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Motel

27. August 2210


Matthew C. Sky

Neun Tage war es her, dass Ceyda ihr endgültiges Ende gefunden hatte und zu Asche im Wind geworden war. 

Neun Tage, in denen viel passiert war und sie einiges geschafft hatten. 

Aus den zwei versprengten Gruppen war eine geworden. Die Überlebenden des Absturzes zählten insgesamt dreiundzwanzig, davon sechs Kinder und ein Neugeborenes. 

Die Gruppe die Cameron angeführt hatte, hatte aus mehreren fähigen Männern und Frauen bestanden. Leute, die keine Scheu gehabt hatten mit anzupacken als es darum ging ein neues Lager zu finden. 

Und schließlich hatten sie den idealen Ort gefunden. Sie hatten die Stadt Richtung Nordosten verlassen und hatten einen kleinen Vorort ausfindig gemacht, der alles bot was es brauchte um eine ganze Weile dort auszukommen. Vielleicht sogar um den Winter auszusitzen - auch wenn das niemand von ihnen vorhatte.  

Das Gebäude welches sie bezogen hatten war ein kleines Motel mit insgesamt zwei Etagen. 

Das Gelände war mit einem lückenhaften Zaun versehen gewesen, den sie in den letzten Tagen geflickt und gegen potenzielle Eindringlinge gesichert hatten. 

Eingebettet lag das Motel zwischen einer verlassenen Tankstelle, diversen heruntergekommenen Wohnhäusern und undefinierbaren Ruinen. 

Alle Gebäude zogen sich im Grunde nur an einer Straße entlang. Diese führte in die eine Richtung gen Stadt und in die andere gen Wildnis. 

Cameron kannte die Siedlung schon von früher und sie hätte strategisch kaum günstiger liegen können. 

In weniger als zwei Stunden war man mit dem Hundeschlitten in der Stadt und ebenso schnell war man wieder draußen. 

Bereits gestern hatten sie ihren Plan in großer Runde besprochen, hatten allen nochmal erklärt warum sie gingen und hoffentlich alle Skeptiker milde gestimmt. 

Ausgerechnet Clarence war einer von ihnen - aber nicht weil er dachte Matthew könnte abhauen und sich auf Nimmerwiedersehen davonmachen, sondern weil er nicht wollte, dass Matthew mit Cameron loszog. 

Sein Jägerbruder schätzte die Reisezeit auf etwa zwei Wochen, aufgrund der Witterung und der Tatsache, dass sie die Pferde schonen mussten. Das hieß sie würden erst in vier Wochen zurück sein. Und die Gruppe erst in sechs Wochen in der Stadt des Clans.

Es war offen diskutiert worden, dass die meisten nicht nach Falconry wollten und sich bereits in anderen Siedlungen ausklinken würden - ein legitimes Vorhaben, immerhin gab es keine Verpflichtung sich einem bestimmten Ziel anzuschließen. 

Alles war soweit wie möglich geregelt und trotz den Protesten des Blonden wussten sie beide, dass Matthew Cameron begleiten würde. Er war die logische Wahl, fühlte sich auf dem Rücken eines Pferdes fast noch wohler als auf den eigenen zwei Beinen, war ausdauernd und zäh und gesundheitlich weit weniger angeschlagen als viele anderen. Ein sicherer, nahezu unverletzter Reiter der mit Waffen umgehen konnte, das war eine Kombination die sonst kaum jemand erfüllte - außer noch Cameron, was sie beide verband. 

Die anderen die zurückblieben, würden sich um das Wohl und die Sicherheit jener kümmern, die Schutz benötigten und Kain und Abel waren in dieser Rolle nahezu unverzichtbar. Deshalb musste einer der beiden jungen Männer auch bei der Gruppe bleiben - und in diesem Fall war das eben jener Bär, der gerade in einem alten Sessel saß und aus dem Fenster blickte. 

Er hatte sich das Möbelstück schon vor drei Tagen dorthin gerückt, als sie das Motel bezogen hatten. Und seither saß er jeden Abend dort, manchmal rauchend, manchmal Karten studierend und manchmal einfach aus dem Fenster sehend. 

Ein paar der Motelzimmer hatten einen Kachelofen und in ihrem loderte ein stattliches Feuer wie die Hitze in den Räumen verriet. 

Matthew klopfte sich den Schnee von den Stiefeln in dem er mit den Schuhspitzen gegen den Türrahmen stieß, dann zog er sie aus und betrat ihr Heim der letzten Tage. 

Ihr Zimmer lag im Obergeschoss und sie hatten einen hervorragenden Blick auf den Innenhof, der von allen Seiten geschlossen war. 

„Die Kinder können es kaum erwarten, dass das Feuer angezündet wird.“, verkündete er, während er näher kam, hinter den Sessel trat und von hinten die Arme um Clarence legte. Ein Akt der Zuneigung und der Innigkeit… aber auch der schelmischen Aberwitzigkeit eines waschechten Matthew Sky. Die kalten Finger tauchten nämlich sogleich unter Clarence’ Kragen wo sie auf warme Haut trafen und den Größeren Dank des Temperaturunterschieds schockten. 

„Und ich konnte kaum erwarten wieder zurück zu dir zu kommen.“ er drückte Clarence einen Kuss auf sein Ohr, dann musterte er ihn von der Seite, sich die Hände noch immer an der Haut des Bären wärmend. 

In aller Frühe war er heute mit Cameron aufgebrochen, war mit ihm über schneebedeckte Straßen gewandert, an Ruinen aus Stein und Stahl vorbei. 

Es war noch dunkel gewesen als sie losgegangen waren um auszukundschaften ob die Hillibillys ihre Pferde noch hatten und wenn ja wie gut diese bewacht waren. 

Die erste Stunde über hatten sie kaum geredet - zu gespenstisch war der Anblick der verlorenen Stadt. Überwuchert von Pflanzen und bedeckt von Schnee sahen die Gebäude aus wie die Knochen einer riesigen Bestie. Das Mondlicht untermalte jenen schauerlichen Eindruck und auch wenn keiner von ihnen es erwähnte, so wussten sie doch beide, dass sie sich auf dem Friedhof von Tausenden befanden. Und egal wie lange sie schon tot waren, die Ruinen der Alten waren ein eindrucksvolles Mahnmal dafür, dass nichts jemals für immer war. 

Nun, am frühen Abend waren beide wieder zurückgekehrt und durchgefroren bis auf die Knochen. Es war noch nicht dunkel geworden, aber dämmrig und in etwa einer Stunde würde das letzte Tageslicht verschwunden sein. 

Die zurückliegende Woche war eine Woche voller Höhen und Tiefen gewesen. Die Zusammenlegung ihrer Lager hatte erstaunlich gut und reibungslos funktioniert, sie hatten weiteres Proviant gefunden und einen Mutie-Hirsch erlegt. Das fünfte Bein welches ihm seitlich aus dem Bauch gewachsen und verkrüppelt war, war zwar unschön anzusehen gewesen… aber aufgebrochen und zerlegt war das Vieh so gut wie jeder normale Hirsch - die es ohnehin nur selten gab. 

