann.“

An die Tage danach konnte er sich nur schwer erinnern. Womöglich hatte er nicht so sehr gekämpft wie Matthew, hatte das Fieber gewinnen lassen in der Hoffnung, dass es ihn einfach dahin raffte und ihn dorthin brachte wo Cassie war – wo auch immer das sein mochte. Aber nicht mal sterben konnte er anständig, das war noch nie sein großes Talent gewesen.

Es war nie so gewesen, dass er nie daran gedacht hätte, Cassie könne wirklich tot sein. Dass es keine Option gewesen wäre. Oh, diese Option war so stark und so omnipräsent gewesen, so von allen bevorzugt weil so naheliegend, dass es ihm an manchen Tagen die Luft zum Atmen geraubt hatte. Aber alleine diese Tatsache auszusprechen hätte sie real machen können und loszulassen von diesem Leben, sich einzugestehen dass es vorbei war, das hatte Clarence nicht gekonnt – und würde es auch niemals können, ganz egal wie viel Zeit zwischen ihnen lag.

Denk nicht, ich hätte hier gesessen und einfach nur die… die Tage runter gezählt bis jemand kommt und mir sagt: ‚Es reicht jetzt‘. Du bist alles für mich und ich… keine Ahnung“, hilflos zog er die Schultern etwas hoch und schüttelte den Kopf. „Ich hab keine Ahnung was ich gemacht hätte, w-wenn du… nicht zurück gekommen wärst. Oder wenn ich dich nicht gefunden hätte. Es gibt keinen Plan B zu dir, weil du nicht einfach nur Plan A bist, sondern… mein Leben. Das, was ich führen will. Wenn du bei mir bist, ist alles so… offensichtlich. So leicht. Ich weiß dann, was ich gerne machen will. Was ich mir wünsche… wie mein Leben mit dir aussehen soll. Aber wenn du nicht da bist, dann… dann bin ich völlig desorientiert.“

Das war er wirklich und das wusste Matthew, immerhin hatte er ihn damals nicht anders kennengelernt und auch sein heutiger Zustand zeigte, dass er ohne seinen Mann nur ein trauriges Abbild seiner selbst war.

Was er gemacht hätte, wäre Matthew tatsächlich niemals zu ihm zurück gekehrt?

Er wusste es wirklich nicht.


Matthew C. Sky

Clarence hatte viele Talente und viele Fähigkeiten und darüber hinaus besaß er mindestens noch zwei Gaben. 

Die erste Gabe war ein Fluch, denn niemand vermochte es Matthew Cassiel Sky so schnell und nachhaltig zu verärgern wie Clarence. Er verstand sich darauf die richtigen Knöpfe auf die richtige Weise zu drücken und Matthew damit derart zu verprellen, dass der Jüngere am Liebsten ausflippen würde. 

Manchmal flippte er dann wirklich aus - besonders als Reed hatte er das öfter getan - und dann endete alles im Chaos. 

Die zweite Gabe des Hünen war ein Ausgleich für die erste und einer seiner Trümpfe, die der Blonde spielen konnte wann immer sich das Blatt gegen ihn zu wenden drohte. Denn ebenso schnell wie er Matthew verärgern konnte so schnell konnte er die Wogen auch wieder glätten. 

Weil niemand, nicht mal ein impulsiver Trotzkopf wie Matthew, einem Kerl wie Clarence böse bleiben konnte wenn dieser jene bestimmte Tonart anschlug. Bekümmert und einsichtig und traurig und um Nachsicht bittend. 

Trotzdem wollte Matthew dieses Mal nicht einlenken und sein erster flüchtiger Impuls war es, der Umarmung durch den Anderen zu entgehen. Es war nur der Bruchteil einer Sekunde, doch in jenem Augenblick spannten sich seine Muskeln an als wolle er aufstehen. Jenen Wimpernschlag lang wollte er nicht nachgeben und Clarence mit seiner bekloppten Anwandlung zurechtweisen, deutlich und scharf damit das Thema endlich mal geklärt war. 

Aber jener Impuls hatte keine Macht, es war ein winziges Aufbäumen seines Trotzes und ein Spiegel seiner Kränkung… aber was bedeuteten diese Dinge schon, wenn der Mann den man so sehr liebte, einen festhielt?

Sie bedeuteten nichts. 

Also wirkte Clarence seinen Zauber und machte, dass der Zorn des Jüngeren verpuffte und er sich statt aufzustehen spürbar in der Umarmung seines Mannes entspannte. 

Still lauschte er auf das was der Andere ihm sagte und hob schließlich eine Hand um sie an Clarence‘ Wange zu legen. Behutsam streichelte er durch den gestutzten Bart, der sich noch ungewohnt unter seinen Fingern anfühlte - was sich hoffentlich schon bald wieder änderte. 

Noch immer drehte er sich nicht zu ihm herum, sondern genoss das Gefühl des fremden Kinns auf seiner Schulter, die Arme die ihn hielten und die Wärme die Clarence ausstrahlte. 

