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Rio Nosalida

11. Juli 2210


Clarence B. Sky

Natürlich hätte ihr nächtlicher Ausflug noch einen Moment warten können. Aber das hätte seine Ankunft an Matthews Zimmer vorhin auch, oder ihr wenig überraschendes Stelldichein oder alles andere. Die Wahrheit war: Sie hatten einen ziemlich anstrengenden Tagesmarschin hinter sich und mittlerweile ziemlich intensive Intimitäten, eine gemeine Mischung die nicht selten dazu führte sich in Schmuseleien zu verlieren und dann mir nichts, dir nichts einfach einzuschlafen. Völlig unbemerkt, bis einen erst die Sonnenstrahlen des folgend anbrechenden Tages wieder erweckten.

Aber heute war Clarence nicht wie sonst danach, einfach liegen zu bleiben und sich in der Wärme des jungen Mannes an seiner Seite zu verlieren, bis träge Träume ihn hinweg gleiten ließen ins Schlummerland. Nein, heute Nacht wollte er unangemessen Unanständig sein, wollte fortan jede Nacht und auch sonst jeden der seltenen Momente ausnutzen, an denen sie endlich alleine waren und kein dummes Versteckspiel zu zelebrieren hatten – und so frech wie der andere ihm im Vorbeigehen auf den Hintern schlug, schien es Cassie damit nicht wirklich anders zu gehen.

„Hey…! Pass auf was du tust, sowas rächt sich schneller als du gucken kannst“, prophezeite der blonde Bärenkönig dem dreisten Böckchen und rieb sich über die geschundene Kehrseite, seinen unerträglichen Schmerz im Wein ertränkend, nachdem die Flasche endlich wieder in seine vertrauenswürdigen Hände gelangt war. Versohlter Hintern, verstrubbelte Haare… in Momenten wie diesen fragte er sich wie er es die kommenden Jahrzehnte mit Matthew aushalten sollte, immer in Angst um seine Körperpartien, aber schon als der Dunkelhaarige giggelnd durch den Türspalt hinaus in die Dunkelheit des Flures schlüpfte, wusste Clarence, dass er mit niemandem sonst den Rest seines Lebens lieber verbringen würde.

Schelmisch grinsend setzte er die Flasche erneut an seine Lippen und reckte nun seinerseits den zerzausten Blondschopf aus dem Türspalt, den dunklen Gang hinab spähend, bis er Matthews eiliges Winken und seine treibenden Worte vernahm. Wären sie nicht splitterfasernackt, man könnte glatt meinen sie sähen es davon ab in eine fremde Kabine einzubrechen, so verschwörerisch wie Matthew über den Flur schlich. Allerdings gefiel ihm das derzeitige Szenario deutlich besser, besonders als der Kleinere seine lautlosen Schritte beschleunigte und dabei seine angespannte Kehrseite präsentierte, die der Bär unverhohlen genießend in sich einsaugte.

Weit entspannter als sein Compadre, folgte Clarence ihm gediegen den Gang hinab, der nur vom Schein spärlich gesetzter Wandkerzen erhellt und vom sonoren Brummen der Triebwerke eingenommen wurde. So mitten in der Nacht, unbekleidet und einsam mit teurem Wein unterwegs, war es einfach sich vorzustellen, der gesamte Zeppelin gehörte nur ihnen alleine. Das wäre noch wesentlich stilvoller als auf einer Privatyacht zu reisen und wenngleich Clarence nicht im geringsten wusste wie man so ein Flugschiff steuerte, geschweige denn antrieb, gefiel er sich vor seinem inneren Auge schon jetzt ganz besonders hinterm Steuer seines Privatzeppelins. Mit Kapitänsmütze auf dem Kopf und nackt wie Gott ihn geschaffen hatte, würde er in seinem Cockpit stehen und ihre nächste Ziele ausloten – dieses Mal sogar mit einem Mann an der Seite der dabei nicht kotzend über einem Eimer hing, sondern ihre Reise genießen konnte… hoffte Claire zumindest, immerhin hatte Cassie vorhin beim Essen nicht den Anschein gemacht, als käme ihm gleich alles wieder hoch.

Du glaubst? Wie kannst du nicht wissen wo dein Waschraum ist? Unserer war direkt bei uns, am Ende des Flurs“, wisperte der Bär von Mann entrüstet, kaum da er bei seinem Späher angekommen war, und deutete hinter ihnen den Weg zurück in die Dunkelheit.

„Wir sind den ganzen Tag in praller Sonne gelaufen und haben geschwitzt wie die Schweine. Sogar ich hab mich vor dem Essen frisch gemacht, wie kannst du das nicht getan haben?“ – das ließ ihn, deutlich hörbar, beinahe vom Glauben abfallen, immerhin war Matthew was Reinlichkeit anging um einiges strenger als Claire, dem nach einem langen Marsch bis in die Dunkelheit hinein auch mal eine einfache Katzenwäsche reichte, bevor er sich unter Unverständnis des anderen einfach wie er war an seinen Schlafplatz begab um mit dem anstrengenden Tag abzuschließen.

„Kann’s sein, dass du dir heute einen Sonnenstich weggeholt hast? Muss ich mir Sorg-… shit!“

So wie Matthew das Herz in die nicht vorhandene Hose rutschte, entglitt dem bislang vielleicht zu entspannten Jäger plötzlich das Gesicht, kaum da schwere Schritte und der wachsende Kegel einer Lampe am oberen Treppenabsatz erschienen.

Wie ein Storch im Salat, stakste er in seiner Panik unbeholfen Cassie unter die Treppe hinterher, blieb auf dem Weg dorthin mit den Zehen an irgendetwas hängen und verlor kurzerhand das Gleichgewicht – sich gerade noch so mit der freien Hand in der Dunkelheit an der Wand abfangen könnend, bevor er die Flasche noch irgendwo anschlug und durch Gerumpel die Aufmerksamkeit des Wächters genau auf sie lenkte.

Dicht presste er sich mit dem Bauch der Wand entgegen, seinen Arsch hoffentlich aus möglichem Lichteinfall bewegend und inständig hoffend, sich an der hölzernen Vertäfelung keinen gottverdammten Splitter in die Kronjuwelen zu ziehen – bis er die Schemen des erschrockenen Gesichts seines Mannes erblickte, welches fast schon zu viel des Guten war.

Um bloß nicht das zu verbrechen, was schon Matthew befürchtet hatte – nämlich sie durch schallendes Gelächter zu entlarven – biss sich Clarence schmerzhaft auf die Lippen und versuchte sich auf seinen pochenden Zeh zu konzentrieren, falls er ihn sich nicht eben an der herausstehenden Diele unter der Treppe abgerissen hatte. Nun standen sie hier, nackt unter der Treppe wie zwei angesoffene Teenager auf Mutprobe und drohten beinahe schon nach drei Metern zu scheitern, wo sie sonst gemeinsam ganze Rudel von Mutanten aufscheuchten und erledigten.

Fest damit rechnend, der monströse Lichtkegel musste sich nun einfach in die düstere Nische wenden und ihnen direkt ins Gesicht strahlen, seufze Clarence tonlos seine Anspannung hinaus, als die Lampe hinter eben jener Ecke verschwand von der sie eben gekommen waren, sodass sie dem Wächter direkt in die Arme gelaufen wären, hätten sie Cassies Zimmer auch nur zwei Sekunden später verlassen.

Nach Aufmerksamkeit haschend, kratzte er den Jüngeren mit seinem Zeigefinger an der Schulter während er mit dem Rest der Hand noch immer den Flaschenhals umgriffen hielt und beugte sich unumwunden für einen frechen Kuss zu ihm hinüber, kaum da sein verschreckte Böckchen sich ihm zugewandt hatte.

Ich glaube, wir müssen vielleicht noch mal überdenken, wer hier wen versaut hat“, flüsterte er seinem Mann schelmisch zu – immerhin war nicht Matthew es gewesen, der diesen absurden Ausflug vorgeschlagen oder sie damals in Coral Valley in eine dunkle Hintergasse gezogen hatte, um übereinander herzufallen. Stille Wasser verhielten sich zu Tiefe wie etwa brave christliche Jungs zu unschicklichen Abenteuern; ein gut gehütetes Geheimnis, das Cassie zunehmend zu lüften drohte, aber hoffentlich für sich behalten konnte.

Mit einem erheiterten Brummen in der Kehle und einem Jucken in den Fingern das sich nach Gefahr sehnte, huschte er aus ihrem geheimen Geheimversteck und warf Cassie einen abenteuerlustigen Blick zu, bevor er sich traute dieses Mal als Vorhut die hölzerne Treppe hinauf zu huschen und am oberen Absatz nach dem Rechten zu sehen. Der Flur sah so leer aus wie der unten, ein Eindruck der täuschen und sich schnell ändern konnte wie sie gelernt hatten, den man aber auch nutzen musste um voran zu kommen.

Lautlos winkte er sich Matthew hinterher, huschte auf leisen Sohlen an den ersten Türen vorbei und versuchte an den Plaketten ader Rahmen irgendetwas ausfindig zu machen das nach Sanitärräumen klang, als ein lautes Rumpeln zu seiner rechten die Tür einnahm und ihn ein paar Schritte nach vorne in die Schatten zwischen zwei spärlich gesetzte Kerzenleuchter hechten ließ.

Ein weiteres Mal donnerte es gegen die Tür, gefolgt von einem leisen Kratzen das ihn zuerst irgendein fragwürdiges Haustier vermuten ließ – was seltsam war, immerhin hatten sie ihre Hunde einlagern müssen wie eine Sache – bevor ein lautes Raunen aus dem Zimmer zu hören war: „Oh jaah, ist das geil… mach’s mir, du strammer Hengst… besteig mich~!“

Pikiert und wie versteinert blickte Clarence der Tür entgegen, verzog nach wenigen Sekunden das Gesicht und schüttelte sich angewidert. In der Hoffnung aus seiner Erinnerung schwämmen zu können was sich in seinen Gehörgang eingebrannt hatte, nahm er einen großen Schluck aus der Flasche und hielt sie danach Matthew entgegen, immerhin wollte er seinen geliebten Ehemann genauso wenig leiden wissen.

Sag mir bitte… dass deine Tür unten deutlich dicker ist. Und schalldicht oder so. Bitte.

Wie bei einem Kind, das man von für sein Alter unangemessenen Dingen fernhalten wollte, legte er seine Hand auf Cassies Rücken und schob ihn voran von der Tür weg – der sie zwar entkommen konnten, jedoch nicht dem tiefen Stöhnen der unbekannten Dame, die dahinter gerade die Nacht ihres Lebens zu erleben schien.

Gut, danke, das geht dann also als der Tag in die Annalen ein, an dem ich spontan impotent geworden bin. Können wir bitte… - warum mühe ich mich hier eigentlich mit den Schildern ab? Du bist doch der Gelehrte von uns, geh und such den Waschraum bevor ich mir irgendwas Spitzes suche um mir damit die Trommelfelle rauszuschneiden. Rette deinen Mann!“, forderte er von seinem eigenen und kniff ihm auffordernd in den Hintern, die Rache einläutend, von der er eine Etage tiefer noch gesprochen hatte.


Matthew C. Sky

Zu sehen wie Clarence eilig losstakste - war er doch bis eben noch wie Graf Rotz persönlich über den Flur flaniert - hätte cassie beinah laut lachen lassen, erst recht als sich der Blonde irgendwo anstieß. 

Ein leises Kichern folgte aus dem selbstgewählten Unterschlupf und es wollte auch zunächst nicht abreißen als der Blonde endlich bei ihm war. 

Mit Müh und Not schaffte es Matthew das Lachen herunterzuschlucken, wobei er sich vorstellte wie der Lichtkegel des Wachmanns sie gleich streifte und entlarvte. Fünf Minuten nach Anbruch ihrer Exkursion und nur wenige Minuten von seinem Zimmer entfernt. Ein Gedanke der es ihm noch schwerer machte still zu sein. 

Aber statt entlarvt zu werden verschwand der Schein der Lampe mehr und mehr und bog letztlich um die Ecke. 

Jetzt mussten sie weiter und Cassie kam endlich dazu sich zu rechtfertigen. 

„Ich hab mich frisch gemacht! Nur nicht auf meiner Etage. Was glaubst du mit wem du unterwegs bist, hm? Mit irgendeinem Penner?“ - er hätte entrüstet klingen können, tat es aber nicht sondern seine Stimme verriet, dass er immer nur eine Nuance vom nächsten Gekicher entfernt war. 

Einen flüchtigen Kuss später huschte Clarence aus dem Versteck und Matthew ihm wie ein Schatten hinterher. 

„Ich hab dich versaut, egal was du glaubst. Immerhin hast du lange alles vermieden was Spaß macht!“ - ein Fakt den der Blonde nicht leugnen konnte. 

Und auch wenn es unangemessen kindisch war: das hier machte gerade verdankt viel Spaß. 

Sie liefen die Treppe empor, folgten dem Flur und wurden jäh unfreiwillig Zeugen einer amourösen Nacht zweier Fremder. 

Anders als Clarence, der das Geräusch hinter der geschlossenen Tür als Haustier fehlinterpretierte, wusste Cassie noch vor dem ersten Stöhnen was gerade dahinter vorging. 

Ein jungenhaftes Grinsen nahm sein Gesicht ein und wurde nur noch größer als er hörte wie sehr es seinen Mann pikierte. 

„Uh Baby, mein strammer Bär.. besorg‘s mir richtig!“ Stöhnte er gespielt zurück und zog die Brauen zusammen, um in etwa so leidend auszusehen wie er es tat, wenn sie Sex hatten.  

„Jetzt tu mal nicht so. Die zwei haben Spaß. Und wenn ich mich richtig erinnere hatten wir zwei auch welchen.“

Süffisant und unverhohlen musterte er seinen nackten Mann, der gerade mehr trank als in der Hitze der Nacht und für ihre Mission gut gewesen wäre und der gerade trotzdem den Züchtigen mimte. 

„Hey! Zwick in deinen eigenen Arsch!“, er zuckte zusammen und versuchte, dem Frechling auf die Finger zu klapsen, doch dieser war flink genug und Matthew nur halb bemüht. 

„Ich hab mir viel Zeit genommen aus dir auch einen gebildeten Mann zu machen, also komm schon...lies und find die richtige Tür.“ und weil er wusste wie sehr es seinen Mann entrüstete fügte er sinnlich keuchend an: 

Oh komm mein geiler, intellektueller Bär... komm und lies für mich...such das richtige Zimmer oh ja oh ja oh ja!“

Mittlerweile hatten sie das Zimmer des Anstoßes schon etwas hinter sich zurückgelassen, aber das Stöhnen der Frau hallte nach und statt Clarence weiter zu folgen, machte Cassie unvermittelt einen neuen Abstecher zur Tür. Lautlos lehnte er sich gegen das Holz und hielt ein Ohr dagegen, lauschte auf die Geräusche und beugte sich schließlich sogar nach unten um durch das Schlüsselloch zu linsen.  

Was er sah brachte ihn erneut zum kichern und er musste den Kopf zur Seite drehen und wegsehen um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. 

Der Stimme nach hätte man vermuten können, hier trieb es eine Frau in den besten Jahren mit ihrem Stecher. 

Die Realität war hingegen eine runzlige Alte die mit einem Mann vögelte der mindestens doppelt so alt war wie Clarence- und doppelt so viel wog. 