Hunger musste somit niemand mehr fürchten in den kommenden Tagen und so war das kleine Fest an diesem Abend auch ein Versuch, die Moral der Gruppe zu stärken, den Mut weiter zu entfachen und nicht in Angst und Gram zu vergehen. Sie alle hatten schreckliches erlebt - aber sie hatten überlebt und wenn das kein Grund zum feiern war, dann wusste Matthew auch nicht.

„Wie sieht’s aus, hm? Lust auf ein gemeinsames Bad? Ich könnte jedenfalls eins gebrauchen. Zuerst war mir kalt, dann hab ich geschwitzt und dann war’s wieder kalt.“

Nicht das er Mitleid erwartete - aber wann immer Clarence dazu neigte zu schweigen, neigte Matthew dazu zu reden. 

„Die Pferde sind noch da.“, verkündete er schließlich das worauf Clarence vermutlich gewartet hatte - denn von dieser simplen Tatsache hatte schließlich abgehangen ob sie morgen aufbrechen würden oder nicht. 

Und nun war klar: sie würden aufbrechen. Mindestens vier Wochen Trennung ging damit einher und immer die Gefahr, dass irgendetwas passierte womit sie nicht gerechnet hatten. Die Art wie Matthew diese Worte gesprochen hatte machte den Zwiespalt deutlich in dem er sich befand, seit die Idee spruchreif geworden war. 

Einerseits wollte er nicht ohne Clarence gehen, sich von ihm zu trennen war das Letzte was ihm leicht fiel. Schon der Gedanke machte, dass er sich elend und unvollständig fühlte. Auf der anderen Seite jedoch war diese Chance die beste die sie hatten um alle heil hier weg zu bekommen. Sie konnten nicht alle durch den Schnee wandern und sie konnten auch niemanden zurücklassen. 

Und Cameron allein schicken… das war keine Option. 

Matthew wusste, wie Clarence sich nun fühlte - er fühlte schließlich genauso. Aber wenn dies vorerst ihr letzter Abend zusammen war, dann wollte Cassie ihn genießen. 

„Wir ziehen es morgen früh durch.“ - die Pferde stehlen, sich nicht erschießen lassen und Land gewinnen. Simpel in der Theorie, etwas heikler in der Praxis. 

„Aber jetzt sind wir zusammen. Ich bin jetzt hier, bei dir. Und jetzt ist alles was zählt, hm?“

Mehr als das Jetzt hatte niemand je auf dieser Welt besessen. 


Clarence B. Sky

Schon seit einigen tagen versuchte er nicht mehr so sehr nachzudenken, wie er es normalerweise tun würde. Die dadurch entstandene Leere in seinem Kopf war ihm ein lieber Freund geworden mit dem er sich wohl fühlte und dem er besonders dann nah war, wenn er sich in der neuen Unterkunft nützlich machte.

Nachdem sie zu dritt diesen Ort gefunden und den Umzug mit allen verfügbaren Händen gestemmt hatten, waren sie alle irgendwie zeitig zu einer einzigen großen Mannschaft heran gewachsen. Clarence hatte sich das ganze viel schwieriger vorgestellt, als es am Ende tatsächlich gewesen war. Vermutlich war es die Aussicht auf einen baldigen Aufbruch aus der toten Geisterstadt, das klare Ziel vor Augen und das Gefühl gemeinsam endlich etwas sinnvolles zu machen, das bislang wenig Spannungen hatte entstehen lassen. Es gab keinen Streit um das Für und Wider und es hatte auch keine großen Diskussionen um den Diebstahl möglicher Pferde gegeben - denn am Ende setzten Cameron und Matthew freiwillig alleine ihr eigenes Leben aufs Spiel, aber nicht das der ganzen Gruppe.

Jeder war seines eigenen Glückes Schmied. Manche nahmen das Angebot dankend an, sich bis nach Falconry Gardens durchzuschlagen und manche wollten schon früher aussteigen.

Chezare etwa - ein vorlauter aber formbarer Teenager - plante die Gruppe in der nächstbesten Siedlung zu verlassen und seine Chancen auf eine bessere Zukunft wo anders zu suchen, nachdem er aus seinem Dasein als Bergarbeiter in Rio Nosalida nicht anders hatte ausbrechen können. Laut eigener Aussage hatte er sich ohne gültige Fahrkarte im Frachtraum versteckt gehalten, was sich jedoch damit biss, dass er irgendwo in der Nähe von Constantin und den Hunden runter gegangen sein musste. Doch er bestand auf sein Dasein als rebellischer Nomade und bislang hatten sie ihm seine Hirngespinste auch gelassen, immerhin hatte man hier draußen nicht viel außer die eigenen Kleider am Leib und ein paar Tagträume, die einen durch den Tag brachten.

Monoton brummend hoffte Clarence, dass Chezares Wünsche hier fernab seiner Heimat ebenso in Erfüllung gingen wie ihrer aller Traum, die Stadt in ein paar Wochen hinter sich zu lassen. Doch alleine der Gedanke daran, wie die Wochen bis dahin aussehen würden, ließ ihm einen unangenehmen Schauer den Rücken hinab fahren.

Ein hoffnungsloses Seufzen entkam seiner Kehle; eines von jener Sorte, wie es ihm die letzten Tage schon öfter entfleucht war und das auch ohne jedes weitere Wort deutlich kommunizierte, dass er sich leer und hoffnungslos fühlte. Seine Pfeife war schon lange ausgegangen, trotzdem ruhte sie noch in seiner Hand, während er das Fenster hinaus und in den Innenhof hinab starrte.

Ihre Räumlichkeiten lagen hoch oben im Giebeldach, etwas versetzt zu den Hotelzimmern im zweiten Stock, und bildeten die Bedachung zum großen Foyer unter ihnen, in dem gegenüber der Rezeption ein riesiger, ausgestopfter Grizzlybär thronte. Cameron hatte sich beim Betreten des Gebäudes derart erschrocken, dass dem Blonden ein lauter Lacher entkommen war, der die Vögel im Innenhof hatte gehetzt aufsteigen lassen. Selten hatte er etwas lustigeres erlebt als Barclay, der sich fast in die Hose gepisst und auf das ausgestopfte Vieh geschossen hatte; das war ihm die verschwendete Munition durchaus wert gewesen und ließ ihn auch jetzt wieder trostlos auflachen, während er abwesend an seiner erloschenen Pfeife zog.

Ihre Unterkunft war klein aber einladend und zweifelsohne waren es früher einmal die privaten Räumlichkeiten der Besitzer gewesen, denn im Gegensatz zu den sonstigen Zimmern hatten sie hier ein altes Sofa vor dem Kamin und ein separates kleines Schlafzimmer, das vom hiesigen ab ging. Relativ diskussionslos hatten sie beide die kleine Wohnung zugeteilt bekommen, eine Frechheit die Cameron überhaupt nicht hatte nachvollziehen können - denn im Gegensatz zu allen anderen war der Kerl so ziemlich der einzige der ganzen Gruppe, der das Offensichtliche einfach noch nicht gesehen hatte.