Ich denke nicht, dass du nur rumgesessen und auf den Ablauf irgendeiner Frist gewartet hast. Ich weiß was du getan hast… immerhin habe ich Briefe von dir gefunden… Ich wäre nicht mit dir verheiratet würde ich nicht wissen… wie sehr du mich liebst.“ 

Das stimmte nur so halb, denn als er ihn geheiratet hatte, da hatte Cassie das Ausmaß ihrer Liebe und das, wozu ihre Beziehung sich entwickeln würde noch nicht erkannt. 

„Adrianna hat dafür gesorgt, dass wir uns hier wiedergefunden haben… das weißt du, hm? Wenn du losgelaufen wärst um mich zu suchen…“, nun war es der Dunkelhaarige der den Kopf schüttelte, weil er sich gar nicht ausmalen wollte was alles hätte passieren können. 

„Du bist… für mich alles was auf der Welt zählt, hörst du? Ich bin zu dir zurückgekommen und ich werde immer zu dir zurückkommen. So lange ich lebe.“ 

Erst jetzt löste sich Matthew vorsichtig aus der Umarmung seines Mannes, drehte sich zu ihm und betrachtete ihn aus dunklen Augen die ernst und eindringlich blickten. 

„Es wird… keinen Plan B geben für mich. Also… wenn du nicht willst, dass ich für den Rest meines Lebens allein bleibe und nach dir suche, dann gehst du mir besser einfach niemals verloren.“ 

Das war der einzige Weg um sicherzustellen, dass er ein glückliches Leben führte. 

„Es tut mir leid, was du alles durchgemacht hast wegen mir… ich hätte… gleich hierher kommen sollen nachdem ich wieder auf den Beinen war. Stattdessen…“, er seufzte leise und ließ den Rest seiner Gedanken ungesagt. Das Thema wechselnd legte er schließlich eine Hand behutsam auf Clarence‘ Brust und drängte ihn nach hinten. 

„Leg dich hin… ich… bin gleich wieder bei dir.“ - aber der Blick des Anderen verriet seine Skepsis und seinen Unwillen, was typisch für den den Bären war und Matthew lächeln ließ. 

„Nun mach schon, ich lauf schon nicht weg. So sehr hat mich das dämliche Gerede von irgendeiner Frist dann auch nicht verärgert.“ zögerlich aber immerhin folgsam legte sich Clarence also wieder hin, während Matthew sich erhob - nackt und ungeniert wie ein junger Gott der sich nichts daraus machte unbekleidet zu sein. Seine Schritte und Bewegungen waren dabei so geschmeidig wie eh und je und von einer selbstverständlichen Eleganz geprägt, wie man sie nicht erlernen konnte. 

Weit verschwand der junge Mann nicht, noch nicht einmal außer Sicht ging er, als er seine Tasche ansteuerte in der seine wenige Habe verstaut war. 

Geschickt löste er die ledernen Riemen welche als Verschluss dienten und tauchte die Hand in die geschaffene Öffnung. Lange musste er nicht suchen, da schlossen sich seine Finger um ein in ein Leinentüchlein eingeschlagenes Objekt, welches ihm sehr vertraut war. 

Vor Clarence verborgen - da er mit dem Rücken zu ihm stand - nahm er es in die Hände, schlug den Stoff zurück und betrachtete das glatte Holz des Gegenstandes. Aufmerksam drehte er es ein paar mal prüfend hin und her und polierte es mit dem Tüchlein nochmal nach, ehe er es wieder einwickelte und sich endlich zurück zu Clarence wandte. 

„Ich hab was für dich.“, sagte er während er näher kam und sich zurück auf das Bett setzte, wo er den Gegenstand übergab und anschließend zurück unter die Decke schlüpfte und sofort wieder ganz dicht an Clarence rutschte. 

„Na los, mach es auf.“, ermutigte er den Blonden. 

Unter dem weißen Leinentuch befand sich das fertiggestellte Projekt, das ihn in den letzten Monaten abgelenkt hatte von seiner Verzweiflung. Mehr schlecht als recht zwar, aber immerhin. 

Die handgeschnitzte Pfeife bestand aus glattem festen Holz und war so blank poliert, dass sie schimmerte. 

Der Pfeifenkopf war verziert mit der Gestalt eines Berglöwen, eine Reminiszenz an das Berglöwenfell welches sie beide in bitterkalten Monaten warmgehalten hatte. Das Mundstück war aus schwarzem Horn gefertigt und stammte von einem erlegten Rehbock. 

Über Monate hinweg hatte Matthew an der Pfeife gearbeitet, hatte mehrmals neu begonnen und sich so manches Mal in die Finger geschnitten. Es war kein vergnügliches Projekt gewesen, nichts das ihm Freude bereitet hatte - eher hatte es ihn mit Bitterkeit erfüllt weil er ja zu wissen geglaubt hatte, sein Mann würde niemals mit ihr seine Kräuter paffen. 

Aber immer wenn er an ihr gearbeitet hatte, hatte es ihn bestärkt in seinem Rachevorhaben. Er würde diejenigen finden die für den Tod seines Mannes verantwortlich waren, er würde sie auslöschen und wenn das getan war würde er alles was er noch von Clarence hatte vergraben und die Pfeife dazulegen. 