„Ich sag dir, der da ist nicht impotent geworden...meine Güte...“ gespannt blickte Cassie dem Treiben zu, halb fasziniert und halb irritiert. „Ach du heilige...der wird doch nicht...Shit!“ - lautes animalisches Stöhnen erfüllte den Raum hinter der Tür und Matt wollte gerade Clarence davon überzeugen sich das auch mal anzusehen als dieser ihn aus dem Gleichgewicht brachte. 

Der Jüngere stolperte von der Tür weg, presste den Rücken fest an die holzvertäfelte Wand hinter sich und kicherte. Einen Handballen drückte er schließlich vor seine Lippen um sich das Lachen zu verbeißen, was aber nur so semi-gut gelang. 

„Ich kann nicht mehr...“, lachte er bemüht leise. Die ganze Situation war so dämlich, dass er sich beherrschen musste nicht loszubrüllen. 

Clarence mit der Weinflasche, beide splitterfasernackt, auf dem Flur stehend während hinter ihnen ein Paar jenseits der Sechzig ausufernden Sex hatte. 

Der Blonde schob Cassie schließlich weiter und selbiger leistete keinen Widerstand mehr - er hatte mehr gesehen als er wollte. Galant nahm er Clarence die Weinflasche weg und trank selbst zwei große Schluck daraus. 

„Okay...hier lang!“, nun flitzte der Jüngere los, bog in einen Seitengang ein, stoppte schnell als sich am Ende des Gangs eine Tür öffnete und presste sich gegen die Wand. 

Aus der Tür schlurfte ein Mann, bekleidet in Unterhose und Hemd, sein Haar war zerzaust und wirr. Er wandte sich ab, ging in die andere Richtung und verschwand dann um die Ecke biegend aus dem Sichtfeld der beiden Nackedeis. 

Matthew verengte die Augen zu schmalen Schlitzen als sei der Mann nicht nur irgendein verschlafener Reisender, sondern eine Zielperson die zu stellen unabdingbar war. 

„Los, dem da nach!“, eilig setzte Cassie sich in Bewegung, trank im Gehen nochmals aus der Flasche und erreichte die Ecke gerade rechtzeitig um noch zu sehen wie der Fremde in einem Zimmer am Ende des Gangs verschwand. 

Dort befand sich augenscheinlich eine Sackgasse, weshalb Matthew mit Clarence nun abwarten mussten. 

Der Verdacht lag nahe, dass der Typ sie geradewegs zum Sanitärraum geführt hatte. 

„Wenn er wieder rauskommt müssen wir schnell zurück.“, wider trank Cassie von dem Wein, dessen Menge in den letzten Minuten seit ihres Ausfluges beachtlich geschrumpft war. 

Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann öffnete sich die Tür erneut und der Gast kam wieder aus dem Zimmer um zurück in seine Kabine zu tapsen. 

Nun da sich Clarence umwandte und der Erste war, nutzte Matt die Gelegenheit und musterte den strammen Hintern und die definierten Schenkel des Hünen. Ein wohlwollendes und überhebliches Schmunzeln - immerhin gehörte der Kerl ihm - machte sich in Cassies Antlitz breit während er dem Blonden in den Schatten folgte. Klug wäre es gewesen, den Gang im Suge zu behalten aber stattdessen lehnte sich Matt zu Clarence herüber und legte die Lippen auf das ihm zugewandte Ohrläppchen des Hünen. Zart sog er es ein und knabberte daran. Erst als der Mann wieder zurückkehrte und geräuschvoll die Tür zur Kabine wieder verschloss, löste Matthew sich notgedrungen von dem weichen Ohrläppchen an dem er so gern nagte. 

Mit einem schlichten aber eindeutigen Metallschildchen am Holzrahmen, stellte sich der Raum als Waschzimmer vor. Auf der polierten und fahl glänzenden Platte war ein Wassertropfen eingraviert, darunter die Buchstaben BATH. 

Jenseits der Tür wartete ein fast bis zur Decke gefliester Raum. Links ging es zu einzelnen Kabinen hinter denen die Toiletten lagen, in der Mitte waren Waschbecken mit Armaturen angebracht und rechts fand man eine Wand an der Spiegel hingen. Nur ein kleiner Durchgang in der Wand ließ Platz um hinter jene Wand und zu den Duschen zu kommen. 

Es gab abgetrennte Einzelkabinen sowie einen offenen Bereich. 

Die Tür hinter sich schließend nahm Cassie eine von sechs Öllampen zur Hand und entzündete sie mit den bereitliegenden Streichhölzern. 

Der Raum lag still und verlassen da und auf den Fliesen spiegelte sich augenblicklich der goldgelbe Schein der Lampe wieder. Cassie tappte in die Mitte des Raumes und musterte die Waschtische. Seife lag bei einigen mit dabei, aber der Gedanke fremde Seife zu benutzen ekelte ihn an. 

„Irks ... nasse Seife. Wer weiß wer die schon alles in der Hand hatte. Oder sonst wo...“, er schüttelte sich angewidert und ging weiter, die Waschbecken umrundend. 

Wie vom Donner gerührt blieb er plötzlich und sah erschrocken auf und zu Clarence hinüber. Die Hände des Größeren waren leer was bedeutete...

„Du hast mein Waschzeug vergessen!“

Mit großen Augen blickte er seinen Mann an und brach plötzlich in schallendes Gelächter angesichts so viel Blödheit ihrerseits aus. 

„Du hast allen Ernstes mein Waschzeug nicht mitgenommen... Wie...wie konntest du das vergessen?“ - das selbe hätte er sich selbst auch fragen können, aber der junge Mann wollte die Verantwortung viel lieber Clarence in die nicht vorhandenen Schuhe schieben. 

Da standen sie nun also und hatte nichts bei sich, noch nicht einmal eigene Handtücher oder dergleichen. Grinsend nahm Cassie noch einen Schluck aus der Flasche und kam zurück zu der Ablage auf der die Lampen und die Streichhölzer lagen. Die Weinflasche abstellend bückte er sich etwas um zwei der unteren Handtücher aus dem Stapel zu ziehen, die dort im Fach lagen. 

„Oh du nachlässiger Hengst, wie konntest du nur...ohhh...vergessen...meine Sachen mitzunehmen? Wie unartig von dir...“, stöhnend richtete er sich wieder auf und warf dem Größeren eines der Badetücher zu. 

„Jetzt muss ich mich ohne Seife waschen... aber hmm...du wirst mir helfen müssen. Das ist nur fair, immerhin... bist du für all das hier verantwortlich.“

 


Clarence B. Sky

Die Art wie Cassie dicht an seinem Ohr herum stöhnte um ihm noch weitere Unannehmlichkeiten zu bereiten, ließ Clarence für einen Moment vergessen, warum er diesen Kerl in manchen Momenten eigentlich attraktiv fand.

Klar, irgendwo in seiner Vernunft wusste er es und realistisch gesehen, klangen sein Mann und er beim Vögeln vermutlich keinen Deut besser als die beiden Fremden da hinter der Tür, die zweifelsohne Spaß daran hatten, sich auf diese Weise gegenseitig anzuheizen. Doch im Gegensatz zu Matthew, diesem perversem Lüstling, der sich daran aufgeilte den beiden Leuten da auch noch heimlich durchs Schlüsselloch hinterher zu spionieren, besaß Clarence einen Funken Anstand – und ein gesundes Schamgefühl, das ihn davon abhielt, etwas derartiges auch nur in Erwägung zu ziehen.

Komm da weg oder ich brenne dir heute Nacht die Augen mit einer heißen Nadel aus während du schläfst!“, zischte er Matthew angewidert hinterher und spürte Gänsehaut auf seinen Armen aufblühen, doch dieses Mal nicht jene der angenehmen Natur, die der Jüngere ihm sonst so oft bescherte.

Ich meins ernst, das ist abartig. Wenn du nachher Alpträume davon bekommst, kannst du es knicken, dass ich dich wecke!“

Kopfschüttelnd verzog er das Gesicht, sein Unverständnis über Cassies Verhalten nicht verbergen könnend und noch weniger seinen fehlenden Faible dafür, sich für das Sexleben anderer Leute zu interessieren. Es hatte lange genug gedauert dem anderen gegenüber offen zu seinem eigenen zu stehen, sich dann auch noch mit dem Geficke anderer auseinander zu setzen… nein, das war eine Hürde die er bislang weder nehmen konnte, noch wollte. Selbst dann nicht, wenn sich hinter der Tür zwei stattliche, gut gebaute Männer gegenseitig überfallen hätten.

Ob es nun an seinen erst gemeinten Drohungen lag oder einfach daran dass Cassie genug hatte, endlich schaffte es sein Mann sich von der Tür der Pandora abzuwenden und sich – einem Ninja auf Geheimmission gleich – durch den dunklen Gang an ihm vorbei zu schleichen. Es war das Glück des Jüngeren, dass er Clarence nicht mit unverblümten Beschreibungen an dem Gesehenen teilhaben ließ und sein Göttergatte im Halbdunkel der Nacht einfach anbetungswürdig anzusehen war, nackt wie Gott ihn geschaffen hatte und schön wie er war:

Es reichte ein einfacher Blick dem anderen hinterher, da hatte der Jäger sein kurzes Empfinden von Abneigung schon wieder völlig vergessen und alles was blieb war der betörende Eindruck, den der definierte Leib hinterließ, während er mit bilanker Kehrseite vor ihm her watschelte und frech aus der Flasche schlürfte, die sie bald geleert haben würden.

Angesichts dieses Ausblicks, beunruhigte Claire die Gefahr des verschlafenen Mitreisenden dieses Mal weit weniger als der leuchtende Schein der Wächtertaschenlampe… nicht zuletzt deshalb, weil sich Cassie im Schutz der Dunkelheit schließlich neckend an ihn schmiegte und seinem Bären ein wohliges Seufzen entlockte, vertraut und doch prickelnd an seinem Ohrläppchen knabbernd.

Er wusste nicht was es war, das Matthew an sich hatte und ihn den Jüngeren noch immer so faszinierend finden ließ wie am ersten Tag. Was man erwartete und sich bei den meisten Paaren mit der Zeit automatisch einstellte – nämlich eine gewisse Gewohnheit aneinander und einen geregelten Alltag, der alles weniger magisch werden ließ als es einst gewesen war – darauf wartete der Blonde noch heute, doch die Abwesenheit jener Tristesse vermisste er so ganz und gar nicht.

Wenn er mit seinem Mann zusammen war, ihn ansah und von ihm berührt wurde, dann kribbelte sein Bauch noch genauso wie in den Wochen vor ihrer Hochzeit und während sich Cassie seiner Kleidung entledigte, blieb dem Bären noch immer fast der Atem stehen. Vielleicht lag es daran, dass sie lange Zeit einfach nur Freunde gewesen waren, was ihn immer noch kaum begreifen ließ heute mehr für den Dunkelhaarigen zu sein. Doch manchmal fühlte er sich noch immer wie in einem Traum aus dem er einfach nicht aufwachen wollte, einfach weil Matthew damals wie heute so viel für ihn verkörperte. Seinen Mann, Geliebten und Vertrauten; aber auch seinen besten Freund mit dem er noch immer Schabernack treiben konnte und nicht zu vergessen eben jenen Menschen, der ihn selbst in einem gefühlt fremden Leben vor dem Tod gerettet hatte.

Es fiel ihm schwer, sich an die Zeit vor ihrer Beziehung, ja sogar an die Zeit vor Matthew zu erinnern, egal wie präsent sie eigentlich noch sein sollte.

Einen Moment blieb Clarence in der Dunkelheit stehen, noch immer das prickelnde Gefühl frischer Verliebtheit im Magen und dem nackten Kerl einfach nur hinterher blickend, der sich beeilte einigermaßen heil und unentdeckt im Sanitärraum anzukommen; erst deutlich nach Cassie stieß er sich von der Wand ab und folgte ihm schließlich ins wenig einladende Bad, das in Unbequemlichkeit dem Waschraum auf seiner eigenen Ebene in nichts nachstand.

Lautlos schloss er hinter ihnen die Tür, wartete bis Cassie das spärliche Licht entzündet hatte und folgte dem Schimmern der Fliesen im Raum, wobei sich das tanzende Rot in seinen Iriden widerspiegelte. Wenn er es nicht besser wüsste, dann hatten die Anlagen im Zeppelin bei Nacht mehr etwas Bedrohliches an sich, als dass sie der Reinigung und Entspannung dienten – doch was auch immer ihm hier gefährlich werden könnte, Cassie würde ihn davor beschützen wenn es hart auf hart kam, da war der Blonde sich sicher.

„Du bezahlst Huren von Bald Mountain bis nach Rio Nosalida um einen zu versenken – aber bei nasser Seife ziehst du deine Grenze? Interessant…“, stichelte er über die seltsamen Angewohnheiten und Abneigungen seines Partners, die er noch nie so ganz hatte nachvollziehen können. Was für die Unterschicht gerade gut genug war, darüber beschwerte sich auch der brave Christ nur selten und so war es keine Frage dass er nun auch das traurige Stück Seife zur Hand nahm und sei es einfach nur, um seinem Mann eiskalte Schauer des Ekels über den Rücken zu jagen.

Voller Unschuld und so als wäre er recht desinteressiert an der Entrüstung des anderen, zuckte er kurz mit den Schultern und begann die gebrauchte Seife unter kalten Wasser etwas aufzulösen, um die ersten Schichten abzutragen, an denen fremder Leute Dreck klebte.

„Wie du schon sagst: DEIN Waschzeug. Wenn du meinst, du bist dir zu gut für das luxuriöse Angebot eines Zeppelinwaschraums, dann hättest du vielleicht selbst an deinen Kram denken sollen. Außerdem…“

Kräftig schüttelte er seine Hände gen Waschbecken aus und versuchte das öffentliche Stück Seife im Schein der Laterne etwas besser zu untersuchen, dagegen gewappnet im schlimmsten Fall fremde Schamhaare daran zu finden und entfernen zu müssen, doch bislang sah die Lage an der Hygiene-Front recht passabel aus.

„Außerdem, hast du mich schon mal in deinen Sachen wühlen sehen, wenn du es mir nicht erlaubt hast? – Nein. Deine Dreckwäsche vielleicht mal ausgenommen.“

Vielleicht war das altmodisch oder einfach nur verschroben von ihm, doch auch wenn sie auf engstem Raum zusammen lebten und es manchmal nicht ausblieb die Sachen des anderen insbesondere in ihren Lagern zu verräumen, so war er doch bis heute nie auf die Idee gekommen, einfach von sich aus in Cassies Rucksack oder in seinen Schubläden im gemeinsamen Kleiderschrank herum zu wühlen. Trotz Ehe konnte es durchaus noch ein paar Geheimnisse voreinander geben und die blieben auch nur dann geheim, wenn man dem anderen genug Privatsphäre gab um sich zu entfalten.

Nicht gewillt die Falsche mit Füllung wieder mit hinab aufs Zimmer zu nehmen, nahm Clarence noch einen großen Schluck und fing dadurch etwas unbeholfen das Handtuch auf, sich etwas mit Rotwein bekleckernd, den Cassie ihm hoffentlich nur allzu gerne von seinem gestählten Körper waschen würde, sobald das Wasser der Dusche heiß gelaufen war. Oder auch nicht – denn zur Vergeltung für das neuerliche Stöhnkonzert nutzte der übermütige Bär nun die von seinem Mann verfluchte Seife, um ihn gezielt damit abzuwerfen.