So ein Trottel.

Als auch beim dritten Versuch kein Tabak in seiner Rauchkammer glomm, brachte Clarence ihn zügig mit seinem Feuerzeug wieder zum qualmen und fuhr sich schließlich mit der freien Hand durch den Bart, sich leicht im Sessel aufsetzend.

Das zieht doch viel zu wenig Luft, so wird das nichts…“, brummte er verdrießlich und schüttelte leicht den Kopf, während Constantin - auch im neuen Lager noch immer ihr Holzmeister - zusammen mit den Kindern Holzscheite und Äste aufeinander stapelte, um nachher ein großes Feuer daraus zu machen. Die Stadt war so weit entfernt und die Nacht so dunkel, dass man den Rauch dort nicht mehr sehen würde und letztlich war ein kleines Fest auch die einzig richtige Entscheidung gewesen, um ihr Zusammenwachsen zu fördern und den neuen Abschnitt ihrer gemeinsamen Rettung zu feiern.

Leider hatte das Auftauchen von Cameron und seinem Mann ihren Holzmeister nicht genug abgelenkt um die Luftkammer unter seinem aufgestapelten Holz zu übersehen, in die er nun einen weiteren dicken Scheit stopfte. Dass das hier keine gefüllte Gans werden sollte, sondern ein brauchbares Lagerfeuer, hätte er Constantin nur allzu gerne hinab in den Hof geschrien. Doch auf der einen Seite war das nicht sein Stil, auf der anderen hatte er einen Ehemann der das selbst nicht besser hinbekam und den er auch nicht einfach vor allen anderen anmotzte, als Cassie Constantin für das klasse vorbereitete Feuer lobte.

Kopfschüttelnd ließ er sich zurück in den Sessel sinken und heftete seinen Blick auf die Tür, während er an seiner Pfeife paffte und die Ohren gen Treppe vor ihrer Wohnung gespitzt hatte.

Ganz genau folgten seine Ohren den schweren Stiefeln, die sich in gewohnter Manier am Türrahmen abklopften, dem Öffnen der knarrenden Tür und der schließlich vertrauten Stimme seines Mannes, die es ihm trotz Feuer augenblicklich noch wärmer in der Brust werden ließ. Ein kurzer Funke nur, der gleich wieder durch die eisigen Finger hinab gekühlt wurde und ihn kurz zucken ließ - aber natürlich noch lange nicht so sehr wie Cameron beim Angesicht des ausgestopften Bären, was ihm einen kleinen Trost spendete.

Theatralisch brummte Clarence ein weiteres Mal matt, Ausdruck seiner Hoffnungslosigkeit und dem Verlust von zwei eisigen Händen geschuldet, die ihn womöglich bald nicht mehr hinab kühlen würden. Sein Blick verriet, dass er von Cassie weder etwas von dem Feuer, noch von freudigen Kindern hören wollte und das wusste sein Mann, denn ansonsten würde er nicht versuchen, ihn durch ein wenig Vorab-Smalltalk derart abzulenken. Da half nicht mal der warme Kuss auf sein Ohr, nach dem er sich schon den ganzen Tag so sehr gesehnt hatte wie nach nichts anderem im Lager.

Die Worte, die Matthew vor sich hin plapperte, wehten an ihm vorbei wie eine laue Abendbrise im Spätsommer. Doch die trockene Wahrheit war schließlich so kühl wie die ersten Regenfälle im Herbst, die einen bis auf die Knochen auskühlte.

Es war ein intuitiver Reflex, als Clarence seine Hand erhob und über die fremden Finger unter seinem Kragen legte, ganz so als könne er seinen Mann damit bei sich behalten, damit er bloß nicht ging. Wenn es nach ihm ging, dann würde der Jüngere sich augenblicklich von alleine im Keller des Motels anketten und Cameron morgen mit einem von den anderen gehen lassen. Alles und jeder war besser als Matthew, diese Diskussion hatten sie nun schon einige Tage erfolglos geführt - doch Clarence war auch ein vernünftiger Mensch. Allen Argumenten zum Trotz wusste er, dass der Plan gut und die Auswahl der Probanden vernünftig war und daher hatte er das Reden irgendwann eingestellt - genauso, wie er es mit dem angestrengten Nachdenken versuchte, damit die Leere ihn von seinen Sorgen und Befürchtungen heilte.

„Mhh…“, brummte er leise und theatralisch, eine neue Macke die er sich angewöhnt hatte um seinen Unmut auszudrücken und gleichzeitig jeden weiteren Kommentar zu dem Thema herunter zu schlucken. Er hatte gespürt, dass diese vermaledeiten Pferde nicht geschlachtet worden waren und ganz offensichtlich waren all seine abendlichen Gebete dahingehend unerhört geblieben. Wie so viel in den letzten Tagen, was er an Wünschen und Bitten von sich gegeben hatte.

„Wenn das so weiter geht… brennt da heute Abend kein Feuer, dann müssen wir die Kinder traurig ins Bett stecken“, murrte er leise und deutete mit dem Mundstück seiner Pfeife hinab auf Constantins Holz, bevor er wieder daran zog. Ein ganz klein wenig könnte man seine Äußerung mit ein klein wenig Fantasie auch auf ihn selbst beziehen, denn Cassies Äußerungen erstickten auch manch anderes Feuer direkt im Keim, was wiederum einen Bären später traurig im Bett liegen ließ.

„Ich hab den Irren in der Stadt wirklich einen anständigen Braten gegönnt, weißt du? Es wäre nicht verkehrt gewesen, wenn ihr anstelle von einer Freifahrtkarte nach Falconry einfach ein bisschen gegrilltes Fleisch stehlen würdet. Das würde uns auch allen helfen.“

Vielleicht nicht so sehr wie eine Erste-Hilfe-Karawane, aber Clarence bevorzugte einen vollen Bauch und seinen Ehemann einem Aufbruch aus der Geisterstadt deutlich, selbst wenn der Winter hier noch zehn weitere Jahre andauern würde. Lieber war er mit Cassie hier alleine bis in alle Ewigkeit als auch nur einen Tag ohne ihn.

Sie hatten schon darüber gesprochen wie schnell alles gehen würde, wenn sich die Pferde tatsächlich bestätigten - und die anhaltenden Pläne morgen früh aufzubrechen bedeuteten auch, dass das Auskundschaften insofern erfolgreich war, dass man die beiden Pferde auch stehlen konnte. Ein weiteres Gebet blieb also unerhört, aber das kannte Clarence ja auch nicht anders.