Und dann… würde er sich einen schönen Ort suchen um sein eigenes Leben zu beenden. 

Von wegen einen Neuanfang wagen. 

So war sein Plan gewesen - aber der junge Mann tat gut daran davon nicht zu reden. 

All die Monate voller Rachegedanken, voller Schmerzen und Blut und voller Verzweiflung… Jetzt war jene Zeit vorbei und die Pfeife war viel mehr geworden als eine Opfergabe für seinen toten Mann. Stattdessen war sie das erste Geschenk, dass er ihm machte. 

„Ich wollte es unbedingt zu unserem Hochzeitstag fertig haben… auch wenn ich damals noch dachte, dass wir keinen mehr zusammen erleben. Ich bin… so unglaublich froh, dass ich mich diesbezüglich geirrt hab.“


Clarence B. Sky

Dass Cassie nicht mit ihm verheiratet wäre, würde er nicht wissen, wie sehr Clarence ihn liebte, wagte der Blonde schwer zu bezweifeln wenn er da an den Tag ihrer Verlobung zurück dachte. Das Wort Liebe und Heirat waren innerhalb von zwei aufeinander folgenden Atemzügen gefallen und Matthew hatte ihm sein Ja zu einer Hochzeit gegeben, noch bevor er richtig begriffen hatte, was Claire da gerade zu ihm gesagt hatte. So war es ihm zumindest vorgekommen – denn welcher halbwegs normale Mensch ehelichte schon seinen verwilderten Klotz, mit dem er seit zwei Jahren verkameradet war, den er aber erst seit zwei Tagen küsste?

Es gab gute Gründe warum sie Cameron und Adrianna gegenüber nie dermaßen ins Detail gegangen waren, denn zu sagen ‚Wir haben uns geküsst und dann zwei Wochen später geheiratet‘ war nichts, was man mit einem gesunden Menschenverstand in Verbindung bringen würde. Aber das war auch gut so, denn wenn sie nicht das gleiche Maß von Wahnsinn in sich tragen würden, wie hätten sie dann dermaßen schnell und so heftig zueinander finden sollen, wie sie es letztendlich getan hatten?

Doch Matthew hatte recht, sein Mann liebte ihn sehr. Mehr noch als nur das, er liebte den Dunkelhaarigen abgöttisch, das wusste Cassie – und dadurch verwunderte es den Jüngeren sicher auch nicht, dass Claire ihn nur ungerne aus dem Bett aufstehen ließ, nun wo sie sich endlich wieder hatten.

„Wenn du nicht willst, dass ich dir verloren gehe und du ohne Plan B dastehst, lässt du dir lieber nicht allzu viel Zeit“, entgegnete Claire ihm missmutig, während er sich im Bett zurücklehnte und auf den Ellenbogen aufstützte.

„Oder, weißt du… ich hab es mir anders überlegt. Mach was du willst, ich hab Zeit.“ - Das flackernde Feuer im Kamin erhellte die kleine Wohnung im warmen rot-orangenen Schein der tanzenden Flammen und umspielte damit den definierten Leib des Jüngeren sanft, während er zu seinen Sachen zurück ging, um darin herum zu wühlen. Matthew wusste welche Anziehungskraft er für gewöhnlich auf andere Menschen hatte und Clarence hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihm nicht anders ging. Auch jetzt musterte er die Konturen seiner jungen Gottheit unverhohlen, prägte sich die wohlgeformten Rundungen seines Hinterns mit hungrigen Blicken ein und vergaß darunter fast schon wieder wie müde er eigentlich sein sollte. Aber was blieb einem auch anderes übrig bei einem so schönen Mann, der nackt und attraktiv vor ihm herumstolzierte und sich ihm auf eine Weise präsentierte, wie es nur seinen eigenen blaugrauen Iriden zugestanden war?

Clarence hatte es unsäglich vermisst solche Momente zu verleben, in denen Cassie nackt seine Gesellschaft teilte, ungeniert vor ihm durch die Gegend stolzierte oder sich einfach nur Haut an Haut an ihn schmiegte um seine Nähe zu suchen. All das, was das Zusammenleben mit anderen Menschen besonders machte, war ihm verloren gegangen seitdem sein Mann nicht mehr an seiner Seite war und er würde den Teufel tun seine unanständigen Blicke zu zügeln – besonders da der Jüngere ruhig spüren sollte, dass sein Appetit auf ihn nicht durch ein paar Narben mehr oder weniger geschmälert wurde.

Erst als Matthew schließlich tatsächlich wieder zu ihm ans Bett zurück kam, entspannte sich der Blonde wieder sichtlich und hielt dem Jüngeren die Bettdecke neben sich hoch, damit er wieder zu ihm darunter schlüpfen konnte. Wenn Cassie jetzt auch noch das verlorene Geld wieder aus seinem Rucksack zauberte, so wie er es vorhin mit der Bibel und den Mädchen getan hatte, fiel Clarence wohl endgültig vor ihm auf die Knie und küsste ihm die Füße, denn dann war er entweder während ihrer Trennung Zauberer geworden oder Gott persönlich.