Ich, verantwortlich? Nein nein“, widersprach er schließlich siegessicher und stellte die Falsche beiseite, auch wenn er sich natürlich niemals vor seiner ehelichen Pflicht drücken würde, seinem Mann beim Waschen behilflich zu sein. Um sich versöhnlich zu zeigen, warf er Matthew das Handtuch um den Hals um ihn an sich heran zu ziehen und ihm einen kurzen Kuss zu stehlen, so wie es als König des Waldes sein gutes Recht war. „Ganz genau genommen… hast du mich ziemlich freiwillig in dein Zimmer gelassen und mich all das mit dir anstellen lassen. Du erinnerst dich?

So wie es über sie gekommen war, konnten einem die Tatsachen schon mal durcheinander geraten, da konnte Claire ihm keinen Vorwurf draus machen.

Aber selbst wenn ich mich in Unschuld baden kann, helfe ich dir natürlich allzu gerne dabei. Ich freue mich immerhin über so ziemlich jeden guten Grund, wegen dem ich dich ungestraft begrabbeln kann…“

Gut, von begrabbeln hatte Matthew zwar nichts gesagt, aber darauf würde es eben hinauslaufen – das wussten sie beide, daraus brauchte der Jäger kein Geheimnis machen.

Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen, schlug er deshalb nun den Rückwärtsgang gen einer der privateren Duschkabinen ein, in denen sie sich würden einschließen können; das verhalf ihnen in dem öffentlichen Waschraum hier zwar nicht zu hundert Prozent Privatsphäre, aber selbst ein Blinder mit Krückstock würde dann verstehen, dass er sich besser nur zum Pinkeln hier aufhielt und dann besser wieder abdampfen sollte… vorausgesetzt es stieß kein perverser Spanner zu ihnen, so wie sein Ehemann einer war.

Weißt du, ich hab über meinen Vorschlag noch mal nachgedacht… darüber, uns jede Metropole mal angesehen zu haben, bevor wir irgendwann sesshaft werden“, begann er verschwörerisch, zog Cassie schließlich hinter sich her über die Schwelle zur Kabine und verschloss die Tür hinter ihnen – ohne die öffentliche Seife im Gepäck, die seiner kleinen Mimose sowieso nur Herpes beschert hätte. „Was hältst du davon, wenn ich uns… im Standesamt von Poison Ivy einen Termin mache… und wir dort heimlich noch mal unser Eheversprechen ablegen, mh? Jeder kann behaupten jede Metropole besucht zu haben, aber glaubhafter wäre es… wenn wir eine Heiratsurkunde aus jeder einzelnen sammeln würden, um unsere Geschichte zu beweisen. Nichts großes wie beim ersten Mal, nur… mhh… nur ein paar Stunden, ohne Tamtam oder feinen Zwirn. Nur wir beide, unser Ja und unser Wisch… was hältst du davon?“


Matthew C. Sky

Sie hatten ziemlich unterschiedliche Ansichten zu den verschiedensten Themen, das war Cassie schon lange klar. 

Zum Beispiel war da das Thema Risikobewertung und die Sinnhaftigkeit Risiken eingehen zu müssen. 

Clarence setzte gern sein Leben aufs Spiel in dem er steile Felsen bestieg, Moore durchquerte, auf Baumwipfel kletterte oder in Felder kroch die von mutierten Riesenspinnen bewohnt wurden. 

Und warum? Weil es ihm irgendeine Art von Bedürfnis war. Vielleicht versuchte er auch, es Gott leichter zu machen ihn zu holen oder aber er war einfach leichtsinnig. 

Was auch immer es war, diesbezüglich würden sie vermutlich nie auf einen grünen Zweig kommen. 

Eine weitere Differenz ergab sich beim Thema Sex. Während Sex für Matthew nichts besonderes war, ging das für Clarence mit Intimität einher - während das für Matthew eindeutig zwei verschiedene Paar Schuhe waren. 

Er hatte schon mit so vielen Leuten gevögelt - mit einer erschreckenden Vielzahl unfreiwillig, dass er sich hatte verbieten müssen darin etwas besonderes zu sehen. 

Andernfalls wäre er wohl schon bei Zeiten vollkommen gebrochen gewesen. So allerdings trennte er Sex von Liebe und Intimität strikt und kam bestens damit klar. 

„Ich hab so selten eines der Mädchen bezahlt...du würdest dich wundern.“, konterte er keck und eine Spur arrogant. 

Es war kein Bluff, sondern eine Tatsache. Immerhin hatten selbst leichte Mädchen nichts dagegen mal mit jemandem die Nacht zu verbringen den sie attraktiv fanden statt, dergleichen immer nur vorzuspielen. 

„Außerdem ist das nur Sex, nichts besonderes... nasse Seife allerdings...“ er verzog das Gesicht während er beobachtete wie der Blonde nach der Seife griff und sie abspülte. 

Cassie fand das weitaus ekliger als ein bisschen vögeln. 

Und bevor sich Mister artiger Christ auf den Schlips getreten fühlte fügte Cassie an:

„Was wir haben ist mehr als Sex. Und so etwas hatte ich noch  mit keinem anderen. Und dafür kann man auch niemanden bezahlen um es zu haben.“ - was sie teilten war mehr als nur körperliche Nähe und Matthew wusste, dass der Blonde das ebenso sah und empfand. 

„Meine Sachen, deine Sachen... blablabla sag ich dazu. Es war deine Idee und du hättest dran denken müssen.“, beharrte er eisern. „Ich hab da nichts drin was du nicht sehen oder haben darfst. Mein Zeug ist dein Zeug.“

Seine großzügige Bekundung wurde allerdings nicht gewertschätzt, denn Clarence war sich nicht zu elendig ihn mit dem widerlichen Seifenstück zu bewerfen - und ihn zu treffen. 

„Ieeh! Du bist ekelhaft, Sky!“ Der glitschige Brocken traf ihn am Schlüsselbein und sein Versuch auszuweichen scheiterte kläglich. Die Seife fiel zu Boden und schlitterte noch Stück ehe sie liegenblieb und friedlich im rötlichen Licht schimmerte. Angeekelt wischte er über die getroffene Stelle und verrieb den spärlichen Seifenrest der an ihm haften geblieben war.  

Matt verzog noch immer angewidert das Gesicht und als Clarence ihn mit dem Handtuch einfing und ihn an sich zog, drehte er den Kopf zur Seite als stillen Protest, sodass der Hüne nicht seine Lippen sondern nur seine stoppelige Wange küssen konnte. 

„Du hast mich mit Ekel-Seife in Kontakt gebracht, ich weiß nicht ob du mich je wieder angrabbeln darfst.“ - 

Theatralik? Konnte er. 

Sie wussten beide, dass Cassie es weder wollen noch versuchen würde seinen Mann abzuwehren - dazu war er zu vernarrt in ihn und machte auch keinen Hehl daraus. 

Folgsam, was entgegen seiner sonstigen Natur war, lief Matthew mit dem Blonden mit, der ihn am Handtuch mit sich zog und ihm den Weg wies.  

Der derbe Stoff drängte ihn in seinem Nacken mitzukommen und so machte er es auch, widerstandslos wie man es selten von ihm kannte. Aber Clarence hatte in vielerlei Hinsicht eine besondere Wirkung auf ihn. 

Es ging in Richtung einer der geschlossenen Duschkabinen die zumindest ein bisschen Privatsphäre suggerierten. 

„Mhm hast du?“, nachdenken war Clarence‘ liebste Beschäftigung - neben unanständig sein. Eine gute Kombination wie Cassie fand und über seine geheime aber sehr treffende Einschätzung des Hünen grinsen musste. 

Ihm in die Kabine folgend schob er sich an dem Größeren vorbei sodass er die Wand im Rücken hatte und Clarence die einfache Holztür schließen konnte die mit Wachs bestrichen war, damit herabperlendes Wasser sie nicht aufweichte und verrotten ließ. 

Kaum da der Hüne ihm den Rücken zugewendet hatte umschlang Matthew ihn von hinten. Er schmiegte sich mit der Brust an Clarence‘ Rücken und legte den Kopf an dessen Schulterblatt. „Hab dich.“, verkündete er daraufhin, so als hätten sie Fangen gespielt oder als wäre es eine nennenswerte Leistung jemanden in einer Duschkabine zu überwältigen. 

Einen kurzen Moment gönnte Clarence ihm seinen Fang und blieb so wie er war stehen, sodass Matthew in dieser Zeit an ihn gelehnt bleiben konnte. 

Dann jedoch wandte er sich um und der Dunkelhaarige gab ihn frei. Cassie blickte zu ihm auf, einmal mehr fasziniert feststellend wie schön der Mann an seiner Seite war. Clarence war sowohl männlich charismatisch als auch jungenhaft keck. Er hatte alles: den Charme, den verdrehten Humor, er war aufmerksam, er war liebevoll, loyal und klug. Und er liebte ihn mit einer Hingabe, dass Matthew sich wie der wichtigste Mensch der Welt fühlte.

Die Wände der kleinen Kabine schirmten das spärliche Licht der entzündeten Lampe fast völlig ab, trotzdem betrachtete sich Cassie den Blonden genau, lauschte auf seine Worte während er ausführte worüber genau er nachgedacht hatte. Und als er hörte worauf es hinauslief, da stahl sich ein begeistertes Funkeln in seine Augen und ein Lächeln auf seine Lippen. 

„Im Ernst?“, fragte er zurück und hob die Arme über Clarence Nacken und verschränkte die Finger dahinter. 

„Das ist... eine der Top Drei der besten Ideen deines Lebens!“, er lachte leise, legte den Kopf schief und sah glücklich zu dem Größeren auf. 

„Ich würde dich an jedem Tag meines Lebens wieder heiraten und zwar überall.“ - er zögerte kurz, wurde ernst und seufzte. 

„Wobei...du hast mich mit der Seife berührt die bestimmt schon an Orten war von den ich nichts wissen will... ich weiß nicht ob ich dich angesichts dessen nochmal zum Mann nehmen will.“

Jetzt grinste er wieder und reckte sich ein Stück nach oben um Clarence einen Kuss zu rauben. 

„Ich mag die Vorstellung...ich mag sie sogar sehr.“, nickend bekräftigte er seine Worte. 

„Aber wir haben jetzt Rio Nosalida verpasst...dass heißt, wir müssen wiederkommen. Und ich frage mich wie du uns nach Viridarium kriegen willst.“ - nicht das er Clarence nicht zutraute sie irgendwie dorthin zu bekommen, aber vermutlich hatte kaum ein einfacher Mensch die Stadt je von innen gesehen.

„Mhhh du hast manchmal ganz schön süße Ideen für einen armen Verrückten aus dem Madman Forest.“ 

Cassie löste eine Hand aus dem Nacken des Größeren und kämmte mit den Fingern durch Clarence‘ Haar, sodass er es zurückstrich. 

„Eins muss man dir lassen Clarence Sky...du weißt wie man mich überrascht.“ - aber auch Cassie hatte dieses Talent, wie sich schon bald darauf zeigen würde. 

Er war ein guter Kerl den er sich da geangelt hatte und der sich niemals zu fein war ihm zu zeigen, dass er ihn liebte. 

Abermals küsste Matthew ihn, zog ihn am Bart ein Stückchen mit sich nach hinten und ließ die Hand schließlich sinken. 

Nun hielt er den Blonden nur noch mit einem Arm in dessen Nacken bei sich, küsste ihn mit geschlossenen Augen hingebungsvoll und tastete mit der anderen Hand hinter sich nach dem Wasserknauf. 

Leise quietschte der Griff als er ihn drehte und schon den Bruchteil einer Sekunde später regnete frisches kaltes aus dem Duschkopf unter dem Clarence stand. 

Matthew drückte sich lachend nach hinten an die Wand und hielt Clarence bei sich - und damit unter dem Wasserstrahl. 

Während ihm nur der Arm kalt benetzt wurde und er ein paar Spritzer abbekam musste der Blonde das volle Programm ertragen - und das während Cassie ihn hüllt und dabei lachend rief: 

„Rache! Rache!“ - nicht das er einen Anlass gebraucht hätte um Clarence derart zu quälen, aber es war ihm gerade recht. 

„Das ist die Rache für die Sache mit der Seife!“ kicherte er weiter. 


Clarence B. Sky

Clarence schrie selten, weder vor Schmerz, noch im Streit – und die wenigen Momente in denen er es doch tat, war die Lage entweder kritisch oder ein diabolischer Hinterhalt überkam ihn.

Im Augenblick allerdings war Letzteres der Fall.

Eben noch die warmen und behütenden Lippen seines Mannes auf den eigenen, legte sich schlagartig das Nasskalt über seine Schultern und den Rest seines Körpers. Es erinnerte ihn an den unsäglich deprimierenden Morgen, als sie das erste Mal bei Minusgraden im Frost aufgewacht waren und Clarence geglaubt hatte in seinem Bart beinahe schon heranwachsende Eiskristalle funkeln zu sehen… nur dass es sich heute tausendmal schlimmer anfühlte und der Grund keine unbändige Naturgewalt war, sondern sein sonstiger Geliebter, der ihn für die Sache mit der Seife abstrafte.

Wo sein einstiger Verbündeter ihm eben noch im wahrsten Sinne in den Rücken gefallen war, sich mit einem verliebten Hab dich! an sein Schulterblatt schmiegend, so als sei er sich der Tatsache gar nicht bewusst den Blonden doch schon viel viel länger zu haben als nur seit diesen kurzen Sekunden im öffentlichen Waschraum, fiel er ihm nun metaphorisch ins Kreuz, indem er ihn hinterrücks in eine Falle gelockt hatte.

Das kalte Wasser stach seine Haut wie tausende kleine Nadelstiche und gerade konnte Claire sich nicht mal darum sorgen mit seinem Schrei die Nachtwache aufgeschreckt zu haben, so perfide war die Wasserattacke, die der Blonde… um ehrlich zu sein… eigentlich so ähnlich schon für den Jüngeren im Sinn gehabt hatte, um ihn für die wenig galante verbale Rettung bezüglich des gemeinsamen Intimlebens zu rügen.

„Du bist… so ein Arsch!“, stellte der Jäger mit einer Entrüstung in der Stimme fest, wie er sie schon lange nicht mehr bezüglich Matthew gezeigt hatte und die sonst immer nur dann an den Tag gelegt worden war, wenn der Dunkelhaarige ihn für hübsche Mädchen in verrauchten Schankräumen alleine zurück gelassen oder ihn mit uncharmanten Sticheleien gepiesakt hatte, um dem Schweigsamen auf langen, stillen Reisen wenigstens irgendeine Reaktion zu entlocken.

Für den Bruchteil eines Augenblicks überlegte er sogar seine Strafe wie ein Mann hinzunehmen, es zu ertragen und über Cassie gebeugt dafür zu sorgen, dass sein Gatte nicht unter der eisigen Dusche erfror – denn immerhin brannte in dem braven Christen schon seit jeher der Drang seinen Partner vor allem Übel zu beschützen und auf der anderen Seite bot Cassie ihm wenigstens an seiner Vorderseite durch die an Ort und Stelle haltende Umarmung eine angenehme Wärme, welche die Folter erträglicher machte. Der Bruchteil eines Augenblicks war allerdings so schnell wieder verflogen, wie er über Clarence gekommen war.

„Jetzt zeig ich dir, warum wir aus dem Madman Forest so arme Verrückte sind… wart’s nur ab…!“

Matthew war selbst schuld, sich in seinem Versuch den Blonden unter dem Duschkopf zu halten so dicht an ihn zu klammern; auf diese Weise war es Clarence ein Leichtes, seine eigenen Arme um den Rücken des Dunkelhaarigen fester zuzuziehen. Wenn Cassie eines in den vergangenen Monaten zunehmend vergaß, dann war es die Tatsache sich einen weit stärkeren und größeren Mann geangelt zu haben als er selbst es war und eben jene Ignoranz sollte dem Kleinen nun zum Verhängnis werden.