Schweigend knibbelte er an einem Fleck auf seiner Hose herum der gar nicht da war, eine Übersprungshandlung um sich jedweden Kommentar verkneifen zu können, immerhin hatte er schon alles mehrmals gesagt, was er zu den Plänen zu sagen hatte. Weitere Diskussionen würden ihnen nur die letzten Stunden verderben die sie noch miteinander hatten - und die wollte Clarence ganz sicher nicht mit Streit verbringen, so viel stand fest.

„Ein Bad klingt gut. Ich hab heute… Tiffys Bett fertig gemacht und war danach lange mit den Hunden draußen. Meine Muskeln können auch ein bisschen Wärme gebrauchen“, fasste er seine Leistungen des Tages zusammen, die natürlich nicht mal annähernd mit denen von seinem Mann und Cameron zu vergleichen waren. Aber als derjenige, der hier im Lager blieb anstatt die ganze Gruppe in den kommenden Wochen zu retten, musste er so oder so auf große Heldentaten verzichten.

„Hattet ihr heute Probleme auf eurem Ausflug oder bist du heil geblieben, mh?“


Matthew C. Sky

Clarence war unglücklich und ihn so zu sehen tat Matthew unglaublich weh. Sie wussten beide, dass die Welt Zähne hatte und mit diesen jederzeit zubeißen konnte. 

Seit ihrem Kennenlernen waren sie nie länger als ein paar wenige Tage getrennt gewesen. Sie waren ein Team, sie waren Partner, sie waren beste Freunde. 

Steckte einer von ihnen in der Klemme, war der andere sofort bereit in die Bresche zu springen. Es gab kein ich in ihrer Beziehung. Sondern nur ein wir.

Seit über zwei Jahren passten sie gegenseitig aufeinander auf - eine unglaublich lange Zeit in der Welt in der sie lebten. Und nun?

Nun würden sie sich trennen. Nicht für ein paar Tage, sondern für gut einen Monat - wenn alles glatt lief. Und was konnte alles in dieser Zeit passieren, wenn sich schon in einer Minute alles ändern konnte?

Ssich zu trennen war ein Fehler, Matthew spürte es - aber vielleicht, so sagte er sich, übertrieb er auch einfach. 

Sie hatten außerdem kaum eine andere Wahl, zumindest dann nicht, wenn sie sich nicht gemeinsam davonschleichen und die anderen sich selbst überlassen wollten.
Aber solche Art Menschen waren sie nicht. 

„Du bist fertig geworden? Ich seh’s mir nachher an.“- der Blonde war handwerklich ziemlich geschickt und hatte in den letzten Tagen kontinuierlich an dem Kinderbett gearbeitet. 

Matthew drückte Clarence noch einen Kuss auf sein Ohr und streichelte gedankenverloren mit den Fingern über seine Brust. Vermutlich wäre jeder andere Mensch auf Erden vor der eiskalten Berührung seiner Hände davongewichen, aber nicht so der Blonde welcher seine Hand über seine Finger legte, damit sie dort blieben. Einfach so. Weil er warm war und Matthew fror.

Und weil es nichts gab, dass sie beide jemals davon abhalten würde aufeinander aufzupassen. 

„Hmmm… erwartest du, dass ich dir das erzähle oder möchtest du nicht lieber selbst nachsehen?“, fragte er neckend, wohl wissend, dass es mehr brauchte um den Blondschopf wieder aufzuheitern - aber ein gemeinsames Bad war schon mal ein guter Anfang. 

Die nächsten Wochen würden hart und schmerzlich werden. Immerhin waren sie nur dann vollständig wenn sie zusammen waren. Aber umso wichtiger erschien es Matthew angesichts des Kummers und der Sorgen die sie ab morgen begleiten würden, ihre verbliebene gemeinsame Zeit gut zu nutzen. Miteinander zu reden oder miteinander zu schweigen - je nachdem. Sich nah zu sein, füreinander da zu sein - so wie sie es seit Jahren waren. 

„Komm Baby, ich lass uns ein Bad ein.“ setzte er nach noch bevor Clarence ihm antwortete und noch bevor er sah, dass der Größere schon das Badewasser vorbereitet hatte. 

Bei ihrem Ausflug heute war alles glatt gegangen, sie waren weder gesehen worden noch waren sie auf irgendwelche Monster oder Dämonen gestoßen. Dementsprechend heil waren sie geblieben und es gab nicht mal eine kleine neue Schramme die Clarence‘ Sorge auf sich lenken würde. 

Obgleich der Hüne keine Anstalten machte seine Finger wieder freizugeben, zog Cassie sie schließlich unter seinem Oberteil hervor. Beiläufig und doch bewusst fuhr er mit den Fingerspitzen über Clarence’ Hals, hinter zu seinem Nacken und verließen ihn erst dann. 

Aber der Ältere ließ sich nicht betteln, klopfte seine Pfeife noch aus und erhob sich dann von seinem Platz am Fenster. 

Matthew wartete bereits auf ihn, im Türrahmen lehnend und beobachtete den Blonden dabei wie er zu ihm kam. 

Es war nichts besonderes daran und doch ließ er ihn keine Sekunde aus den Augen. Dies war sein Mann. Sein Ehemann. Er war die Liebe seines Lebens, der Ursprung seiner glücklichsten Momente und alles was er brauchte um ein schönes, erfülltes und zutiefst vollkommenes Leben zu führen. Niemals würde Matthew es zulassen, dass der morgige Tag mehr markierte als eine temporäre Trennung, die in der Summe der gemeinsamen Zeit vollkommen nichtig anmuten würde. 

Sie würden sich nicht verlieren, sie würden sich nicht unterkriegen und trennen lassen. Niemals

Als Clarence den Türrahmen erreichte in dem Matthew lehnte, ließ dieser ihn zuerst nicht passieren sondern schlang unvermittelt die Arme um ihn, drückte sich an ihn und vergrub das Gesicht an seinem Hals. 

„Ich hab dich vermisst heute.“ flüsterte er gegen die warme Haut und blickte dann zu Clarence auf ohne ihn loszulassen.  

Ohne Zögern reckte er sich zu ihm empor und gab seinem

Mann einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. 

Seit sie auf Cameron getroffen waren, hatten sie jede Zärtlichkeit vor der Gruppe komplett vermieden und so blieben ihnen nur die Stunden zu zweit um Nähe zu schaffen und zu genießen. 

„Mhhh… das hab ich gebraucht.“, ließ er Clarence genießend wissen, griff nach seiner Hand und führte ihn in das kleine aber gemütliche Badezimmer. 

Die einstigen Besitzer jenes Hauses hatten den Raum komplett gefliest und der Zahn der Zeit hatte alles mehr oder minder intakt belassen. 

Als sie vor ein paar Tagen das Motel bezogen hatten, hatten sie aufgeräumt und die Zimmer so gut  es ging von Schutt, Staub und dem Dreck der letzten Jahrhunderte befreit. 

Ihre wenigen Habseligkeiten hatten sie sporadisch verteilt und somit den Räumen etwas wohnliches und persönliches verliehen. Es war keine Harper Cordelia aber es war - gemessen an den Umständen - kein übler Ort um es eine Zeit lang auszuhalten. 