Doch das, was sich in dem Leinentüchlein verbarg, fühlte sich nicht wie ein Haufen voller Goldmünzen an und auch nicht wie ein kleiner Barren Gold, aus dem sie sich welche pressen lassen konnten.

„Sag das nicht so… das macht mich traurig wenn du sagst, wir erleben keinen mehr zusammen. Auch, wenn es ganz danach ausgesehen haben mag“, tadelte er seinen Mann angefressen und schob eine Hand unter die Bettdecke, um ihn mahnend in den Oberschenkel zu kneifen. Wenn er selbst nicht über Plan B reden durfte, dann wollte er solche traurigen Sachen auch nicht von seinem Mann hören. Wenigstens nicht jetzt, nicht bevor sie ausgeschlafen hatten, nicht bevor sie sich absolut sicher waren, dass der andere auch nach dem Aufwachen noch bei ihnen war. Es gab sicher noch genug traurige Dinge zu bereden, davon hatte Clarence genug parat; aber dafür war nicht dieses schöne warme Bett geeignet, in dem sie sich nah sein und einzig ihre Zweisamkeit genießen sollten.

„Ich hab… gar nicht so weit gedacht, dir für unseren Hochzeitstag irgendwas zu besorgen. Ich hab den Tag am Zaun verbracht und auf dich gewartet und… wenn du dann da gewesen wärst, hätte ich wohl improvisieren müssen. ‚Hallo, hier bin ich, ich bin dein Geschenk‘ oder so. Hätte mir auch ein Schleifchen umgebunden, wenn es das besser gemacht hätte“, grinste er schelmisch und bettete das kleine Bündel sorgsam auf der Decke über seinem Schoß. Trotz der langen Reise war das Leinentuch von keinem einzigen Fleck benetzt, was bei ihrer beider Talent für Unordnung ein untrügliches Zeichen dafür war, wie viel Wert Cassie darauf gelegt hatte. Es rührte den Blonden sehr, dass Matthew in all seinem Trubel an so etwas vergleichbar Banales wie ihren Hochzeitstag gedacht hatte und gleichzeitig bewies es ihm, dass er sich nicht in seinem Mann getäuscht hatte wenn es darum ging, wie viel ihnen beiden diese Ehe bedeutete.

Sich räuspernd, damit ihn die Sentimentalität diesbezüglich nicht vollends aus der Bahn warf, machte er sich daran das kleine Präsent vorsichtig aus dem Tuch zu wickeln. Auch wenn die Form des Gegenstands es gefühlt vielleicht hätte vermuten lassen, so wäre Clarence niemals auf die Idee gekommen, dass sich darunter tatsächlich eine Pfeife verbarg – nicht, nachdem Cassie etwas von ‚fertig bekommen‘ erzählt hatte.

Er kannte seinen Mann und auch dessen kurze Aufmerksamkeitsspanne, seine Ungeduld wenn etwas nicht sofort so lief wie er es erwartete und vor allem, wie schnell er von filigranen Arbeiten genervt sein konnte. Cassie konnte wundervolle Schnitzarbeiten erledigen, würde er sich dabei nicht selbst so oft im Weg stehen und doch erkannte der Jäger in der Pfeife sofort die Handschrift Matthews wieder, während er das gute Stück staunend in seinen Händen drehte.

„Die hast du gemacht“, stellte er fassungslos fest ohne daraus eine Frage zu formulieren, immerhin zweifelte er nicht daran während er sie von einer Hand in die andere nahm und genoss, wie gut sie einem in der Hand lag. „Funktioniert die, hast du sie getestet?“

Nicht, dass Matthew irgendein großer Pfeifenraucher wäre, aber Clarence wollte sie auch nicht verschmutzen falls sie nur als Dekoration gedacht war. Trotzdem führte er sie an die Lippen, wo das dunkle, blank polierte Horn sich schnell erwärmte und an seinen Mund schmiegte, einen schönen warmen Ton an seine Zähnen hinterlassend, bevor er zufrieden an der Pfeife zog.

Seine eigene, aus der er seit sie sich kannten geraucht hatte, war mit dem Absturz des Zeppelins in seinem Rucksack zerbrochen und obwohl sie ein Erbstück seines Großvaters war, hatte er sich nie darüber beklagt – immerhin hatten genug andere seiner Sachen überlebt, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Menschen und deren Habseligkeiten. Dass Matthew sich nun ausgerechnet jenes Geschenk zum Ziel gesetzt hatte, machte es noch bedeutsamer und darüber hinaus war es die erste seiner Arbeiten, die er tatsächlich für seinen blonden Klotz angefertigt hatte.