Kurzerhand, den Jüngeren eng umschlungen, richtete sich Clarence auf ließ damit Matthew wenige Zentimeter mit den Füßen vom Boden abheben – gerade weit genug um sie beide problemlos um die halbe Achse zu drehen und nun seinem Schänder eben jene Folter aufzuerlegen, die er eben noch an Claire vollzogen hatte. Sollte sein fragwürdiger Göttergatte ruhig die eigene bittere Medizin schlucken, dann spürte er wenigstens mal, wie das so war.

„Das geschieht dir genau recht, du Kostverächter. Das mit dem Ja zum Antrag hab ich nämlich vom letzten Mal noch ganz anders in Erinnerung und wenn du mich fragst, ist eine kalte Dusche eine mehr als angemessene Reaktion darauf, dass du dir nicht mehr sicher bist nur wegen so einem dummen Stück Seife. Außerdem, wie hast du eben so schön getönt? Mein Zeug ist dein Zeug – so halte ich es auch allzu gern mit meiner wunderbaren Dusche!“, grinsend hielt er seinen Mann fest umarmt und brach angesichts der wenig fruchtbaren Wehrversuche in amüsiertes Lachen aus, denn Cassie war noch nie wirklich gut darin gewesen, die Retourkutschen für seine unüberlegten Aktivitäten einzustecken.

So hing er da also, der große Matthew Cassiel Reed, das dunkle Haar nass und platt über die Stirn gepappt, während man die der Kälte geschuldeten Gänsehaut selbst in fast völliger Finsternis noch deutlich erkannte. Noch vor wenigen Monaten wäre es völlig undenkbar gewesen, dass sie beide miteinander solchen Spaß teilten; nicht nur weil der Blonde ihn damals kaum hatte empfinden können, sondern auch weil ihre unsichtbaren Mauern sie einfach davon angehalten hatten, derlei kindisch miteinander herum zu blödeln. Heute aber liebte Claire ihn besonders für diese Anflüge völlig infantilen Quatschs, dafür mit ihm lachen und einfach nur sie beide sein zu können – frei von der Pflicht irgendwelche Ernsthaftigkeit oder gespielte Miene aufrecht erhalten zu müssen, wie sie es anderen gegenüber oft gezwungen waren.

Erheitert klang sein Lachen schließlich in einem wohligen Brummen aus, während er den genug gefolterten Taugenichts sachte wieder zurück auf die Füße sinken ließ und er das plätschernde Wasser auf seinen Schultern langsam wieder wärmer werden spürte. Es tat gut, nach einem Tag der völligen Entbärung endlich wieder sein eigenwilliges Böckchen bei sich haben zu können und sich wieder als etwas Ganzes zu fühlen statt nur wie ein Stück von etwas, dem ein Großteil abhanden gekommen war. Hatte er sich damals auch schon so gefühlt, wenn wie sich in Siedlungen voneinander getrennt hatten? Mhh… wenn Clarence genauer darüber nachdachte, dann ein bisschen vielleicht, auch wenn es mit dem Gefühl von heute kaum mehr zu vergleichen war.

„Ich lieb dich, du Trottel“, ließ er besagten Grinsend an seinen Gedanken teilhaben und drückte ihm einen durch die Dusche viel zu nassen Kuss auf die strähnenverklebte Stirn, bevor er die Hände den fremden Rücken hinab wandern und sie schließlich neckend in einem wenig ernst gemeinten Klaps über Cassies süßem Arsch niederfahren ließ. „Und nach Viridarium bekomme ich uns schon - und wenn ich einen Tunnel da rein graben muss.“

Nicht, dass er das nicht ernsthaft anstreben würde wenn es nicht anders ging, für seinen Sturkopf war Clarence immerhin bekannt.

„Wir könnten aber auch einfach den Zeppelin kapern und uns noch heute Nacht auf den Weg dorthin machen. Wenn ich hier der Pilot wäre und da kämen zwei angetrunkene, stattliche, gutaussehende Männer auf mich zu, die mit ihren nackten, nassen Körpern an meinen Steuerknüppel wollen… du kannst dir sicher sein, ich würde mich nicht dagegen wehren wenn die beiden in mein Cockpit eindringen wollen, so viel steht fest“ – sich der mehr als dezenten Zweideutigkeit durchaus bewusst, brummte Kapitän Sky wohlig. Er wusste nicht ob es tatsächlich an der Qualität des guten Rotweins vom Pago Estrella Vaga lag oder ob es tatsächlich die temporäre Distanz zu Cassie war, welche die Sehnsucht am Tage so schlimm machte dass er des nachts alles nachzuholen gedachte, aber gerade… gerade war er einfach nur glücklich mit Cassie hier zu sein und das war ein verdammt gutes Gefühl.

„Statt mit nackten Tatsachen, könnten wir ihn aber auch mit der Ekel-Seife bedrohen und ihm seinen Zeppelin damit abquatschen. Das wäre zwar die weitaus langweiligere Variante, aber auch da würden mir die Schlagzeilen in Poison Ivys Klatschkneipen gut gefallen: Zeppelin-Pilot mit Bazillenschleuder von Board getrieben. Ehefrau des Mannes sagt, es wird nie mehr so sein, wie es mal war. Verantwortliche streiten den schlechten Zustand der Sanitärablagen weiterhin ab.“ – gut, Clarence wusste nicht ob es für die Dinger hier überhaupt jemanden gab der dafür verantwortlich war oder ob so ein Zeppelin tatsächlich jemandem gehörte statt einfach Allgemeingut zu sein, aber irgendjemanden der auf wertvolle Dinge Anspruch erhob, gab es doch immer.


Matthew C. Sky

Er hätte es wissen können, nein, er hätte es wissen müssen. Aber irgendwann zwischen Coral Valley und hier hatte Matthew sein Misstrauen völlig verloren und gegen vollkommene Arglosigkeit eingetauscht. Zumindest was seinen Mann anging. 

Das kalte Wasser traf den Blondschopf und dieser schrie überrascht vor Schock, er zuckte heftig zusammen und Matthew musste mindestens ebenso heftig lachen. 

Mit Müh und Not hielt der Kleinere Clarence an Ort und Stelle, aber nur so lange bis der Hüne ihn hochhob und sich mit ihm umdrehte. Ein Akt der Rache für die genommene Rache... vorhersehbar und erwartbar, aber trotzdem hatte Cassie den Wildling unterschätzt. 

Nun war es Matthew, den das kalte Wasser traf und das ihm kurzzeitig die Luft nahm. Einem bleiernen Schleier gleich legte es sich über seine Lunge und verhinderte ein Einatmen. 

Atemlos schrie er auf, doch sein Schrei ging in ein lautes Lachen über während der Verrückte aus dem Madman Forest ihn gepackt hielt und ihn unter dem kalten Wasserstrahl fixierte. 

Matt versuchte ungeschickt sich zur Wehr zu setzen, doch gegen die Kraft des Wildlings hatte er keine Chance, erst recht nicht weil er kaum Luft bekam vor lauter Gelächter. 

„Ahhh Hilfe... H-Hilfeee!“ kicherte er quiekend und versuchte sich zu befreien. Die kalten Wasserstrahlen hatten seinen Schopf durchnässt und liefen ihm über das Gesicht, den Hals, die Schultern und über den Rücken. Die Kälte tat weh und rötete seine Haut, zauberte eine Gänsehaut auf jeden Millimeter... aber er konnte trotzdem einfach nicht aufhören zu lachen. 

„Gn-Gnade..oh G-Gott, Gnade...“, giggelte er frierend, an Clarence‘ Gewissen appellierend. Und er hatte Glück: sein Bär setzte ihn wieder ab und stellte das Wasser endlich warm. 

Schlotternd schmiegte sich der Jüngere sofort an sein Opfer welches zum Täter mutiert war. 

Ein nasser Kuss wurde ihm aufgedrückt und Cassie - der noch immer lächelte - kicherte erneut als er auf den Hintern geklapst wurde. 

Clarence lachen zu hören machte aus Momenten wie diesem einen magischen Augenblick. Der Blonde, der lange Zeit noch nicht einmal gelächelt hatte, schenkte ihm durch sein Gelächter Ausgelassenheit und Freude, Sorglosigkeit und die Freiheit vollkommen albern sein zu können. 

Es war ein Klang, der niemals selbstverständlich sein würde oder seinen Zauber auf Cassie verlieren konnte. 

Jeder für sich war überlebensfähig, aber zusammen lebten sie wirklich. Eine unumstößliche Gewissheit, derer Matthew sich zu jedem Augenblick ihres Zusammenseins bewusst war. 

„Selber Trottel...“, konterte Cassie ohne das es böse klang und er wischte sich die Tränen von den Wangen, auch wenn das gar nichts brachte, immerhin war sein Gesicht nass vom Duschwasser. 

„Ich lieb dich auch... du Verrückter.“ - der zurückliegende Tag war in jeder Hinsicht anstrengend gewesen, aber diese Nacht machte alle Strapazen wieder wett. 

Während sie am Tage Sky und Reed sein mussten, Clarence den Verfluchten mimte und Cassie den mit Grace verheiratete Kumpel von ihm, waren sie einfach sie beide wenn sie alleine waren. Dann war Clarence albern und glücklich und Matthew stand ihm in nichts nach. Dann war Clarence Fluch gebrochen und Matthews Liebe galt ganz ihm, statt Gracie. 

Der junge Mann, der sich mal ganz schön moniert hatte ein Homo-Bär zu sein, redete sich unter dem warmen Geprassel des Wassers nun um Kopf und Kragen und spielte tatsächlich ziemlich selbstironisch mit seiner sexuellen Neigung. 

„Wenn die beiden in dein Cockpit eindringen wollen?“, wiederholte Matthew und kicherte albern. 

„Du weißt wie sich das anhört, ja?“ - fragend zog er die Brauen empor. 

„Es klingt als wäre da jemand ein bisschen pervers...“ - Cassie reckte sich zu Clarence empor und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. „Stell dir vor du müsstest mit zweien meiner Art klarkommen... Du würdest uns gar nicht gehändelt kriegen.“

Herausfordernd zwickte er seicht mit den Zähnen in Clarence‘ Unterlippe. 

„Du schaffst mich ja auch nur mit unlauteren Mitteln...“, fügte er frech an, so als würden diese besagten unlauteren Mittel nicht genau jene sein, die ihm besonders gut gefielen. 

Cassie legte beide Hände flach an Clarence‘ Brust, seine Haut war warm und glatt und fühlte sich vertraut an. In ein paar Stunden schon würde er ihn nicht mehr anfassen dürfen, dann würden die Augen von Cameron und Adrianna auf sie gerichtet sein und jede Nuance Abweichung registrieren und bewerten. 

Aber jetzt... jetzt waren sie allein. 

Viridarium hat keinen Flughafen...was bringen die euch im Fort eigentlich bei, hm?“ - eine Hand von der Brust des Größeren nehmend tippte er ihm mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. 

„Die wollen keine Besucher und soweit ich es weiß, kommt da niemand rein, der nicht auch dort geboren wurde.“

Viridarium war die älteste Metropole der Great Seven - die nach dem Verschwinden von Prism Shore eigentlich nur noch Great Six heißen sollten. 

„Wenn wir dort heiraten könnten...wir wären der absolute Hit auf jeder Dinner Party bei der wir das erzählen.“ - den Blonden anhimmelnd, legte Cassie beide Arme in dessen Nacken und drückte ihm einen langen, intensiven Kuss auf. 

Er glaubte nicht wirklich daran jemals Viridarium zu besuchen, aber es war ihm auch nicht wichtig. Dieser Ort wurde bewohnt von Leuten die für ihre Affinität zur Wissenschaft bekannt waren  und die immer unter sich blieben. Es gab mehr Gerüchte über diese Stadt als tatsächliche Berichte von Besuchern. 

Tatsache war: dort würden sie nicht hineinkommen. 

Aber was machte das schon? Mittlerweile war es viel wichtiger, dass sie zusammen Spaß hatten, sich Dinge und Orte ansahen die sie faszinierten und interessierten, Plätze an denen sie willkommen waren. 

Cassie hatte die Nase voll von verfeindeten Clans, die Clarence in dunklen Seitengassen verprügelten oder von irgendwelchen Irren, die ihm Steine an den Kopf warfen. 

Wenn man Matt fragte, so war es an der Zeit endlich die Dinge im Leben nachzuholen die Spaß machten - doppelte Hochzeiten zum Beispiel. Die Zeit die sie hatten war zu kostbar um sie zu verschwenden. 

„Du solltest...langsam anfangen mir beim Waschen zu helfen, findest du nicht? Oder war das am Ende nur eine Finte um mich hier in diese Duschkabine mit dir zu kriegen, hm?“

Nicht das er sich darüber beklagen würde...

„Gibt es Probleme?“ - die fremde Männerstimme ließ Matt erstarren und den Kopf seitlich drehen, schwere Stiefel trafen auf gefliesten Boden und ein neuer Lichterkegel erhellte den Raum. 

„Hallo?“ - tönte es wieder und die Schritte kamen näher, Matt legte Clarence bestimmt die Hand vor den Mund, leckte sich kurz über die Lippen und antwortete dann mit überraschend klarer, fester Stimme:

„Hallo...! Keine Probleme, nein. Alles in Ordnung.“

Der Nachtwächter zögerte kurz, Schritte kamen näher, der Lichtkegel wurde heller. 

„Ein paar Gäste haben sich über Lärm beschwert. Haben Sie auch den Radau gehört?“ - „Nein... ich stehe schon eine ganze Weile unter der Dusche.“ 

Erneut schwieg der Fremde, schien abzuwägen ob er das glaubte oder nicht. 

„Wenn Ihnen was ungewöhnliches zu Ohren oder unter die Augen kommt, melden Sie es mir oder meinen zwei Kollegen.“ - Okay! Werd ich machen!“ rief Cassie über das Prasseln des Wassers hinweg und die Nachtwache machte sich wieder auf, den Raum zu verlassen. Kurz bevor die Tür jedoch wieder ins Schloss fiel, blieb der Fremde nochmals stehen. 

Matthew musste nicht sehen wie der Kerl dort stand, den geöffneten Schrank betrachtete und im Schein der entzündeten Öllampe die Seife auf dem Boden und die fast leere Weinflasche sah. 

„Sind Sie...sicher, dass alles in Ordnung ist, Sir?“ - dieses Mal klang die Stimme argwöhnischer, zweifelnder. 

Cassie ließ die Hand vom Mund des Blonden sinken und warf Clarence einen angespannten Blick zu. 

Das Letzte was sie beide gebrauchen konnten war erwischt zu werden. „Alles Bestens, ich lass es Sie wissen wenn mir irgendetwas ungewöhnliches auffällt. Ach...da ist vielleicht doch etwas...“ - abwartend lauschte er auf die Reaktion des Mannes und dieser wiederum lauschte auf das, was Cassie zu sagen hatte. 

„Ein Stück weiter vorne, den Flur lang...klang es in einem der Zimmer so, als hätte es da ein Handgemenge gegeben. Eine Frau hat gedämpft geschrieen...“ - dass sie nach ihrem Hengst geschrien hatte ließ Matthew außen vor. 

„Ich gehe dem nach Sir, gute Nacht.“ klang es beflissen von dem Nachtwächter und kurz darauf fiel die Tür ins Schloss, beide jungen Männer wieder der Zweisamkeit überlassend. Erleichtert atmete Cassie durch und kicherte leise bei der Vorstellung daran, wie der Nachtwächter die kleine Privatreitstunde nun versauen würde. 