„Muss ich unterm Bett nachsehen ob sich dort ein heimlicher Verehrer versteckt?“, witzelte Matthew beim Anblick des vorbereiteten Badewassers. 

Der Blondschopf hatte die Wanne mit heißem Wasser befüllt und darunter Glut aufgeschichtet um das Wasser warm zu halten. Sogar ein paar Tropfen ätherischen Öls hatte er in das Wasser getan - ganz so wie Matthew es liebte. Es roch nach Kräutern und Kiefern und ein ganz kleines bisschen nach Beeren. Angenehm und beruhigend und trotz der Tatsache, dass dies hier nur ein Heim auf Zeit war, nach Zuhause

Er ging zu der Wanne, tauchte die Fingerspitzen in das Badewasser und erschauerte wohlig. 

„Oh Gott fühlt sich das gut an. Wir müssen da rein.“

Cassie drehte sich wieder zu Clarence herum, machte noch ein paar Schritte von ihm weg und entledigte sich seines Pullovers. Selbigen warf er beiläufig über ein freies Regal ohne dabei Clarence aus den Augen zu lassen. 

Dass sein Bär traurig war konnte er ihm ansehen, aber wenn sie heute schon über morgen trauerten, dann konnten sie auch gleich schlafen gehen. 

Gemächlich fing er schließlich an Knopf um Knopf von seinem Hemd zu öffnen und damit Einblicke zu gewähren, die er sonst keinem gewährte. Denn unter dem Hemd lag nichts als seine nackte Haut, gerötet und empfindlich von der Kälte. Auch wenn er den Blonden dabei nicht ansah während er sein Oberteil aufknöpfte, so wusste er, dass Clarence ihn genau beobachtete und ihm wahrscheinlich nichts entging. 

„Willst du… dich nicht auch ausziehen, hm?", fragte er und ließ von seinem halb aufgeknöpften Hemd ab, wieder den Blick des Hünen suchend. "Oder soll ich… dir helfen?“ langsam näherte er sich wieder seinem Liebsten an, wartete eine Antwort gar nicht erst ab. Er hatte entschieden, dass er Clarence helfen wollte und das dieser Abend kein Abend der Trauer sein würde. Zielstrebig aber nicht eilig legte er die Finger an den Kragen des Oberteils, löste den ersten von vier kleinen Knöpfen und schaute dann kurz zu Clarence hoch und schmunzelte, bevor er sich der Nummer zwei widmete. 
"Du machst mich manchmal immer noch nervös, wenn du so still bist.", erklärte er sein Lächeln, wissend wie albern das nach all der Zeit eigentlich war.


Clarence B. Sky

Es war ihm unmöglich sich vorzustellen, dass dieser Mann - sein Mann - bald nicht mehr in seiner Nähe sein würde.

Sie waren noch nie voneinander getrennt gewesen.

In Städten hatten sie sich dann und wann bewusst für ein paar Tage aus den Augen gelassen, sich für wann anders wieder verabredet und jeder war in dieser Zeit seines Weges gegangen. Trotzdem hatte niemand die Stadt einfach verlassen und war einfach weg gewesen, räumlich entfernt, unauffindbar für den anderen. In Dörfern hatte Clarence oft im Wald übernachtet, während Matthew sich ein warmes Bett gesucht hatte. Selbst dort waren sie sich auf der Straße wieder über den Weg gelaufen.

Aber Matthew war trotz allem nie weg gewesen.

Es fühlte sich falsch an, diese Trennung zu entscheiden. Es war kein Unfall der sie voneinander entfernte, kein Missverständnis. Ganz bewusst ließen sie zu, dass sich Distanz zwischen sie legte wie über Nacht die weiße Schneedecke über den Devils Teeth und der Blonde hoffte inständig sie führte nicht dazu, dass der Rückweg zueinander unüberwindbar wurde. 

Sein Nacken kribbelte noch immer von der beinahe unmerklichen Berührung des fremden Fingers und als der Jüngere ihn im Türrahmen zum Badezimmer abfing, entflammte das sinnliche Prickeln von neuem. Es kostete Matthew nicht viel Mühe die Aufmerksamkeit seines Mannes auf sich zu ziehen; er hatte sich heute immerhin den ganzen Tag lang ganz schön rar gemacht und würde Clarence es nicht besser wissen, man könnte meinen, Cassie habe den heutigen Tag als Übungseinheit für die kommenden Wochen missbraucht.

Ich hab dich auch vermisst heute…“, wisperte er leise gegen die Lippen des jungen Mannes, die sich vorwitzig zu ihm empor gereckt hatten um ihm einen Kuss zu stehlen, und fing sie erneut ein, bevor sie sich einfach so wieder davon stehlen konnten.

Mit einem leisen Brummen in der Kehle, drängte er Matthew für einen Moment gegen den Türrahmen. Weich genug um ihn spüren zu machen wie sehr er ihn heute vermisst hatte und doch mit genug Nachdruck, damit Cassie auch verstand wie sehr er ihm gefehlt hatte und jetzt schon fehlte.

Wusste dieser Mann nicht, dass er sein Lebenselixier war? Seine Luft zum Atmen und seine Sonne, die ihm als einziges das Herz erwärmte?

Anscheinend nicht, denn ansonsten hätte er nur wenig später nicht derart frech danach gefragt, ob er hier irgendwo einen Verehrer verstecken würde.

Vermutlich hatte Cassie beim Ausflug doch ein paar Schrammen abgekommen. Irgendwo am Hinterkopf, dort wo der Jäger sie auf den ersten Blick nicht erkennen konnte und die seinen Mann wirr genug machten, um solch einen Nonsens von sich zu geben.

Amüsiert über solche dreisten Frechheiten, schüttelte Clarence den Kopf und sah dem Jüngeren dabei zu, wie er den Raum und das Wasser inspizierte. Wohlweislich hatte er die Tür zum Badezimmer geschlossen gehalten um die Vorbereitungen nicht alleine schon durch den Geruch zu verraten, was im Endeffekt dazu geführt hatte, dass Wasser und Glut das kleine Badezimmer wohlig aufgeheizt hatten. Keine Kerze erhellte den Raum; lediglich das fahle Tageslicht, das sich bald dem Ende zuneigen würde, fiel noch durch die Fenster. Schon bald würde der Raum durch dei Glut und das flackernde Kaminfeuer des Nachbarzimmers in zartes Dunkelrot gehüllt sein, untermalt vom Geruch nach Kräutern und Beeren - und ein bisschen Kiefer, eine kleine Note die Clarence heimlich untergemischt hatte, damit er sich nicht zu sehr vorkam als wären sie in die Villa der Hurenkönigin zurück versetzt worden.

Er hatte eher gehofft statt wirklich gewusst, wann sein Mann aus der Stadt zurück kommen würde. Eine weitere unliebsame Sache, die ihn an die Zeit in Coral Valley zurück versetzte und die er am liebsten vergessen würde wie den Absturz des Zeppelins oder das Wiedersehen mit Cameron Barclay.