„Die ist… wirklich wundervoll. Du musst eine Ewigkeit da dran gesessen haben… bestimmt war es nicht der erste Versuch und die Prototypen sind alle im Feuer gelandet, mh?“, riet er schmunzelnd ins Blaue hinein und fuhr mit der Fingerkuppe sachte über den Berglöwen, der prunkvoll den Kopf der Pfeife verzierte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann Cassie jemals in seinem Beisein eine seiner Arbeiten so weit bis zum Ende geführt hatte, obwohl das ein oder andere Werk es sicher wert gewesen wäre.

„Danke für das schöne Geschenk… und danke für dich“, fügte er leise an, begleitet vom leisen Rascheln der Bettdecke, während er sich zu seinem Mann hinüber beugte um ihn sanft zu küssen. Verpasster Hochzeitstag und christliche Feiertage hin oder her, so reichlich wie heute war er seit Ewigkeiten nicht mehr beschenkt worden und das alles hatte er ganz alleine diesem Torfkopf zu verdanken, der ihn so ewig hatte warten lassen.

 

Das macht es jetzt noch ein bisschen schlimmer, dass ich nichts für dich hab. Soll ich mir doch aus irgendwas eine Schleife basteln?“, schlug er versöhnlich vor und wagte nicht zu bezweifeln, dass dem Jüngeren das als Geschenk sogar genügen würde.


Matthew C. Sky

Beim Absturz des Zeppelins hatten alle etwas verloren, viele ihr Leben, andere Gliedmaßen und wieder andere geliebte Menschen. Die Glücklichen unter jenen die abgestürzt waren hatten nichts weiter eingebüßt als ihre Habe - und unter ihnen waren die beiden jungen Männer. 

Fast nichts von dem was Matthew noch vor zwei Jahren besessen hatte, hatte er bis hierher mitbringen können. Weder seine Habe die er Le Rouge abgenommen hatte, noch Dinge die er von seiner Mutter bekommen hatte. Clarence ging es nicht viel besser, auch wenn dessen kostbarste Schätze - die Fotographien seiner Töchter wieder zu ihm zurückgefunden hatten. 

Sich zu beklagen lag ihnen beiden nicht und so hatte der Blonde nie ein Wort über seine Pfeife verloren, die mit dem Zeppelin verbrannt oder zu Bruch gegangen war. 

Und Matthew? Er hatte den Wert jenes Gegenstandes nur vage erahnt, etwa weil der Größere immer sehr pfleglich mit ihr umgegangen war. 

Zu behaupten er hatte jene Pfeife als Ersatz für die Alte gefertigt wäre nicht richtig gewesen, denn Matthew hatte keine Hoffnung gehegt, dass sein Mann sie je zu Gesicht bekommen würde. Zu sehen wie Clarence den Gegenstand nun in den Händen hielt, das Mundstück zwischen die Lippen nahm und prüfte, war das wohl beste Geschenk was der Größere ihm machen konnte. 

Ganz ohne Schleife. 

„Du musst auch nichts für mich haben. Du hast… all das hier für uns ausgesucht.“ - er nickte in den Raum der vor ihnen lag und mittlerweile angenehm warm war, wodurch das Pergament und die Kräuter einen wohligen Duft verströmten. 

„Sie zu machen hat mich abgelenkt… zumindest einigermaßen. Frag nicht wie viele Versuche es gab.“, nun lächelte er wieder, weil Clarence ihn eben einfach zu gut kannte. Matthew war in vielerlei Belangen nicht besonders geduldig und obendrein war er mit sich selbst so streng, dass er die eigenen Ansprüche meistens gar nicht erreichen konnte. Doch in den Momenten in denen er sich auf etwas fokussierte, etwa beim Jagen oder Zeichnen, konnte er bisweilen eine Qualität abliefern die erstaunlich war. 

Und so war es ihm auch bei der Pfeife gelungen etwas zu schaffen, dass problemlos in einer Vitrine zum Verkauf hätte feilgeboten werden können. 

Wertvoller als jeder Preis den man in Münzen oder Juwelen zahlen konnte, war jedoch der süße Kuss den Clarence Matthew schenkte, bevor er erneut kundtat es zu bereuen, nichts für ihn zu haben. 

„Eine Schleife, hm? Eine Schleife ist ja eigentlich nur dazu da… sie wieder aufzumachen und zu sehen was darunter liegt.“ - und wenn er so darüber nachdachte, dann wäre es irgendwie wirklich ganz schön gewesen Clarence als sein Präsent auszupacken. 

„Ich könnte über dein fehlendes Engagement hinwegsehen und so tun als hätte es eine Schleife gegeben…“ entgegnete Matthew verschmitzt, wobei der Ausdruck seiner Augen sich kein bisschen zu früher verändert hatte. In der Zeit ohne Clarence hatte er Narben dazu gewonnen, hatte Dinge in Erfahrung gebracht die ihn hatten reifer werden lassen und ihn dazu genötigt hatten Entscheidungen zu treffen die unumkehrbar waren. Er hatte sich durchaus verändert… doch im Augenblick war Matthew einfach nur er selbst und es schien, als läge keine Trennung zwischen ihnen, sondern als wäre ihr gemeinsames Leben nie von irgendetwas überschattet gewesen. 