Clarence B. Sky

Matthew hatte keine Ahnung wie schön er klang, wenn er lachte. Viel zu lange war stille Traurigkeit Herr über seinen Blick gewesen und hatte die kandisfarbenen Iriden in düstere Schatten gelegt, die selbst das leere Lachen nicht hatte vertreiben können. Doch selbst als der Kummer nach und nach aus seinem Blick gewichen war, hatte Clarence die Freude des anderen nie richtig mit allen Sinnen hören können; er hatte sie vernommen, aber nicht bis in sein Herz vordringen gefühlt.

Heute war das anders, heute legten sich trotz eisernem Wasser warme Schauer der Freude über seine Seele, wenn er Cassie zum Lachen und Jauchzen bringen durfte wie einen kleinen Jungen, den man bei Rast am Bach hinterrücks mit dem plätschernden Wasser attackierte. In Momenten wie diesen waren sie unbedarft, frei von den Sorgen des Morgen oder Übermorgen. Sie waren nur bei sich, beim anderen und bei ihnen beiden, ganz so als existiere außer ihnen kein anderer Mensch auf Erden, der sie interessieren brauchte oder sie in irgendeiner Art tangierte.

Mit funkelnder Glückseligkeit in den blaugrauen Iriden – und einem nicht zu ignorierenden Quäntchen an Schadenfreude, verstand sich – betrachtete er den sich wehrenden jungen Mann in seinen Armen, spürte sein Zappeln und seine Anspannung und hielt ihn doch nur doch fester dadurch, auf dass Matthew ihm niemals wieder entkommen möge. Keinen einzigen Tag, ja, wenn es ging keine einzige Minute wollte Clarence den Quell seines Glücks je wieder missen müssen und wenigstens für diese eine Nacht wollte er den Gedanken daran verdrängen, dass das Leben weiter ging statt einfach stehen zu bleiben, sobald die ersten Strahlen der Sonne in einigen Stunden ihre Fänge am Horizont ausstecken würde.

Es war die Art wie sein Mann völlig überflüssig ob der laufenden Dusche versuchte die Lachtränen von seinen Wangen zu wischen und das verliebte Funkeln in seinen Blick, das den blonden Bären wohlig brummen ließ, während der andere seine amüsierte Liebesbekundung nicht weniger weich erwiderte. Noch vor wenigen Monaten hätte Clarence sich nicht in seinen kühnsten Träumen ausmalen können, derartige Worte je wieder von einem anderen Menschen zu hören, geschweige denn sie selbst an einen anderen auszusprechen… und schon gar nicht einem Mann gegenüber.

Und doch war das Leben verrückt genug ihm genau jene beiden Dinge zu schenken, die ihm mit am meisten gefehlt hatten um sein Glück zurück zu erlangen: Die Liebe und einen unverschämt charmanten, attraktiven Kerl, der ganz genau wusste wie man den kauzigen Klotz mit einem einzigen Wimpernschlag um den Finger wickelte, damit er sich für derartigen Schabernack wie den hiesigen hingab.

„Nur ein bisschen pervers? Dann können wir ja von Glück reden, dass du keine Gedanken lesen kannst…“, malte Clarence weitaus schlimmere Fantasien an die Wand, welche er unausgesprochen und der Interpretation offen zwischen ihnen stehen ließ, bevor er anfügte: „So weit ich bislang in Erfahrung gebracht hab… sind dir die unlauteren Mittel gerade gut genug und das Mindestmaß, was du von deinem Mann erwartest…“ - Mit einem herausfordernden Schmunzeln auf den Lippen, klaubte er sich während er sprach warme weiche Küsse von seinem gierigen Schönling, der bislang nie damit gegeizt hatte sich die Geheimwaffen vom Blonden einzufordern, mit denen er ihn Cassies Einschätzung nach wohl gerade so gehändelt bekam. Beinahe klang das, als wäre der einstige Söldner eine Art wilder Bestie, die es einzufangen galt bevor sie einen mit Haut und Haar einverleibte und dabei wussten sie beide nur allzu gut, dass man Matthew schon lange nicht mehr gejagt werden musste, damit er sich seinem König des Waldes willig unterwarf.

Obwohl das Wasser nun angenehmere Temperaturen erreicht hatte und auch seichte Dampfwolken langsam ihre kleine Duschkabine einnahmen, spürte er überdeutlich die Wärme der fremden Hände auf seiner Brust, was einen genussvollen Schauer durch seinen Leib jagen ließ. Claire wusste nicht zu sagen ob es jemals aufhören würde sich so gut anzufühlen wenn dieser Mann ihn berührte… doch wenn es nach ihm ging, würde es hoffentlich niemals enden oder weniger werden.

„Was die uns im Fort beibringen, willst du wissen?“

Ein verschwörerisches Lächeln legte sich trotz des fiesen Fingers an seiner Stirn über seine Lippen, wohlweislich abwägend ob es überhaupt jemals klug sein würde seinem Mann davon zu berichten, wie Erziehung und Bildung im Zentrum des großen bösen Waldes aussahen, in den sich niemand auch nur mit dem kleinen Zeh hinein traute, der bei gesundem Verstand war. Schon über viel zu viele kleine und unbedeutende Details hatte Matthew sich aufgeregt, angefangen bei den paar ungläubigen Heiden die man an Kreuze nagelte und zur Warnung an den Wegesrändern aufstellte, über gesellschaftliche Gepflogenheiten wie öffentliche Bestrafungen hinweg bis zu neugeborenen Kindern die man im Wald aussetzte, damit die Monster sie fortholen kamen. Das alles war nichts weiter als die Oberfläche an der er gekratzt hatte und was passieren würde, erfuhr Cassie erst von den anderen Lehren die seine Kindheit und Jugend und damit auch seine Weltanschauung geprägt hatten, wollte Clarence gar nicht erst wissen.

„Anscheinend wenigstens in der Sonntagsschule nichts darüber, in welchen Zonen des ewig währende Höllenfeuers irgendwelche Häfen für Zeppeline erbaut sind und wo nicht“, beließ er es bei einer rein formalen Antwort auf die rein rhetorische Frage und drängte sich mit seiner Körpermitte etwas dichter an die des Kleineren, um ihm zu signalisieren, dass Matthew ihm ja sogar die weit wichtigeren Dinge ebenso hatte nachträglich beibringen müssen, wie er es derzeit mit dem Lesen und Schreiben tat. Wenn sie die nächsten Jahre so weiter machten, würde Clarence vermutlich als hochgebildeter Gelehrter ins Grab steigen, eine Aussicht die ihm noch vor einiger Zeit weit weniger wahrscheinlich erschienen wäre als mit einem anderen Mann anzubändeln.

Ohne weitere lästige Diskussion, ließ er sich unter dem intensiven Kuss zum Schweigen bringen, denn der heiße Mund seines Mannes erinnerte ihn unmissverständlich daran, dass es derzeit einen weitaus mehr lockenden Zeitvertreib gab, als sich über potentielle Gäste einer imaginären Dinnerparty zu mokieren.

Raunend legte er seine Hände zurück um die Enden des Handtuchs, welches noch immer im Cassies Hals lag und sich mit warmem Wasser vollgesogen hatte, und hielt den Dunkelhaarigen dicht bei sich, während er ihm leise über die geküssten Lippen wisperte: „Du solltest mich mittlerweile besser kennen, mein Süßer… ich erledige selten einen Handschlag, ohne dabei ‚ein bisschen perverse‘ Hintergedanken zu hegen…“ – etwas anderes war auch kaum zu erwarten, wenn Matthew ihn dazu einlud seinen definierten, festen Leib mitten in der Nacht nach einer betörenden Nacktwanderung in einer beinahe völlig abgedunkelten Duschkabine zu waschen; der Jäger mochte zwar nicht mehr alle seine zehn Finger zur Gänze besitzen, aber am Körper seines Mannes hatten sie schon immer verlässlich ihren Weg an empfindliche Stellen gefunden, selbst in weit unpassenderen Momenten als diesem hier.

Wie unpassend ihre Lage tatsächlich war, offenbarte sich den Bruchteil einer Sekunde später, als sich unter ihr sinnliches Geplänkel plötzlich eine fremde Stimme mischte, die… irgendwie nicht nach dem überfallenen Piloten klang, dessen Steuerknüppel sie sich zu eigen machen würden, nachdem sie in sein Cockpit eingedrungen waren. Viel eher klang die feste markante Stimme nach dem Nachtwächter und so sah auch der schmale Schein der Taschenlampe aus, die es gerade so unter dem gewachsten Brett hindurch schaffte und derer Clarence mit einem empörten Tänzelschritt aus dem Weg hüpfte, während er bereits Luft holte um zu antworten, bevor Cassie ihm dabei zuvor kam.

Unter seinen Fingern musste der Dunkelhaarige einfach das breite Grinsen seines Mannes spüren, denn das kurz angebundene Gestammel seines Liebsten erinnerte Clarence ziemlich schwer an den Moment damals im Hinterhof des Restaurants, als Cassie unter dem Schutz der Decke eine ziemlich fordernde Hand an seinem ziemlich unangebracht harten Schwanz gehabt hatte, während der nichts ahnende Kellner die Aufgabe einer Bestellung von ihm gefordert hatte. Schon damals hatte er – angesichts seiner prekären Lage – die Situation ganz gut meistern können und doch war ihm anzusehen gewesen, wie viel Mühe es ihn gekostet hatte, dabei auch völlig ernst zu bleiben. Sein Gesicht war schrecklich wächsern gewesen, ganz verspannt vor Konzentration und auch wenn die Dunkelheit es heute nicht zuließ einen derartigen Ausdruck in Matthews Antlitz wiederzufinden, so konnte der Blonde es noch deutlicher in der Stimme seines Geliebten hören.

Weder damals, noch heute dazu geneigt es diesem süßen Taugenichts leicht zu machen, öffnete er frech die Lippen und haschte nach einem der Finger, die sich zur Stille fordernd über seinen Mund gelegt hatten. Auch auf die Gefahr hin sich dafür einen Tritt gegen sein Schienbein einzufangen, begann er neckend an der fremden Fingerkuppe zu saugen und sie sachte mit der Spitze seiner Zunge zu umschmeicheln, während Matthew sich beinahe um Kopf und Kragen log; wenn sie ehrlich waren, würde das freche Böckchen kaum etwas anderes machen wenn es an seiner Stelle wäre und nicht zuletzt gehörte das Spiel mit dem Feuer bei ihnen schon immer bis zu einem gewissen Grad mit dazu, wenn sie in (halb-)nackter Mission unterwegs waren.

Aufmerksam versuchte er seinen geheimen Gefährten zu beobachten während er die missliche Lage fachmännisch entschärfte und entließ Cassies Finger schließlich einige Sekunden nachdem die Tür ins Schloss gefallen war und sich auch nach einem Augenblick warten kein Geräusch mehr ergab, um stürmisch die Lippen seines Komplizen einzufangen und für sich aufzuspalten. Cassie hatte keine Ahnung wie betörend er war, wenn er mit seiner heimlichen Liebschaft nackt unter der Dusche stand und fremde Wächter anlog, um bloß nicht erwischt zu werden; spätestens nach dem Kuss des Blonden sollte er aber zumindest eine geringe Ahnung davon erhalten haben.

„Du bist wirklich der Teufel, weißt du das? Die arme Stute, die wegen dir jetzt gezwungen ist ihren heißblütigen Hengst von sich runter steigen zu lassen, tut mir fast ein wenig leid“ – das tat sie wirklich, selbst wenn ihn das alleinige Zuhören schon beinahe mental kastriert hatte. Die Vorstellung, jemand hätte ihnen derartiges angehangen nachdem sie vorhin noch so beschäftigt gewesen waren, brach ihm beinahe das Herz.

„Vermutlich hätte ich ihm angesichts dessen, dass er uns eh nicht zuordnen kann, eingesperrt wie wir sind… einfach verraten, dass ich mir was Heißes angelacht habe und wir bemüht sein werden, unter der Dusche etwas mehr Anstand zu zeigen“, sinniere der Bär wohlig und drängte dabei die Arme des Jüngeren zurück um seine Schultern, damit Matthew ihn bloß wieder in die enge Umarmung zog, die er so genoss. „Wenn er ein Herz hat, hätte er uns nun etwas Privatsphäre gelassen und ein Auge zugedrückt. Nun denkt er aber, anhand der Indizien…“

Aufgrund des Offensichtlichen zuckte Clarence amüsiert mit den Schultern und klaubte sich erneut einen kurzen, sinnlichen Kuss von Cassie.

„Nun denkt er, dass sich hier irgendein Besoffener aufhält, der ein bisschen pervers ist und meint, er müsse nachts nackt durch den Zeppelin irren, um im Waschraum anständigen Damen aufzulauern. Da draußen liegen nämlich keine Klamotten von ihm vor der Dusche, falls du dich recht erinnerst…“

So ein perverser Nackter war für eine Nachtwache weit interessanter als ein betrunkenes Pärchen das keinen Ärger machen, sondern einfach nur ein wenig Spaß haben wollte – vor allem dann, wenn der perverse Nackte auch noch so kurz angebunden und offensichtlich stark interessiert daran war, den Wächter wieder loszuwerden.

„Bestimmt…“ – er musste sich selbst kurz unterbrechen um bei dem Gedanken leise zu lachen – „Bestimmt denkt er jetzt, du holst dir unter der Dusche einen runter, um dann nackt hier raus zu springen und mit dem Schwanz in der Hand die anständigen Ladys zu überraschen, wenn sie nichts ahnend hier herein spazieren. Würde mich nicht wundern, wenn der Kerl morgen beim Frühstück aufmerksam von Tisch zu Tisch geht, und versucht dich anhand der Stimme wiederzuerkennen.“

Clarence wusste schon jetzt, er würde kein einziges Wort beim Essen sprechen, bis er wieder sicher auf seinem Zimmer oder später von Bord gegangen war.

„Aber ist schon okay. Ich komme dann morgen Abend in goldener Rüstung ins Zimmer der Friedenswache von Poison Ivy getrabt und kaufe dich aus dem Kerker frei… und wasche dir dann den Schmodder deiner Zelle vom Leib. Tch sollte ja nach heute Nacht etwas Übung darin haben.“

Um den Schein von Motivation zu wahren, zog er das nasse Handtuch von Cassies Hals und begann, ihm damit sanft über den Hals und die Brust zu streicheln; sein Mann sollte ihm nicht vorwerfen können, er habe nicht wenigstens sein Geringstmögliches gegeben.

„Gut so, mh? Mit der Ekel-Seife wäre es zwar sicher etwas effektiver, aber… ich bin bemüht das Beste aus dem zu machen, was ich hab.“


Matthew C. Sky

Hatte Matthew seine Idee, den Nachtwächter auf die falsche Fährte zu locken, noch für smart gehalten, schaffte es Clarence ziemlich leicht ihn dahingehend zu irritieren. 

Und plötzlich kam es ihm gar nicht mehr so klug vor diesbezüglich gelogen zu haben. 

Denn - und da hatte der freche Jäger wohl recht - die Indizien sprachen gegen seine Geschichte. 

Keine Klamotten, eine ziemlich leere Weinflasche, herumliegende Seife und nächtliches Duschen - all das sprach nicht gerade für ihn, sondern machte ihn vermutlich verdächtiger als es die Wahrheit getan hätte. 

Aber nun da der Kerl weg und Matthew mit Clarence wieder alleine war, war es ohnehin zu spät um die Geschichte zu relativieren und der Hüne war ihm in den Sekunden davor keinerlei Hilfe gewesen. 