Aber so viele Dinge er auch nicht wusste, umso mehr konnte er alleine aus seinem Gespür heraus erahnen. Etwa, dass es für Matthew nach Rückkehr sicher nichts besseres geben würde als ein Bad, eine ausgiebige Massage im heißen Wasser oder einfach nur einen Kuss seines Bären, nach dem er sich vermutlich fast so sehr gesehnt hatte wie der Blonde selbst.

Still hatte er ihn dabei beobachtet, wie er sich seines Pullovers entledigt und wenige der eigenen Knöpfe des Hemdes darunter geöffnet hatte. Unter seinem Hals breiteten sich vertraute, bunte Farben auf der Brust seines Mannes aus. Jeder einzelne Nadelstich, jeder Strich und jeder Farbtupfer waren ihm fast vertrauter als die eigenen Bilder auf seiner Haut. Alleine der Gedanke daran, dass Cassie übermorgen nicht mehr neben ihm aufwachen würde nachdem Clarence schon längst wach war und ihn eine Weile beim schlafen betrachtet hatte, versetzte sein Herz mit Wehmut und ließ ihn leise Seufzen, auch wenn die Aussicht auf ein gemeinsames Bad mehr als verlockend war.

„‚Manchmal‘, hm?, wiederholte er leise die fragwürdige Formulierung, die beinahe scheu über die fremden Lippen gekommen war. Mehr als nötig ließen Cassies Finger sich Zeit für die Knöpfe seines Mannes und mehr als angebracht genoss Clarence diese Form der Zuwendung, obwohl sie eigentlich banal anmutete und ein Knopf wenig Anzügliches mit sich brachte.

Sie wussten beide, dass es unzählige Formen der Stille gab und fast genauso viele Arten, auf die Clarence seinen frechen Gatten nervös machen konnte. Manchmal schwieg er einfach nur, damit der Dunkelhaarige anfing sich um Kopf und Kragen zu schnattern, die Stille zwischen ihnen nicht ertragend. An anderen Tagen reichte es, wenn er Matthew nur lange und intensiv genug beobachtete, ohne dabei etwas von sich zu geben bis auf ein verwegenes Schmunzeln - das war manchmal das beste aller Vorspiele, vor allem dann, wenn sich danach ein kurzes aber prickelndes Stelldichein zwischen ihnen ergab.

Die Momente, in denen sie sich nah sein konnten, waren allerdings rar geworden. Schon in der Werkstatt war es fast unmöglich gewesen sich im großen Gruppenraum nahe zu kommen; hier, mit all den neuen Menschen um sich herum, all den neuen Aufgaben die erledigt werden mussten und der abendlichen Erschöpfung die damit einher ging, hatten sie es - entgegen aller Erwartungen - in der ersten Nacht im eigenen Zimmer nicht mal annähernd bis zu irgendwelchen Zärtlichkeiten geschafft.

Ihr Liebesleben war beizeiten nicht eingeschlafen, solche Menschen waren sie nicht. Aber die immer wiederkehrende Abstinenz machte alleine die wenigen offen stehenden Knöpfe am Hemd seines Mannes umso verführerischer, obwohl sie eigentlich keine nennenswerte Sicht freigaben.

Vorsichtig legte er seine kräftigen Hände an die Taille des Jüngeren, suchte die Gürtelschlaufen der fremden Hose und zog ihn daran enger an sich heran, wenigstens noch für die Dauer dieses Abends nicht mehr Distanz zwischen ihnen genehmigend, als es nötig war um in die Wanne zu kommen. Er ertrug keine einzige Sekunde ohne Matthew. Ohne ihn zu spüren, zu schmecken oder wenigstens seinen Geruch zu genießen, würde er früher oder später durchdrehen - und früher oder später würde in ein paar Wochen nicht mal mehr das Kopfkissen nach ihm riechen, wenn sie sich nicht beeilten bald mit einem Rettungstrupp wieder da zu sein.

„Ich glaube… dich manchen manchmal noch immer ganz andere Dinge nervös, als nur mein Schweigen. Aber was weiß ich schon“, raunte er leise und hielt ihn mit einer Hand dicht bei sich, während er mit der anderen das Hemd aus dem fremden Hosenbund zog und sich anschickte, kurz darauf seine warmen Finger unter das fremde Oberteil zu schieben. Cassies Brust und sein Hals waren noch immer gesprenkelt von roten Flecken, obgleich sie sicher schon eine Weile im Haus gewesen waren, um sich zurück zu melden und allen ‚Hallo‘ zu sagen.

Eiskalt fühlte er sich an. Zu kalt fast, um zeitnah in das heiße Bad springen zu können - aber Clarence hatte Geduld und wenn nötig, würde er auch noch ausreichend Schnee zur Wanne geben, um es seinem tapferen Ehemann so angenehm wie möglich zu machen.

„Hast du einen… schönen Tag mit Barclay gehabt?“, wollte er leise wissen und schob nun doch auch die zweite Hand unter Cassies Hemd. Kühl und vertraut lag die schöne weiche Haut unter seinen Händen, während er über den Rücken des Jüngeren empor streichelte und ihn enger bei sich behielt, als es fördernd dafür war einander ausziehen zu können. „Ich kann mir vorstellen, dass er nicht müde geworden ist, dir heroische Geschichten von mir zu erzählen. Kein Wunder, dass du mich heute so vermisst hast…“

Gut, heroisch war in diesem Sinne sicher ein dehnbarer Begriff, immerhin fiel es dem Trottel garantiert leichter Geschichten des Versagens zum Besten zu geben, als tatsächliche Heldentaten. Trotzdem hatte es womöglich gereicht, um seinen Mann möglichst wenig davon abzulenken was er morgen früh hinter sich zu lassen gedachte - und hatte ihn seine Entscheidung eventuell vielleicht noch mal überdenken lassen, ob Matthew solch einen Traumtypen wirklich hier alleine zurück lassen wollte in der Geisterstadt.

Vorsichtig fuhr er mit seinen kräftigen Händen weiter am fremden Rücken hinauf, über die definierten Muskeln seines Geliebten hinweg bis hinauf zu seinen Schultern, von denen aus es schließlich ein leichtes war, ihm das Hemd über den Kopf zu schieben und von den Armen zu ziehen. Irgendwo im Dunkeln beim Pullover kam das störend Stück Stoff zum erliegen und damit auch seine Lippen schließlich auf denen des Kleineren, als sich Clarence zu ihm herunter beugte und ihn innig küsste, kaum da er endlich mehr Haut zeigte als verborgene Stellen.

Lass uns schnell ins Wasser und dich aufwärmen. Wenn du brav bist und deinem Mann all die… all die verpassten Küsse spendierst, die du heute unterlassen hast… dann bin ich vielleicht gewillt, diesen wunderschönen Körper etwas durchzukneten. - Aber nur vielleicht!“, setzte er sicherheitshalber nach. Nicht, dass das bald zur Voraussetzung bei Matthew wurde, da musste man erfahrungsgemäß immer etwas vorsichtig sein.