Jenen Blick und jenes Lächeln heraufzubeschwören war etwas, dass außer Clarence niemand schaffte. 

Die Wirkung des Blonden war unumstritten und so augenfällig, dass jene die Matthew kannten sofort einen Unterschied feststellen konnten. 

Ohne näher auf die Bedingungen einzugehen die es brauchte damit er großzügig über Clarence‘ mangelnde Vorbereitung hinwegsah, beugte sich der Jüngere zu ihm herüber und suchte die Lippen des Hünen, die zu küssen ein warmes, kribbelndes Gefühl in seinem Bauch erzeugte. 

„Lass uns einfach so tun… als hätte ich dich schon… von ihr befreit….“, flüsterte Cassiel gegen den Mund, den er zwischendurch immer wieder küsste. 

„Leg die Pfeife weg, hm?“ bat er schließlich und leckte sich über die eigenen Lippen auf denen der süße Geschmack seines Mannes noch lag. Geschmeidig wie ein Raubtier aus der Wildnis drängte Matthew sich an den Körper seines Geliebten und legte eine Hand an seiner Taille ab. Unstet streichelte er über den schönen Körper, zeichnete die Rippenbögen nach oder kratzte zärtlich über den Bauch des Blonden. „Leg sie weg… dann zeig ich dir was es bedeutet… mein Geschenk zu sein.“

Beinah verheißungsvoll zwickte Matthew nun in die Unterlippe des Wildlings und ließ seine kosende Hand in tiefere Gefilde des schönen Körpers wandern. 

Geschickt schlugen seine Finger eine Route ein, der sie schon so manches Mal gefolgt waren und die noch nie zu Enttäuschung geführt hatte. 

Straff und definiert waren die Rundungen des fremden Gesäß‘ als der Dunkelhaarige sich sehnsüchtig darin verkrallte. Wie oft hatte er sich nach jenem Gefühl gesehnt? Wie oft hatte er sich ausgemalt wie es sich anfühlte Clarence noch einmal zu berühren? 

Und obgleich er sich oft danach verzehrt hatte, so konnte keine Erinnerung der Welt mit dem mithalten, was ihn Clarence gerade spüren machte. Einfach nur damit, dass er echt war. Lebendig, in einem Stück…. und trotz der Veränderungen nicht minder begehrenswert als noch vor vier Monaten. 

Erregt keuchte Matthew gegen die Lippen seines Geschenks, auf das jenes begriff wonach ihm nun der Sinn stand. 

 


Clarence B. Sky

Die Wohnung, in der sie sich befanden, wäre für viele andere sicher zu klein gewesen. Ein einzelner Raum, der nahtlos vom Ess- in den Schlafbereich überging und keinen separaten Wohnbereich hatte mit einem Kamin und bequemen Sitzgelegenheiten, hätte mancher als ungenügend empfunden. Letztlich war die kleine Wohnung auch kein Familienwohnsitz, sondern eigentlich eine höherqualitative, möblierte Schlafgelegenheit zur Kurzmiete für Durchreisende gewesen; oft hatte Clarence hier Geschäftsleute im kleinen Vorgarten sitzen sehen, die persönlich angereist waren um Geschäfte mit der Falknerei zu machen. Manchmal waren Leute hier gewesen, die die Qualität des hier produzierten Pergaments zu testen gedachten, weil ein Buchdruck in der Metropole einen Großkauf tätigen wollte.

Falconry Gardens mochte eine kleine Stadt sein, völlig unbedeutend im direkten Vergleich zu den Metropolen, genauso wie jede andere Kleinstadt auch völlig nichtig war, wenn man das große ganze im Blick hatte. Aber sie hatte einen Vorteil: Das kleine Monopol auf bestens ausgebildete Falken und den einwandfreien Ruf bestes Pergament herzustellen, das sich hervorragend zur Bindung von Büchern eignete.

Allerdings erging es der Stadt so wie jeder anderen Ortschaft, die nicht mal eben so erreichbar war – denn der Winter und sein hoher Schnee hielten die Händler davon ab persönlich anzureisen und gerade für die Gasthäuser und die kleinen Vermieter war dieser Umstand eine Katastrophe.

Diesem Umstand war es zu verdanken, dass Clarence die kleine Wohnung überhaupt zur befristeten Langzeitmiete bekommen und dafür noch nicht mal besonders viel bezahlt hatte. Die Vermieter waren froh um jeden Taler der ihnen nun zusätzlich in die Tasche fiel und Claire war dankbar darum, dass sich die Frau des älteren Ehepaars auch weiterhin um den Garten kümmerte, sodass er selbst keine Last damit hatte. Ja sogar die Bettwäsche hätte sie ihm weiter gereinigt wenn er darauf bestanden hätte, so sehr war sie es gewöhnt einmal die Woche nach Auszug grundreinigen zu müssen – doch spätestens jetzt würde er auf den Service definitiv verzichten müssen; denn zu den reichen Qualitäten, die Falconry Gardens zu bieten hatte, zählte nun auch endlich Matthew Cassiel Sky.