Was blieb war - hoffentlich eine schmerzende Zunge bei Clarence, in die Matthew zu kneifen versucht hatte als der Bär anfing seine Finger auf unpassende Weise zu umschmeicheln - und Zweifel ob seiner eigenen Cleverness bei Matthew. 

„Du bist blöd.“, attestierte Cassie seinem Begleiter - obwohl dieser offenbar klüger war als er und stippte ihm abermals mit dem Zeigefinger gegen die Stirn um das Gesagte zu verdeutlichen damit Claire es begriff. 

„Der fand gar nichts an meiner Geschichte verdächtig, sonst wäre er ja nicht wieder abgezischt, Sherlock.“ - aber das klang bedauerlicherweise nicht sehr überzeugt. 

Vielleicht würde es besser sein, wenn er morgen beim Frühstück nicht zu laut und nicht zu viel redete. Oder er nahm gar nicht erst daran teil... frühes Aufstehen lag ihm ja sowieso nicht wirklich. 

„Außerdem...wird man nicht gleich weggesperrt nur wegen ein bisschen Ruhestörung auf einem Zeppelin...“ 

Mit ein bisschen Fantasie könnte man meinen, sein Blick empor zu Clarence hatte etwas fragendes an sich... so als sei er sich diesbezüglich nicht zu einhundert Prozent sicher, auch wenn er vorgab es zu sein und seine Worte an sich nicht als Frage formuliert waren.

Die Arme bereitwillig zurück um den Nacken des Hünen legend, schaute er seinen cleveren und zugleich unglaublich durchtriebenen Ehemann an, dessen Hände fadenscheinig das vollgesogene Handtuch über seine Brust bewegten. 

Dabei gab sich der Kerl keine besondere Mühe, sondern nutzte eigentlich viel eher die Gelegenheit, um ihn anzustarren - unverhohlen auch noch dazu. Und wäre er nicht schon nackt, der Blonde hätte ihn mit den Blicken sicherlich nun ausgezogen. 

„Macht dich die Vorstellung an, hm?“, wollte er neckend wissen, die Worte des Älteren aufgreifend und weiter ausführend damit der Jäger sich die Sache auch ordentlich ausmalte: 

„Wie ich in einer einsamen Zelle sitze, gefangen hinter Gitterstäben, allein und auf die Hilfe eines selbstlosen Retters angewiesen... Verschmutzt und bereit, von großen Händen sanft gewaschen zu werden...“ - 

Nicht dass es eine Antwort auf diese rhetorische Frage gebraucht hätte, immerhin hatte Clarence seinen Hang zum Unanständigen selbst bestätigt und eingeräumt. 

„Ganz und gar meinem Gönner ausgeliefert... Oder... wäre es dir lieber wenn ich in meiner Zelle ein paar Mithäftlinge hätte? Und du...zeigst ihnen ganz selbstlos wie man mit mir umgehen muss.“ - natürlich gefiel Clarence die Idee, aber noch vor ein paar Monaten wäre es undenkbar gewesen so mit ihm zu reden und noch unglaublicher wäre es, eine Bestätigung außer dem Munde des Blonden zu erwarten. 

Doch die Dinge die einst unmöglich zwischen ihnen gewesen waren, waren längst zur absoluten Nichtigkeit verblasst. Es gab in Matthews Augen nichts, wofür sich Clarence schämen musste. Nicht für seine Herkunft - auch wenn er ihn damit ab und zu neckend aufzog, nicht für seine Vorlieben und nicht für etwaige Unzulänglichkeiten. Wenn er etwas nicht wusste oder konnte war das für Cassie nie Anlass gewesen sich über ihn lustig zu machen oder genervt von ihm zu sein. 

Clarence hielt es ebenso, selbst wenn Matt nach Ewigkeiten das Feuer nicht zu entzünden schaffte, machte der Blonde ihn nicht nieder. Sicher, er neckte ihn - aber verhöhnte ihn niemals. 

Und so waren auch die Worte des Dunkelhaarigen nicht abschätzig sondern allenfalls liebevoll aufziehend gemeint. 

„Was grinst du so, hm? Malst du es dir gedanklich schon aus?“ - Matt schüttelte tadelnd den Kopf in dem Wissen das Kopfkino des Blonden durchaus angeregt zu haben. 

Aber wer war er, dass er für derartige Fantasien nicht gern herhielt?

„Du bist sowas von durchschaubar... immer denkst du nur daran wie du dich an mir armen Kerl vergehst. Ich glaube ja mittlerweile, von uns beiden bist du der Schlimmere.“ 

So wirklich furchtbar fand Cassie das aber auch wieder nicht, wie sein Schmunzeln verriet. In Wahrheit - und das wussten sie sicherlich beide - liebte Matthew den Blonden für alles was er war und ebenso für die Dinge die er nicht war. 

Clarence hatte ihn damals in den Wäldern gerettet, aber so richtig errettet hatte er ihn erst viel später. Nämlich mit vielen kleinen Gesten, so unbedeutend sie auch gewesen sein mochten. In Summe hatten sie dem misstrauischen und abwägenden jungen Mann gezeigt, dass es keinen Grund für Skepsis gab, nicht dem Blonden gegenüber. 

„Du weißt nicht, wie schön du eigentlich bist.“, wechselte er das Thema und wurde nachdenklich. Clarence war der Inbegriff alles Schönen, nicht nur äußerlich sondern vor allem was seine inneren Werte betraf. 

„Wenn du mich so ansiehst, mit deinen frechen blauen Augen und diesem kleinen Lächeln auf den Lippen...so als würdest du alle Geheimnisse dieser Welt kennen...“ 

Rätselhaft war ihm dieser Mann. Und zugleich vertraut und so nah wie kein anderer Mensch es je sein könnte. 

„Und als würde es kein Mysterium geben, das du nicht schon ergründet hast. Hmmm...“ - er löste eine Hand von Clarence’ Nacken und legte sie stattdessen an seine Wange, strich mit dem Daumen zärtlich über die weiche Haut unter seinem Auge und legte den Kopf schief. 

„Von Zeit zu Zeit frage ich mich, was du alles schon gesehen und erlebt hast. In der Zeit bevor wir uns kennengelernt haben. Ich weiß, dass du mir bei weitem nicht alles erzählt hast und es vielleicht auch nie tun wirst.“ 

Es würde stets Dinge geben, die Clarence ihm verschwieg. Zu viel hatte er erlebt. Zu viel, dass auszusprechen nicht gut wäre - und Matthew akzeptierte das. Trotzdem hatten all diese Dinge, die gesagten und ungesagten, die bewussten und die vergessenen, den Mann den Matthew liebte geprägt. Sie hatten Clarence zu dem gemacht der vor ihm stand. 

„Ich liebe dich...du geheimnisvoller Schamane aus den Tiefen des gefürchteten Madman Forest. Bezwinger der Natur und Bestien und meiner legendären Wenigkeit... wenn auch nur gerade so...und unter Nutzung unlauterer Mittel.“, er grinste frech und herausfordernd, reckte sich nach oben und stibitzte sich von dem Größeren einen Kuss. 

Ein seichtes Kribbeln fuhr durch seine Fasern als ihre Lippen sich berührten und Cassie vergaß für jenen Moment wo sie waren und dass in ein paar Stunden schon wieder alles anders sein würde. 

Mit einem wohligen Mhhh löste er sich schließlich vom süßen Mund seines Retters und legte die Hände auf dessen Hüfte ab. 

Die Ambitionen ihn zu waschen waren nie sehr ernsthaft gewesen, das unterstellte Cassie seinem Mann einfach, und sie nahmen in den letzten paar Sekunden nicht gerade zu. 

Hatte er vorhin zumindest halbherzig über seine Haut gewischt, war diese Bewegung mittlerweile fast zur Gänze verpufft - Grund genug für Matt sich zu beklagen. 

„Aber was das Thema waschen angeht, solltest du dringend noch üben. Ich fühl mich noch kein bisschen sauberer...was allerdings auch daran liegen könnte, dass ich deinen schmutzigen Fantasien ausgesetzt bin.“, giggelte er albern und sah einen Moment nach unten. Sie standen ganz dicht zusammen, so eng, dass sich ihre Mitten fast berührten. 

Aber was wirklich bemerkenswert war, war das Gefühl welches Clarence ihm gab. Er war sein Zuhause, mehr noch als ihr Boot sein Zuhause war.

Der Blonde zerstreute alle seine Zweifel, verwehte sie in alle Windrichtungen und machte, dass Matthew sich komplett und heil fühlte. Er hätte damals nie gedacht, dass es einen Menschen gab dem er alles von sich schenken würde und von dem er sicher war, dass derjenige ihm nicht wehtun würde. 

Jenes blinde Vertrauen in Clarence war etwas, dass Le Rouge stets versucht hatte zu ersticken und auszumerzen. 

Aber - und das war Matthew nicht ohne gehässige Schadensfreude bewusst - er war gescheitert. Mit allem. 

Der Rote, der sich für das Maß aller Dinge gehalten hatte war am Ende ein Niemand gewesen und sein giftiger Einfluss auf ihn war in dem Moment verraucht, als Clarence Sky ihn am Baum lehnend gefunden und gesund gepflegt hatte. 

Was aus jenem Zufallsfund geworden war, das machte Cassie fast schon ein bisschen daran glauben, dass die Existenz von Clarence‘ Gott nicht komplett unwahrscheinlich war. 

Aber das musste er dem Blonden ja nicht auf seine eitle spitze Nase binden. 


Clarence B. Sky

Verschmutzt und bereit, von großen Händen sanft gewaschen zu werden...

Vermutlich lag es am Zauberwein, dass Cassie solche Dinge von sich gab, aber sein Mann schien vergessen zu haben, dass er das doch schon längst war und sich gegen diese Fantasie auch nicht gerade mit Händen und Füßen wehrte.

Wenngleich Clarence‘ Waschung nicht allzu bemüht war um ihrem eigentlichen Zweck gerecht zu werden, so hielt er doch wenigstens die fadenscheinige Motivation aufrecht und streichelte mehr als dass er wusch immer mal wieder langsam mit dem nassen Handtuch über Hals, Schlüsselbein und Brust seines Partners hinweg, auf dass sein Gegenüber wenigstens an diesen Stellen bis zum Ende der Dusche porentief rein sein würde.

Der Spleen, einander sündhafte Fantasien einzuimpfen, war nicht gerade neu für sie und besonders der Bär zelebrierte es schon seit langer Zeit die Lust seines Gespielen zu erhöhen, indem er ihm die süßesten Bilder zeichnete. Nicht selten verlor sich Matthew dabei ganz und gar, nur um sich seinem Häscher schließlich willig hinzugeben – doch ohne Zweifel stand er Claire in nichts nach, was die Kunst der Worte anbelangte.

Ein schweigsames aber dennoch umso aussagekräftigeres Lächeln hatte sich auf die Lippen des Bärtigen gestohlen, mit dem er den Kleineren aufmerksam betrachtete während er vor sich hin säuselte. Es wäre eine feiste Lüge gewesen zu behaupten, seine Gedanken hingen nicht die meiste Zeit des Tages der Vorstellung nach, sich am anderen zu vergehen und daher versuchte er auch gar nicht erst, sich aus den Unterstellungen heraus zu reden. Das würde Matthew nur noch mehr Zündstoff geben ihn als Lustmolch hinzustellen – und zudem auch noch die süßen Erzählungen seines Liebsten unterbrechen, etwas das der Blonde noch weit weniger gern tat.

Obwohl die Wände der Kabine das eh schon spärliche Licht der einzelnen Kerze fast gänzlich ausschlossen und sie beide in Dunkelheit tauchten, erkannte Clarence in den Augen seines Mannes unzweifelhaft die verliebte Wärme und das faszinierte Funkeln, das sich auf vertraute Weise über sein Antlitz legte, als Cassie die Stimme nach einem kurzen Moment der Stille wieder erhob. Manchmal war es nicht in Worte zu fassen wie die Dinge sich fügten, wenn man sich einem anderen so nah fühlte wie er sich dem Dunkelhaarigen. Man spürte eine wogende Wärme in sich aufwallen wenn man bedacht wurde, mit Blicken oder Gedanken, man wusste instinktiv woran der andere gerade dachte wenn man sich ansah oder spürte bei Trennung Unbehagen in sich aufsteigen, wenn es dem Menschen, den man liebte, in der Ferne nicht gut ging. Ganz besonders aber spürte man dieses Flimmern in der Luft, wenn einem völlig plötzlich wieder bewusst wurde wie sehr man einander eigentlich liebte und vergötterte… und wie viel Glück man eigentlich hatte, sich gefunden zu haben.

„Wer weiß… vielleicht kenne ich ja wirklich alle Geheimnisse dieser Welt?“, kam es verträumt murmelnd über Clarence‘ Lippen, auf denen noch immer jenes mythische Lächeln lag, vom dem sein Mann sprach.

Ganz sanft lehnte er seine Wange der Hand des anderen entgegen und genoss mit leisem Brummen das sanfte Steicheln, eine Geste so fein und vertraut, wie er sie niemals für möglich gehalten hätte.

Es war noch gar nicht allzu lange her, da hatte eine zufällige Berührung im Vorbeigehen noch Unbehagen in ihnen ausgelöst. Ein Blick der länger andauerte als nötig hatte sich eigentümlich verstörend angefühlt und selbst nach dem Sex war es irgendwie dann doch zu intim gewesen, sich danach voreinander frisch zu machen. Sie hatten miteinander gelebt ohne wirklich miteinander zu leben, eine schweigsame Übereinkunft so abstrus, dass Claire heute gar nicht mehr wusste, wie sie diese Zeit überhaupt miteinander hatten überstehen können. Zu erklären, wie aus diesem Verhältnis jenes geworden war das sie heute pflegten, war ihm völlig unmöglich – und das, obwohl er selbst ja live dabei gewesen war.

Trotzdem konnte er sich einen Schritt zurück gen Vergangenheit, einen Rückfall in alte Muster und Gepflogenheiten, heute nicht mehr im Geringsten vorstellen. Ein Leben ohne den anderen war keines, in dem er auch nur das geringste Quäntchen Glück mehr finden würde und er zweifelte daran, dass Matthew irgendetwas tun oder sagen könnte, das ihn dauerhaft davon abhielt ihn zu lieben und zu verehren. Es mochte Meinungsverschiedenheiten geben und Unstimmigkeiten, sie mochten einander dann und wann böse werden und mal ein paar Tage weniger miteinander reden als sonst. Am Ende des Tages lagen sie nichtsdestotrotz gemeinsam  im gleichen Bett, Arm in Arm, und ließen die Streitigkeiten wenigstens für die Nacht gut sein, um erst am nächsten Tag wieder weiter zu machen. Was brachte es auch schon dem anderen länger böse zu sein als nötig, wenn sie beide doch sowieso wussten, dass sie sich nicht mehr voneinander trennen würden?

Der Kuss des Jüngeren kribbelte noch auf seinen Lippen nach, als er dem Blick hinab zwischen ihre Körper folgte und einen Fuß lautlos ein wenig nach vorne stellte, bis ihre Zehen sich berührten. Bis heute hatte die Besonderheit in der Nähe zu seinem Mann nichts an ihrer Faszination verloren und übte eine gewisse Neugierde auf dem Blonden aus, obgleich er doch schon alles an Cassies Leib längst erkundet hatte.

Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich liebe… dann würdest du dich auch nicht im Geringsten darüber wundern, warum meine Fantasien so schmutzig sind“, unterstellte er dem Frechling geheimnisvoll und zog das nasse Handtuch aus seinem Nacken, um es stattdessen auf Cassies Brust abzulegen. Langsam und genüsslich ließ er es über die definierte Brust streicheln, sog das Gefühl der Muskeln unter seinen Fingerspitzen auf und schließlich auch wie sich die sanften Erhebungen durch den nassen Stoff hinweg anfühlten, als er damit über die zarten Knospen des Kleineren hinweg glitt.

Umso besser, dass ich… in dir ein williges Übungsobjekt gefunden habe, was das Waschen angeht. Ohne Zweifel wäre ich ganz verloren ohne dich, so unbeholfen und… unglücklich, weil ich Scharlatan niemanden habe, an dem ich mich verlustieren kann. Das kann ich wirklich nicht abstreiten. Aber es gibt auch etwas, wobei ich dir widersprechen muss…“

Mit dem Handtuch an den Flanken des Jüngeren hinab gleitend und ihn dabei etwas dichter an sich heran ziehend, leckte der Bär sich überlegend über die Lippen und musterte die dunklen Funken welche sich über den fremden Leib ergossen, sobald die prasselnden Wassertropfen auf ihn auftrafen. Cassies warme, feste Haut würde zweifelsohne noch verführerischer im Tageslicht aussehen, gemeinsam unter sonnigem Himmel in einem See oder kleinen Bächlein – doch zum Glück hatte der Jäger genug Erinnerungen, um die fehlende Sicht durch seine Fantasie wieder auszugleichen.

Die Vorstellung von dir hinter Gittern… ist nicht gerade etwas, das mich zu dem schlimmen Finger machen würde, der du mir unterstellst zu sein. So prickelnd das in der Theorie auch klingen mag, wenn du nicht vor mir wegrennen kannst… viel lieber verschleppe ich dich noch immer zum Eingang meiner Höhle, wo man dich auch beobachten kann, wenn es das ist was du willst…“

Ein verschwörerisches Grinsen zuckte über seine Lippen hinweg, denn die Erinnerung an Cascade Hill und die kleine heiße Quelle tief in den Wäldern, fühlte sich noch immer recht frisch an. Verborgen unter der warmen Wasseroberfläche, hatten sie im Taumel der Lust darüber sinniert, ob die Tiere des Waldes sie wohl beobachteten – und falls ja, ob sie sich durch das schamlose Treiben dazu angespornt fühlten, es ihnen gleich zu tun.

Wenn man mehr darüber nachdachte, dann war ihnen ein dezenter Hang zu Exhibitionismus und ersehntem Voyeurismus anderer nicht unbedingt neu. Die Möglichkeit, sie könnten beobachtet oder gar erwischt werden war nichts, das aktiv seine Fantasie beflügelte oder das er sich bewusst ersehnte; und doch ergaben sich diese Dinge dann und wann spontan und zwar mit einer derart knisternden Erotik, dass sie bislang nie hatten Vernunft walten lassen können.

Selbst heute Nacht waren sie nackt wie Gott sie geschaffen hatte aus dem Zimmer und über die Flure gehuscht, verloren sich im Gemeinschaftsbad öffentlich aneinander und selbst wenn es mitten in der Nacht war, der verschlafene Kerl im Hemd hatte ihnen eindeutig bewiesen, es gab noch Wache und Wandelnde auf diesem Zeppelin. Die Gefahr hier drinnen endgültig erwischt zu werden anstatt einen Wächter auf die falsche Fährte zu bringen, blieb.

Auf der einen Seite…“, begann er leise und ließ seine Hände wieder am definierten Leib seines Gegenübers empor wandern, völlig unverhohlen genießend, was sein Partner ihm zu bieten hatte. „Auf der einen Seite bist du zu schön, um dich zu teilen. Seitdem wir zusammen sind… merke ich wie eifersüchtig ich werden kann, wenn andere dir ungefragt hinterher sehen und dich anlechtzen. Auf der anderen Seite aber…“

Und das war eine, die sich ebenso wenig von der Hand weisen ließ:

…gehörst du ganz alleine mir und es wäre eine Schande, nicht vor anderen mit dir anzugeben. Ihnen zu präsentieren, was ich mir zu Eigen gemacht habe… und ihnen vor Augen zu halten was sie niemals haben werden, damit sie alle vor Neid erblassen. Mhh…“

Hungrig leckte er sich über die Lippen, trat einen weiteren Schritt an Matthew heran und überbrückte somit die letzte Distanz die noch zwischen ihnen lag, damit ihre Körpermitten sich endlich vollends berühren konnten. Das Gefühl einander auf diese Weise nahe zu sein, diesen Mann zu spüren und zu erleben wie kein anderer es tat, war unbezahlbar für Clarence. Für kein Gold der Welt würde er den Dunkelhaarigen wieder hergeben oder gar einen besseren Mann finden können als den, den er sich bereits erfolgreich geangelt hatte; sich an seinem Eigentum laben zu können wann immer es ihm beliebte, war das wohl kostbarste Gut, das ihre Ehe mit sich gebracht hatte.

Beinahe schon besitzergreifend zog er Matthew dicht an sich, suchte dessen Mund und drängte ihm einen hungrigen Kuss auf, während dem er sich in der fremden Unterlippe verbiss um sich einen Weg zur Zunge seines Geliebten zu spalten. Unzweifelhaft legte die oft unstillbare Gier des Jüngeren nahe, dass es in manchen Nächten wohl gar nicht so schlecht wäre anderen zu demonstrieren, wie man mit einem derart hungrigen Böckchen umzugehen hatte um es zu befriedigen und ebenso unzweifelhaft beschwor diese Vorstellung auch im mächtigen Bärenkönig ein gewisses Prickeln, was man ihm deutlich anmerke – bis er das offen zugeben würde, würde sein Spielgefährte aber weit mehr verbrechen müssen, als nur den Samen der Fantasie in ihm zu pflanzen.

Frei von Tatendrang was das weitere Waschen seines Partners anging, legte er das nasse Handtuch im Kuss zurück um Cassies Nacken, suchte und fand stattdessen mit seiner Zunge das passende Gegenstück und drängte es zu einem sinnlichen Kampf, in den er leise seufzte. Matthew hatte keine Ahnung wie gut er schmeckte, besonders nach ein paar Schluck Rotwein und nach all den Dingen, die er noch vor geraumer Zeit mit diesem Mund an der Körpermitte des Blonden angerichtet hatte. Langsam ließ er Bär seine Hände nun ohne Waschzeug über den fremden Körper gleiten, erkundete die weiche Haut ebenso wie die vertrauten Unebenheiten und umkreiste dabei das ein oder andere Mal verträumt die rosigen Knospen seines Geliebten, die er in der Dunkelheit zwar nicht sehen, aber dafür umso besser spüren konnte.

Ich weiß noch ganz genau wie hart du warst… damals in Coral Valley, im Hinterhof der Gaststätte…“, wisperte er leise den fremden Lippen entgegen und sah ihn dabei noch ganz genau vor sich, mit gequältem und doch gleichsam unendlich erregten Ausdruck in den kandisfarbenen Augen. „Hast du gehofft, dass mach einer hinter den Fenstern uns beobachtet… und dir ansieht wie gut es dir tut, was ich gerade mit dir mache, mh? Du warst so… unbeschreiblich ungeduldig… nachdem der Kellner uns erwischt und uns den Schlüssel fürs Büro dagelassen hat. Ich dachte schon du spritzt gleich ab, als ich in dich eingedrungen bin, während wir noch an der Wand standen und du es kaum noch ausgehalten hast, ohne meinen Schwanz in dir…“


Matthew C. Sky

Die Erfahrungen von früher hatten es Matthew immer verboten irgendjemandem zu gehören oder sich wirklich an einen anderen Menschen zu binden. 

Er war ein Freigeist, nicht daran interessiert sich auf etwas einzulassen, dass ihn potenziell schwächte oder ihn behinderte. Er war unverbindlich in seiner Freundlichkeit und unmissverständlich in seiner Ablehnung. 

Wenn er jemandes Interesse erregen wollte, wusste er genau wie er es bekam und wenn ihm jemand auf den Keks ging, dann hatte er keine schlaflosen Nächte um darüber zu sinnieren, wie er das besagte Person diplomatisch wissen lassen konnte. 

Auch Clarence hatte diese Seite von Matthew schon oft zu spüren bekommen, gleich zu Beginn ihres Kennenlernens hatte der Dunkelhaarige die Fronten geklärt. 

Er, der Sterbende, hatte trotzig an seinem Bogen festgehalten und den Fremden angezischt. Seine Lage war aussichtslos gewesen aber der Blick seiner dunklen Augen war nicht gebrochen, sondern der einer verwundeten Raubkatze gewesen. Biestig, abweisend, bereit zu kämpfen bis er tot war. 

So war er und so würde er wahrscheinlich immer sein. 

Kein Mensch würde jemals jene Facetten zu Gesicht bekommen, die Clarence schillern sah wenn er den Jüngeren anblickte. 

Sein rätselhaftes Sphinxlächeln auf den Lippen, räumte Clarence ein vielleicht wirklich alle Geheimnisse dieser Welt schon erblickt und erkundet zu haben, aber gleichzeitig galt die Faszination in seinen Augen dem Jüngeren - so als wäre dieser das einzige Mysterium das zu ergründen noch fehlte. 

Selbstbewusst erwiderte Matthew den Blick der auf ihm ruhte und kommentierte den schwindenden Eifer des Blonden ihn zu waschen mit den Worten:

„Du bist wirklich lausig als Pfleger meiner Pfirsichhaut.“

Er grinste während das Handtuch seinen Weg an seinen Flanken hinab fand. Matthew folgte dem Pfad der sanften Reibung mit den Augen, wobei sein Blick auf die Länge des Hünen fiel. Sie war nicht hart - seine eigene auch nicht - aber selbst im nicht erigierten Zustand groß, wohlgeformt und von einer gewissen Ästhetik. 

Es gab schier nichts, dass an Clarence nicht schön war fand er. 

„Als deine Trophäe siehst du mich also...soso...“, er hob den Blick wieder in das Antlitz des Größeren und hätte gern noch etwas freches angefügt, einfach weil er es mochte den Hünen herauszufordern... Doch Clarence überbrückte die letzte winzige Distanz zwischen ihnen, wodurch sich ihre Lenden berührten und sich Clarence‘ Länge an die von Matthew schmiegte. 

Prickelnde Wellen der Erregung nahmen daraufhin den Unterleib des Kleineren ein und er öffnete ganz bereitwillig seine Lippen, kaum da der Hüne sie für sich beanspruchte. 

Früher hatte er niemandem gehört und er gehörte auch jetzt nur einem - diesem aber dafür mit Haut und Haaren. 

Das grob gewebte Handtuch im Nacken spürte er den leichten Zug mit dem Clarence ihn bei sich hielt obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Der Jüngere hob beide Arme und schlang sie um den Nacken des Größeren, schmiegte sich an ihn und genoss einen Moment lang ihr Beisammensein mit geschlossenen Augen. 

Er musste Clarence nicht vor sich erblicken um ihn zu sehen. 

Hinter gesenkten Lidern erinnerte er sich ganz genau an das Antlitz seines Geliebten. An seine rosigen Lippen, eingerahmt vom goldgelben Flachs seines Bartes in dem sich feine Wassertropfen niedergelassen hatten. An seine aristokratische, spitze Nase, an das stählerne Graublau seiner Augen, an die blonden Wimpern und die leicht struppigen Brauen darüber...

Und vor allem erinnerte er sich an seine Haare...

An das wallende Goldblond, wie die Farbe von reifen Ähren auf  dem Feld - nur glänzender. 

Oftmals trug er einen Zopf, meistens jedoch einen unordentlichen Dutt, sodass sein Hals und Nacken betont wurden in die Matthew so gern neckend biss. 

Eine Hand löste sich nun wie von selbst und seine schlanken Finger ertasteten geschickt das unscheinbare Gummiband, um welches der Schamane sein Haar wieder gewickelt hatte. 

‚Keine Hose, kein Hemd, aber der Haargummi darf nicht fehlen.‘  ging es Matthew durch den Kopf und ein seichtes Lächeln legte sich trotz Kuss auf seine Lippen. 

Schon vorhin in seinem Zimmer hatte er das Haar des Größeren befreit, aber nach ihrem Intermezzo hatte es sich Clarence- vermutlich aus Gewohnheit- wieder geschnappt. 

Zum zweiten Mal in dieser Nacht zog Matthew es nun von den Strähnen und schob den Gummi über sein Handgelenk um ihn nicht fallenzulassen. 

Er seufzte leise als Clarence wiederholt seine Brustwarzen umkreiste und öffnete schließlich die Augen wieder - eine Sekunde bevor der Kuss ein Ende fand. 

An die kleine Gaststätte in Coral Valley dachte der Schuft also und versuchte in Matthew die Erinnerung lebhaft werden zu lassen in dem er erzählte wie er es erlebt hatte...und woran genau er sich erinnerte. 

„Ich weiß noch ganz genau wie hart du warst...“ - einen Moment lang dachte Cassie zurück an jene Begebenheit, jenes amouröse und ziemlich verdorbene Stelldichein, bei dem sie einen Haufen Glück gehabt hatten nicht achtkantig rausgeschmissen worden zu sein. 

„Wir waren beide ziemlich hart...und du hast mir deinem Schwanz so schnell bis zum Anschlag reingeschoben, dass ich dachte ich halte es nicht aus...“ - es war das erste Mal gewesen, dass sie es so miteinander gemacht hatten... so eilig, überstürzt und gegen jede Vernunft. 

Clarence - der bibeltreue Christ - hatte in eben jener Situation seine Metamorphose zu dem begonnen was er heute war: das dominante Raubtier, das seinen Hunger genau dann stillte, wenn ihm danach war. 

Egal ob es Zuschauer oder Zuhörer gab. 

„Und ich hab mir den Kopf an der Wand gestoßen.“ - fügte er sonnig an, als wäre das eine Sternstunde ihrer Zusammenkünfte gewesen. 

Nun da Clarence‘ Haar wieder frei war, holte Cassie es nach vorne und strich es ihm über eine Schulter. 

Wassertropfen perlten über die Strähnen und das Wasser welches von den Spitzen herunterlief bildete kleine Rinnsale. 

„Willst du wissen was ich mir von Zeit zu Zeit vorstelle?“, verschwörerisch blickte er zu dem Blonden auf, dessen Gesicht im Halbschatten lag und in dem er trotzdem zu lesen vermochte. 

Oftmals - wenn auch bei weitem nicht immer - brauchten sie einander nicht sagen was sie dachten. Ihre Freundschaft hatte lange vor dem ersten Kuss so gut funktioniert, dass sie sich mit Blicken verständigen konnten, Matthew das Brummen des Hünen zu interpretieren wusste und Clarence anhand von simplen Gesten Matthews verstand, was der Jüngere zu diesem oder jenem meinte. 

Trotzdem war es mitunter noch besser wenn sie miteinander sprachen, etwa wenn es darum ging sich schmutzige Dinge ins Ohr zu hauchen und ihre mehrheitlich unanständigen Fantasien zu beflügeln. 

Daran, dass uns jemand zusieht... Dir und mir...Daran, dass dieser Jemand selbst ganz hart dabei wird zu sehen...wie du deinen heißen Schwanz in mich schiebst...“ 

Er dachte daran ohne wirklich in Betracht zu ziehen es soweit kommen zu lassen. Es war eine erregende Vorstellung, aber nichts von dem er annahm, dass er sich getrauen würde es wirklich zu machen. Von Clarence ganz zu schweigen. Aber darüber reden, davon fantasieren...das ging. 