Matthew C. Sky

Natürlich kostete es Matthew keine Mühe die Aufmerksamkeit seines Mannes auf sich zu lenken. Aber andersherum kostete es Clarence auch keine den Jüngeren nervös zu machen. 

Sie waren beide füreinander geschaffen, waren beide einander das Zentrum der Welt und brauchten sich wie die Luft zum Atmen. Das zu leugnen war vollkommen sinnlos. 

Dementsprechend widersprach Matthew dem Blonden nicht, den er heute den ganzen Tag kaum gesehen und schmerzlich vermisst hatte - erst recht in dem Wissen, dass es ab morgen kein wir mehr in ihrem Alltag geben würde. Nicht für die kommenden Wochen jedenfalls. 

Clarence schien ganz ähnliche Gedanken zu haben, zog ihn unvermittelt an der Gürtelschlaufe seiner Hose zu sich heran und verschaffte sich Zugang unter sein Hemd. 

Cassie erschauderte wohlig dank der wohltuenden warmen Hände und drängte sich geschmeidig fester an Clarence.

„Hmmm… du weißt mehr als du zugibst. Soviel weiß ich.“

Erwiderte er schließlich keck und genoss das wohlige Kribbeln welches allein Clarence in ihm auszulösen vermochte. 

Bereitwillig ließ er sich das Oberteil schließlich ausziehen und sich von dem Blonden entblößen, der stets wusste welche Schramme oder Prellung neu war, ließ er es sich doch nie nehmen, Matthew nach einem Ausflug genau zu inspizieren für den Fall, dass der Kleinere ihm etwas verschwieg. 

Doch dieses Mal gab es nichts zu entdecken, die Blutergüsse, Schnitte oder Platzwunden der letzten Wochen waren verheilt oder dabei es zutun. 

Auf die Frage hin ob Barclay ihm Geschichten von Clarence‘ Heldentaten erzählt hatte schüttelte Matthew jedoch den Kopf. 

Tatsächlich hatten sie kurz über den Blonden geredet - aber nicht darüber was für ein toller Hecht er doch war. 

„Cameron wollte wissen warum ich mir mit dir das Quartier teile. Er meinte er verstehe zwar, dass wir als Freunde und bald Jägerbrüder uns gegenseitig den Rücken freihalten, aber dass er es trotzdem nicht aushalten würde mit dir ständig Zeit zu verbringen. Auch wenn du - Zitat - ‚gar kein so schlechter Kerl bist und dich ganz schön verändert hast’. Zitat Ende.“ - vielsagend blickte er zu dem Blonden auf, der es trotz der gesamten Situation bis dato vermieden hatte Barclay reinen Wein einzuschenken. 

Adrianna hatte sich zu dem Thema bisher nicht geäußert und die anderen ebensowenig, es gab schlichtweg Themen von mehr Brisanz und außerdem vermieden sie seit dem Aufeinandertreffen mit Cameron und der Zusammenlegung der Gruppen auf jegliche Zärtlichkeiten vor den anderen. 

Da gab es kein Küsschen, keine kompromittierenden Blicke die sie tauschten, keine Nähe vor dem Lagerfeuer. Sie machten ihr Ding… so wie Freunde es taten. 

Nicht mehr und nicht weniger. 

Zu behaupten das würde Matthew gefallen… wäre glatt gelogen gewesen und zu behaupten sie hätten nicht darüber diskutiert auch. Aber Clarence hatte es bisher irgendwie immer geschafft ihr Verhältnis nicht klarzustellen und deshalb… ersparte Matthew ihm nun auch die Information über das heutige Gespräch mit Barclay nicht. Clarence sollte ruhig wissen, dass seine Verschwiegenheit nicht dazu führte, dass sich der Andere keine Gedanken machte. 

Und außerdem schmeckte sein Schweigen Matthew nicht, auch wenn er versuchte Clarence dahingehend alle Zeit zu lassen die er eben brauchte. 

Kamen sie jedoch erst mit Hilfe aus dem Clan hierher zurück…würde jeder Tag den ihre Scharade länger andauerte nur dazu beitragen, dass es immer schwerer wurde die Dinge klarzustellen. Das wussten sie beide, weshalb Cassie das Thema auch nicht weiter vertiefte.  

Obwohl es in dem Badezimmer angenehm warm war und Clarence ihn außerdem wärmte, fröstelte es Matthew spürbar - was den Vorschlag des Blonden nur noch verlockender machte. 

„Diesen wunderschönen Körper, hm?“, wiederholte er und schmunzelte amüsiert über die Beschreibung von der er wusste Clarence meinte sie wirklich so. 

Früher hätte er geglaubt der Blonde wolle ihn aufziehen und ganz früher hätte er einem gemeinsamen Bad gar nicht erst zugestimmt. Heute jedoch lagen die Dinge anders. Es hatte sich so viel zwischen ihnen verändert, dass Matthew sich gar nicht mehr vorstellen konnte wie ein Leben ohne Clarence sein würde. 

Nach Hause zu kommen ohne Clarence darin vorzufinden, aufzuwachen ohne den Blondschopf neben sich zu spüren, einzuschlafen ohne, dass Clarence seinen Kopf auf seiner Brust bettete…. Ihm würde in jeder einzelnen Sekunde die Gegenwart seines Liebsten fehlen sobald sie sich morgen früh trennten. Aber heute… heute wollte er dafür jede Sekunde mit ihm genießen. 

Matthews Hände legten sich zurück an die Knopfleiste von Clarence‘ Oberteil und er öffnete geschickt die verbliebenen Knöpfe, sodass er den Pullover bequem über den Kopf des Anderen ausziehen konnte. Das Stück Stoff warf er einhändig über eine der Kommoden, mit der anderen Hand streichelte er über den nackten, definierten Bauch seines Mannes, unwillig auch nur kurz den Körperkontakt zu ihm aufzugeben. 

Geschmeidig drängte er sich schließlich an ihn, legte die Arme um seinen Hals und suchte die süßen Lippen seines Mannes um sie zu einem zarten Kuss einzuladen. 

Behutsam öffnete er die Lippen einen Spalt, ließ die Zungenspitze vorsichtig gegen den Mund des Größeren stupsen und erhielt sogleich Einlass. 

Der Schauer der den Jüngeren nun durchfuhr war ein Schauer prickelnder Erregung statt der Kälte, als er hinter Clarence‘ Lippen seine Zunge traf und sie in ein zärtlich-sinnliches Spiel verwickelte. 

Leise raunend tat er sein Gefallen an der Situation kund und genoss mit geschlossenen Augen die Nähe zu seinem Geliebten. Der Kuss war sanft und ohne jede Hektik oder Wildheit, doch er war lang und intensiv. Und als Matthew ihn schließlich löste und zu Clarence aufschaute, da lag in seinen Augen ein ganz besonderer Glanz. Liebe, Sehnsucht, unendliche Hingabe und Begierde konnte man in seinem Blick ablesen wenn man ihn gut genug kannte - und niemand kannte ihn besser als Clarence. 