Eben jener war es, welcher der imaginären Präsentschleife eine verruchte Fantasie andichtete und daraus schamlos ein Spiel machte von dem sie beide wussten, dass es keine Verlierer dabei geben würde. Alleine schon die Art wie Matthew ihm leise entgegen wisperte und ihn zwischen seinen Worten küsste reichte aus, um seinen Bären wissen zu lassen, dass Cassies Hunger noch lange nicht versiegt war – da konnten die Reise noch so lang, die Nächte noch so dunkel und das erlegte Wild noch so mager sein, wenn es um das eine ging, kannte sein nimmersatter Ehemann kaum ein Maß… und das war gut so, denn Clarence hatte ihn nicht weniger vermisst wie er selbst vom Jüngeren auch vermisst worden war.

Die unzähligen kleinen Küsse, die sein Geliebter ihm geschenkt hatte, brannten wohltuend auf seinen Lippen nach und machten ihn einmal mehr spüren, dass er die Nähe zu seinem Mann so sehr brauchte wie die Luft zum Atmen. Wie konnte es sein, dass er die letzten vier Monate überlebt hatte ohne seinen Mann? Dass er es geschafft hatte abends einzuschlafen ohne von ihm geküsst worden zu sein, ohne die Nähe und die Wärme der fremden nackte Haut auf seiner Brust – und wie hatte er aufstehen können in dem Wissen, dass Cassie nicht nur im Bad und deshalb nicht bei ihm war, sondern irgendwo verschollen in der großen weiten Welt?

Rückblickend konnte Clarence es nicht sagen. Er hatte mehr funktioniert statt zu leben, war vegetiert statt wahrhaftig zu sein und irgendwie hatte es ihn ja über die Runden gebracht, sonst wäre er heute nicht hier. Aber ein Leben ohne Matthew war nicht sein Leben, war nicht das was ihn Antrieb und was ihm Freude bereitete so wie der Dunkelhaarige es tat, der ihm so verboten freche Dinge entgegen flüsterte und begann ihn einfach vorwitzig zu begrabbeln, ganz so als hätten sie ihr Wiedersehen nicht schon miteinander zelebriert.

Ein kehliges Schmunzeln, kaum mehr als ein leises Lachen, kam über seine Lippen, bevor er wohlig raunte und sich dem prüfenden Griff seines Mannes entgegen drängte. Selbst damals, als er noch keine Ahnung hatte was es heißen würde sein Geschenk zu sein, hatte er sich dem Jüngeren nicht verwehrt und auch wenn es nicht die Rollenverteilung war in der sie die meiste Zeit verbrachten, war es nie etwas gewesen, das er Matthew verboten hatte mit ihm zu erkunden.

Du bist… ein ziemlicher Schwerenöter geworden in deiner Zeit auf Reisen, mh?“, wollte er keck von ihm wissen, überbrückte die geringe Distanz zwischen ihnen nun seinerseits und nötigte den schönen definierten Mann vor sich in einen Kuss, an dessen Ende er ihn herausfordernd mit den Zähnen in die Unterlippe zwickte – als Retoure für die kleine Verheißung, die der andere ihm nur wenige Sekunden zuvor ebenso auferlegt hatte. „Ein kleiner Casanova, der sich seinen ganzen Charme brav aufgespart hat, bis er wieder bei mir ist. Kommst hierher, machst mir schöne Geschenke… und alles nur, um mich damit gefügig zu machen. Ich hab dich durchschaut, Matthew Sky.“

Warm legte er seine Hand auf dem fremden Arm ab, der sich noch immer in seinem Hintern verkrallt hatte, und streichelte wohlwollend die festen Muskeln entlang, die Cassie auf seiner Reise bekommen hatte. Wenn es eines gab, das er besonders an seinem Mann liebte, dann war es seine Art ihm leise entgegen zu flüstern und den braven Christenjungen damit zu bezirzen – ganz gleich ob es darum ging ihn gefügig zu machen oder ihn zu locken, endlich über das wehrlose Böckchen herzufallen.

Du solltest doch wissen, dass es keine Geschenke braucht, damit ich dich will.“


Matthew C. Sky

Natürlich wusste Matthew, dass es keine Geschenke brauchte damit Clarence ihn begehrte, denn wenn es eines gab was Matthew schon bei Zeiten klar geworden war dann, dass der Blonde vernarrt in ihn war. 

Noch lange bevor aus ihnen ein Wir und aus Reed ein Sky geworden war, ja sogar bevor Matthew begonnen hatte dem Anderen zu vertrauen, hatte er dessen Blicke bemerkt. 

Heimlich und im Verborgenen hatte der Wildling sie ihm zugeworfen… immer dann wenn er geglaubt hatte, der Jüngere bekam es nicht mit. Es waren verstohlene Blicke gewesen, nicht konform mit seiner christlichen Anschauung und obendrein nicht halb so unauffällig wie vermutlich  beabsichtigt gewesen war. 

Dass der drahtige Waldläufer  ein Gespür für seine Wirkung auf Clarence hatte, hatte jener ja aber nicht ahnen können. 