„Du würdest demjenigen sagen was ich will...was ich brauche und er würde dich fragen ob er mich auch mal ficken darf...“

Für einen Mann mit seiner Vergangenheit war es mindestens zweifelhaft das er solche Fantasien hegte, vielleicht lag es daran, dass die Erlebnisse von früher ihn weit mehr geprägt hatten als ihm bewusst war, oder er hatte einfach einen Hang dazu sich nach genügend Gegenwehr dominieren zu lassen, oder es lag an Clarence - dessen Autorität ihm noch nicht einmal beim Sex beängstigend vorgekommen war. 

„Mich würde er gar nicht fragen...weil...weil du es bist, dem ich gehöre.“ Matt setzte die Lippen an Clarence‘ Hals an und küsste die warme, weiche Haut. 

Sie fühlte sich so vertraut und zugleich reizvoll an, dass Cassie leise raunte. 

Er ließ die Hände am athletischen Leib des Größeren hinunter wandern, streifte seine Breite und feste Brust und kratzte kurz darauf über das wohldefinierte Sixpack. 

An den Hüften legte er seine Hände ab und drängte Clarence weiter an sich wodurch ihre Längen sich fester aneinander schmiegten. Ein kribbelndes Gefühl kam wieder in seiner Mitte auf und Matt stöhnte kaum hörbar. 

„Was würdest du ihm sagen, Baby?“ wollte er wissen, den Kuss am Hals seines Geliebten kurz unterbrechend bevor er die Lippen wieder aufsetzte. 

„Würdest du es ihn tun lassen? Würdest du wissen wollen wie es aussieht wenn ein anderer nasser Schwanz als deiner mein Loch dehnt? Und wie ich stöhne wenn mich ein anderer Mann nimmt?“ Cassie wusste nicht mal ob er das selbst zulassen oder wollen würde. Es war ein Gedankenspiel, eine Fantasie. Und ihr Reiz lag für Matthew nicht einmal darin sich auszumalen wie es wäre wenn ein anderer ihn fickte, sondern darin dass es Clarence geil machte ihm dabei zuzusehen. 

Ob das des Fall war wusste er ebenfalls nicht, aber das war auch egal - bei solchen Fantasien kam es nicht darauf an etwas zu wissen oder wirklich zu erproben. Es ging nur darum es sich auszumalen... und darin war Matthew ziemlich gut. 

 


Clarence B. Sky

Es war nicht nur sündiges Bettgeflüstert, das die beiden sich entgegen wisperten wenn sie alleine waren. Es ging nicht nur darum im anderen gewisse Fantasien zu wecken oder ihn anzuheizen, nicht darum ihn um den Finger zu wecken oder zu versuchen ihn zu locken, einfach um zu sehen, ob es denn funktionierte. Nein.

So lange waren sie einfach nur Freunde und Weggefährten gewesen, zwei Kerle die einander vertrauten, aber bis zu einem gewissen Rahmen höfliche Distanz zwischen sich wahrten. Ihre Gesprächsinhalte waren oftmals belangloser Natur gewesen, die Wortwahl zwar nicht zimperlich, doch nie besonders emotional. Selbst nach ihrer Ankunft in Coral Valley hatte es lange Zeit entweder den Normalzustand gegeben oder aber die verdorbenen Nächte; dazwischen hatte nur wenig existiert und wenn, dann waren es lieb gemeinte Sticheleien gewesen, durch welche sie auf holprige aber liebenswerte Weise ihren Gefühlen Ausdruck verliehen hatten.

Die ersten Zwischenfälle mit Verletzungen hatte ihnen gezeigt, wie schnell alles vorbei sein konnte und das es nichts gab, von dem es sich lohnte aufgeschoben zu werden. Frei von Zögern zu zeigen, was der andere einem war aber auch sich einzugestehen, wie viel man demjenigen bedeutete. Seitdem waren sie in Gesprächen offener geworden, hatten sich bewusst dazu entschieden ihre Gedanken und Gefühle ehrlicher mitzuteilen als noch davor… und mit diesem Umständen war etwas gewachsen, das andere Menschen meist lange vor ihrer beginnenden Beziehung zu tun pflegten: Das Flirten.

Bereitwillig ließ er sich das Haargummi aus den blonden Haaren ziehen und die Strähnen nach vorne über seine Schultern kämmen, so als wäre es das normalste der Welt, obwohl es das eigentlich gar nicht war. Clarence war wenig eitel was sein Äußeres betraf, im Gegensatz zu seinem Mann konnte er keine Stunden damit zutragen sich das Haar über dem eigenen Spiegelbild eines stillen Sees zu schneiden oder an jedem einzelnen Döschen irgendeines Ladens zu schnuppern, der Pasten zur Pflege anbot. Es störte ihn nicht wenn sein Schopf zerzaust oder gar unordentlich zusammengebunden war und doch mochte er es nicht, wenn man ihm ungefragt an Haar oder Bart ging – weil es eine gewisse Grenze der Privatsphäre überschritt, die er nicht zu tolerieren bereit war.

Matthew allerdings… diesem Mann gehörte er sowieso schon mit Haut und Haar, Herz und Seele und allem, was er noch besaß.

Ein wohliges Brummen entrang sich seiner Kehle während der andere mit den Fingern durch die nassen Strähnen kämmte und den Bären dabei genauso drapierte wie er ihn haben wollte, bis es schließlich in ein leises amüsiertes Lachen überging, als Cassie die Realität ihres kleinen Stelldicheins offen darlegte. Der Moment war so kurz und… nun ja… verständlicherweise unsexy gewesen, dass Claire ihn inzwischen schon wieder gänzlich aus seiner Erinnerung verdrängt hatte. Auf der anderen Seite war es wohl aber auch menschlich nicht immer den inbrünstigen Schein aufrecht erhalten zu können, wenngleich ja keiner außer ihnen von ihren Fehltritten zu wissen brauchte.

Du hast dir auch damals in unserer ersten Nacht die Füße am Feuer verbrannt, soweit ich mich recht erinnere“, zählte er ein weiteres ihrer – oder besser: Cassies – Fettnäpfchen auf, zog ihn näher an sich und gab ihm mit warmem Schmunzeln einen verliebten Kuss auf die Schläfe, immerhin waren solche Geschehnisse etwas, das das Leben echt und sehnenswert machten.

Doch nicht nur Matthew hatte Talent dafür in solchen Momenten alles mitzunehmen was einem unangenehm war – auch der Bär war schon in unangenehme Situationen geraten die damit zu tun hatten, einen zu gesunden Appetit zu haben. Damals im Haus von Doktor Bennett, nachdem sein Mann es selbst im Krankenbett geschafft hatte ihn wider jede Vernunft zu verführen, war es der Quacksalber selbst gewesen, der seinen Gast am darauf folgenden Tag unten in der Stube auf die dünnen Wände seines Hauses angesprochen hatte und darauf, dass sich solche Dinge besser nicht wiederholten, solange der Kranke unter Bennetts Obhut stand. Alle Anwesenden wären als genug um sich herleiten zu können, dass Ruhe nun das wichtigste für Matthew sei und Clarence war angesichts dieser Konfrontation derart peinlich berührt gewesen, dass er bis zum Abschied kein einziges Wort mehr verloren hatte, bevor er zum Markt aufgebrochen war.

Doch ganz gleich ob sie sich an Peinlichkeit in nichts nachstanden, die Story würde er Cassie ganz sicher niemals beichten, immerhin konnte man ja wenigstens einem von ihnen eine halbwegs reine Weste lassen, was fragwürdige Sternstunden ihres Ehelebens anging.

Erst als sich Stimme und Blick des Jüngeren wieder erhoben, löste auch Clarence sich wieder von der vertrauten Schläfe und hob schließlich in Unglauben wie gleichsam verzückter Erheiterung die hellen Brauen, während er den leisen Worten lauschte.

Sowas… stellst du dir also von Zeit zu Zeit vor, ja?“, wiederholte er verheißend, jedoch ohne das geringste Fünkchen Verachtung gar Entsetzen. Noch zu Beginn ihrer Bindung, ja, vielleicht hätte Clarence derartige Geständnisse weit weniger gelassen aufgefasst und ganz sicher hätte er sie anders interpretiert als heute.

Doch mittlerweile kannten sie einander besser und wussten solch kleine Geheimnisse so einzusortieren, wie sie gemeint waren. Es gab jene schmutzigen kleinen Vorlieben, die sie sich mitten beim Sex ins Ohr flüsterten um im Idealfall zu bekommen wonach sie sich gerade sehnten und aus eigener Erfahrung wusste der brave Christ, dass manche Gedanken auch einfach nur Kopfkinos waren die sich ganz von alleine zum Leben brachten um einen zu beflügeln und dieses gewisse Kribbeln in einem herauf zu beschwören, wie nur sündige Fantasien es konnten. Es war das eine sich etwas zu erdenken, etwas anderes war es, diese Dinge dann auch zu tun; am Ende würde Matthew immer über seinen eigene Körper bestimmen, das Lag in seiner Natur und war sein gutes Recht. Doch die Vorstellung sich nicht nur selbst an diesem Mann zu vergehen, sondern entscheiden zu können ob auch andere es tun durften… barg wenigstens in der Vorstellung eine prickelnde Erotik, derer sich Clarence nicht ad hoc entziehen konnte.

Muss ein ziemlich aufmerksamer Kerl sein, wenn ihm auffällt… dass du voll und ganz mir gehörst und er deswegen mich um Erlaubnis zu bitten hat…“

Raunend biss er sich für einen Moment auf die Unterlippe, fühlte den kratzenden Nägeln an Brust und Bauch nach und spürte jene Hitze in sich aufwallen, die der warmen Dusche am wenigsten geschuldet war. Auch ohne die Augen zu schließen, konnte er die Szenerie deutlich vor sich sehen – sein überfordertes Böckchen, mit bereits vor Erregung geröteten Wangen, die dunklen Strähnen auf der Stirn klebend und einem Blick so überfordert in Anbetracht der Situation in der es sich wiedergefunden hatte, wie er vielleicht noch nie gewesen war.

Angesichts dessen, dass ich… unlautere Mittel einsetzen muss, weil ich manchmal das Gefühl habe zu wenig Hände zu besitzen für so ein gieriges Ding wie dich…“, begann er seine Gedanken zu diesem Thema leise in Worte zu fassen und legte das Haupt leicht beiseite, um für die fremden Lippen mehr Platz an seinem Hals zu schaffen, die ihm so gut taten.

Es war bezeichnend für sie, dass selten ihre eigene Lust im Mittelpunkt ihrer Wahrnehmung stand sondern vielmehr die Befriedigung des anderen, aus der sie ihre Erregung zogen. Das war schon lange kein Geheimnis mehr, sondern viel eher Grund, warum sie einander immer wieder dazu anheizten sich voll und ganz in dem zu vergessen was sie trieben. Heute war das nicht anders, wie er Matthews neugierigen Fragen danach entnahm.

Mich würde es… nicht wundern, dass er beim Anblick wie ich dich ficke, so geil darauf geworden ist es auch zu tun… immerhin kann ich nicht im geringsten verbergen, wie gut es sich anfühlt“, nahm er die unschicklichen Sehnsüchte des imaginären Fremden in Schutz, der sich ganz wehrlos den natürlichen Reaktionen auf dieses Schauspiel ausgesetzt fand. Sie waren immerhin ein schönes Paar zusammen und der Anblick, wie sich sein üppiger Schwanz in Matthews schmalem Loch verengte, musste für Außenstehende sicher ein Bild der Götter sein.

Als dein Ehemann… könnte ich aber natürlich nicht jeden einfach so an dich ran lassen, weißt du. Ich muss schon wenigstens dafür Sorge tragen, dass der Kerl… deinen besonderen Bedürfnissen voll und ganz gewachsen ist…“

Mittlerweile war ihm das Handtuch gänzlich in Vergessenheit geraten, stattdessen hatte er seine Hände auf der Taille des Jüngeren abgelegt und zog mit den Daumen zärtliche Kreise über die erhitzte Haut, Cassie damit wortlos dazu auffordernd, bloß nicht damit aufzuhören ihn zu berühren.

Du würdest… mit gespreizten Schenkeln auf meinem Schoß sitzen, den Rücken an meine zurück Brust gelehnt… ganz erschöpft, weil mein Schwanz noch immer tief in dir ist und dich dehnt…“, wisperte der Bär seinem Geliebten leise ins Ohr und tat damit, was er am besten konnte: Die verdorbenen Fantasien die sie vor ihrem inneren Auge hegten weiter ausbauen, wohl wissend, wie gut Cassie die Dinge gefielen, die sich sein Wohltäter zumeist zusammensponn. „…und vermutlich würde ich deine Knie noch ein wenig weiter auseinander zwängen, damit der Kerl ganz genau sehen kann, was ihn so heiß gemacht hat. Dich mit einer Hand festhalten und dir mit der anderen… ganz träge deine tropfnasse Spitze streicheln… damit er ordentlich Appetit auf dich bekommt. Ich denke… mhh~… ich denke…“

Clarence schluckte schwer, nicht etwa weil es ihm schwer fiel sich vorzustellen seinen Mann derartig anderen zu präsentieren – sondern weil es ihm schwer fiel nicht zu vergessen, wo sie sich gerade befanden.

Nicht jeder ist deiner… Erregbarkeit und deinem engen heißen Loch gewachsen und deshalb… würde ich ihm erst zeigen müssen, wie vorsichtig man mit dir umgehen muss, um dich nicht… zu überfordern. Ich würde… ihm wohl zeigen müssen, wie man dir… den Schwanz schön tief und langsam in dein zuckendes Loch zwängt, während er… während er dir deinen vorsichtig lecken darf damit er sehen kann… wie verrückt es dich macht, gleichzeitig gefickt und geleckt zu werden…“

Er konnte spüren, wie ihm bei seinen eigenen Worten die Hitze in den Wangen aufwallte und ihn unzweifelhaft die Unruhe der Erregung einnahm, auch wenn sie noch nicht von seinen Lenden Besitz ergriffen hatte. Das bewahrte ihn jedoch nicht von der Gänsehaut, die sich über seine Brust und seine Arme legte und seine Knospen zärtlich härter werden ließ.

Vielleicht nimmt er mich auch nicht ernst und… bringt dich ungewollt dazu zu kommen und ihm… alles in den Mund zu spritzen während ich noch in dir bin, obwohl ich dir das noch nicht erlaubt habe. In dem Fall… in dem Fall… müsstest du dich natürlich… deinem Schicksal fügen und uns weiterhin zur Verfügung stehen, bis du… unserer beider Hunger voll und ganz gestillt hast…“

Das war zumindest die verlockende Theorie, an die sich sein Böckchen gedanklich schon mal zu gewöhnen hatte. Die Praxis sah derzeit für Matthew zunehmend nicht viel besser aus, denn – kaum den Bären in seine sündigen Fantasien eingeladen – war es schwierig, die aufkeimenden Flammen des Verlangens rechtzeitig in der Glut zu ersticken.

Ob gewollt oder nicht, der lange Tagesmarsch der ihnen beiden noch in den Knochen stecken sollte, hielt die beiden jungen Männer nicht davon ab, für ihre selbst erwählten Prioritäten alle verbliebenen Reserven zu sammeln. Besonders Matthew, der vorhin schon beinahe eingeschlafen war, würde es spätestens auf dem Rückweg ihrer Nacktwanderung bereuen seinen Bären schon wieder gelockt zu haben… doch bis dieser vermaledeite Rückweg begann, würde es hoffentlich noch ziemlich lange dauern.

 


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