Und rückblickend betrachtet war es außerdem gut gewesen, dass der Blonde sich verraten hatte und Matthew jenen Deal vorgeschlagen hatte der sie immer näher zusammen gebracht hatte. 

An ihrer Lust nacheinander hatte sich in den nachfolgenden Jahren nur eines verändert: sie war größer geworden und ihre Stelldicheins kreativer. Es gab mittlerweile weit mehr als nur noch eine Art miteinander zu schlafen und Matthew wusste, dass sein Mann jede Variante genoss - ebenso wie er selbst auch. 

Die freche Erwiderung des Größeren war etwas, dass der Dunkelhaarige mit einem charmanten Lächeln quittierte und was ihn natürlich nicht davon abhielt seine Pläne weiter zu verfolgen. 

Clarence war insgesamt deutlich schmaler geworden, das hatte er bereits in dem Wirtshaus auf den ersten Blick bemerkt. Und auch jetzt fühlte sich der Blonde unter seinen Fingern weit weniger muskulös und athletisch an als zuletzt in Denver. 

Nichtsdestotrotz war der Blonde ein schöner und begehrenswerter junger Mann an dem sich Matthew nicht sattsehen konnte und den er einfach spüren musste. 

„Ich komm hierher und mache dir Geschenke nur um dich gefügig zu machen, ganz recht. Hat es funktioniert?“, erwiderte er süffisant und verstärkte den Griff um die feste Rundung die unter seinen Fingern lag. 

„Ich hab dich so vermisst… dich und wie du dich anfühlst, wie deine Stimme klingt, wie du riechst…“, fügte er wispernd an, wobei er es dieses Mal ernst meinte. 

Die Sehnsucht nach Clarence war nicht einfach nur körperliches Verlangen, sondern viel mehr. Er sehnte sich nach diesem Mann weil einfach alles an Clarence ihn anzog und weil er sich mit ihm zusammen vollständig fühlte. 

Ein Leben ohne ihn war - rein theoretisch- möglich, aber es war nicht erstrebenswert. Weil das, was Clarence ihn fühlen ließ, kein anderer in Matthew auslöste. 

Behutsam stupste der dunkelhaarige junge Mann nun mit der Nasenspitze gegen die des Größeren und hauchte anschließend einen Kuss auf sie, bevor er auch Clarence‘ Lippen zärtlich bedachte.  Der Griff seiner Hand hatte sich auch wieder gelockert und er streichelte zärtlich über die weiche Haut. 

„Das schlimmste war die Angst davor dich zu vergessen… nicht dich als Person, sondern… deine Stimme, deinen Duft.“, ein ganzes Leben würde nicht ausreichen damit Matthew Clarence vergaß und doch hatte ihm das Angst gemacht. Sinnlich und ohne Eile gab er dem Größeren nun einen neuen Kuss, wobei er ganz zärtlich die Lippen seines Geliebten mit der Zunge aufspaltete. Ebenso liebevoll streichelte seine Hand weiter über die Kehrseite seines Liebsten, wanderte ein wenig tiefer hinab und verschaffte sich Zugang zu jenem züchtig verschlossenen Punkt, den zu erkunden es ihn gerade verlangte. 

Leise stöhnte Matthew in den Kuss als seine Fingerspitzen die warme verborgene Stelle erreichten und er begann sie zu umschmeicheln. Ohne Druck streichelte er mit dem Zeigefinger darüber, eine zärtliche Berührung die keine Penetration forcierte sondern einfach nur gut tun sollte. 

„Dir so nah zu sein ist… so unfassbar schön.“ 

Vor ihrer Trennung war es für sie beide normal gewesen einander jeden Tag und jede Nacht bei sich zu haben. Sie hatten die Gegenwart des Anderen gesucht und genossen, in jeder freien Minute und sie hatten darüber hinaus verlernt was es hieß, einander nicht zu haben. 

Etwas, dass ihnen durch die Trennung auf schmerzliche Art und Weise wieder bewusst geworden war.

Leise und wohlig seufzte Matthew gegen die Lippen seines Liebsten bevor er sinnlich mit der Zungenspitze über sie leckte, Clarence‘ zu einem spielerischen Gefecht auffordernd. Es war ein durch und durch erregendes Gefühl zu spüren wie warm und lebendig sich Clarence neben ihm anfühlte, wie sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug hob und sich gegen Matthew drängte. 

Mit Ruhe und dennoch einer gewissen Bestimmtheit drängte Cassiel schließlich das obere Bein des Größeren etwas zu sich, sodass das Knie des Blonden auf seiner Flanke lag.

“ Hmmm so ist es gut…“, raunte der Dunkelhaarige zufrieden als er mit den Fingern neuerlich über den rosig zarten Anus glitt und dabei nun viel besseren Zugang hatte. Zärtlich umschmeichelte er den Muskelring während er erneut die Lippen des Wildlings suchte und für sich einnahm, ein wenig fordernder als noch zuvor… was dem Hunger nach dem Blondschopf geschuldet war, der mit jeder Sekunde größer wurde….

 


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