„Den Rest meiner Schulden… begleiche ich im Wasser.“ ließ er seinen Liebsten wissen und glitt mit den Händen über die breiten Schultern des Älteren, seine Arme und schließlich Handrücken entlang und hinab zu seiner Hüfte. 

„Zieh mich aus.“, forderte er Clarence auf, während seine Finger die Schnürung der Hose seines Partners lösten. 

„Ich will, dass wir uns ansehen. Ganz genau. Damit… wir…“ - einander nicht vergessen, wenn ich fort bin - ging es Matthew durch den Kopf, doch er wusste, dass sie sich nicht vergessen würden. 

Ihre Welt mochte unbeständig, kalt und grausam sein und keinen Platz bieten für Treue, Loyalität und Geduld… aber sie waren anders. 

Sich einen Monat lang zu trennen… war gewagt, denn in der Zeit konnte viel passieren. Was aber nicht passieren würde war, dass Matthew sich umorientierte… sein Leben neu ausrichtete und entschied, dass er die Pläne die er mit Clarence geschmiedet hatte nicht mehr weiterverfolgte. 

Und selbes galt auch für den Hünen, da war sich Cassiel sicher. Die Zeit mochte andere auseinander treiben, nicht aber sie beide. 

 „…damit wir wissen worauf wir uns freuen können, wenn wir uns später wiedersehen.“ - beendete er den Satz schließlich und löste bedächtig das verbliebene Stück Band aus der letzten Öse. 

Einen Augenblick lang ließ er die Hände nun an Ort und Stelle ohne weitere Schritte zu unternehmen, Clarence von seiner Hose zu befreien. Er genoss den Augenblick, genoss die Zweisamkeit, genoss das Wissen, dass sie diesen Abend und diese Nacht noch vor sich hatten. 

Jede Sekunde war kostbar, jeder noch so kleine und unbedeutende Moment. Denn in Wahrheit war kein Augenblick den er mit Clarence teilte klein und unbedeutend. 

„Nicht, dass ich glaube wir könnten es vergessen…aber sicher ist sicher.“, fügte Matthew mit einem Schmunzeln an und lockerte den fremden Hosenbund etwas um schließlich das lästige Stück Stoff zu Boden fallen zu lassen. 

Was ihn selbst betraf, so stand völlig außer Frage, dass er Clarence niemals vergessen würde. Und er würde während ihrer Trennung auch niemals eine Erinnerung daran brauchen was er an dem Blonden hatte. 

Dieser Mann war sein Glück, sein Ein und sein Alles, der Ursprung all seiner Zuversicht. Kein anderer Mensch, weder David noch Jamie, hatten Matthew je derart positiv beeinflusst wie es Clarence getan hatte. Aus einem zutiefst skeptischen, unsicheren und verschlossenen Schürzenjäger hatte der Blondschopf jemanden gemacht der vertrauen konnte, der wusste wie sich Unbeschwertheit anfühlte und was es hieß geliebt zu werden. 

War Matthew lange Zeit seines Lebens ein Charakter mit vollkommen ambivalenten Zügen, so war er mittlerweile einfach nur noch er selbst. Misstrauisch war er noch immer, aber die Zweifel an sich selbst hatte der Bär für ihn ausgeräumt und wenn Matthew heute lachte, dann lachten seine Augen ebenso wie sein Mund. Kein anderer Mensch auf der Welt wäre in der Lage für Matthew jemals das zu sein was Clarence für ihn war. 

Sein Retter und Beschützer. 

Sein Seelenverwandter und Freund. 

Sein Liebhaber und Vertrauter. 

Sein Ehemann. 


Clarence B. Sky

Eines stimmte:

Clarence hatte ein ausgereiftes Talent dafür, gewisse Themen nicht klarstellen zu müssen und irgendwie fielen ihm auch immer wieder Umstände in den Schoß, die unangenehme Stille sofort in Nichts auflösten. Es hatte zum Beispiel den einen Moment gegeben, wo Cameron auch den Blonden darauf angesprochen hatte, warum sie sich ein Quartier teilten, wo doch noch so viele andere Zimmer im Motel frei waren. In der gleichen Sekunde war Tiffy die letzte Treppenstufe herab gestolpert und hatte dabei aus Schreck so laut geschrien, dass Barclay seine Frage direkt wieder vergessen und nicht mehr nachgehakt hatte.

Auch gestern, als Cam den übermäßigen Platz angesprochen hatte, den Clarence ja bald haben würde sobald die beiden jungen Männer aufgebrochen waren, waren die anderen vom Holzhacken zurück in die große Halle gestolpert und hatten ihnen dabei so dicke Äste in die Arme gedrückt, dass gar keine Puste mehr geblieben war um auf die Äußerung zu antworten.

Es war Fluch und Segen zugleich, aber oft genug musste der Ältere sich nicht für seine Entscheidungen oder Taten rechtfertigen. Selbst mit Cassie hatte als Antwort ein einfaches überlegendes Schweigen oft genug ausgereicht, um die Stille sofort mit weiterem Geplapper und Vorwürfen durch den Dunkelhaarigen zu füllen und letztlich war es dann nicht mal bei seinem Ehemann nötig gewesen, sich für etwas zu rechtfertigen.

Sehr erleichternd konnte es sein, wenn man anderen Menschen weder Rede noch Antwort schuldig war. Doch auf der anderen Seite auch sehr sehr beklemmend, wenn man es immer weiter vor sich hin schob Barclay zu beichten, dass der Typ an seiner Seite kein potentieller Bruder war, sondern ein handfester Ehemann.

Den unangenehmen Gespräche darüber entkam er zwar bei seinem Feind im Geiste - so aber nicht bei Matthew, mit dem er allabendliche Dispute über sein anhaltendes Schweigen genoss.

Auch jetzt wieder lag ihm auf der Zunge, dass Cassie sich das fragwürdige Zitat sicher nur ausgedacht hatte um damit endlich ein Gespräch ins Rollen zu bringen; aber auch dieser Kommentar würde sicher nur wieder eine Diskussion zwischen ihnen beschwören und wenn der Blonde momentan auf alles an seinem Mann Lust hatte, dann aber sicher nicht darauf, mit ihm über Cameron Barclay zu reden. Da fielen ihm eindeutig verlockendere Dinge ein und eben jene schien auch Matthew im Sinn zu haben, der sich nicht darin zurück hielt, sich nur wenige Augenblicke später an ihn zu schmiegen und sein Lippenrot mit seiner warmen Zunge aufzuspalten.

Wie sehr sich Clarence heute einem solchen Kuss entgegen gesehnt hatte, würde ihm wohl nie jemand glauben außer sein Mann selbst. Jede Stunde ohne ihn war eine Zumutung und sobald die Abenddämmerung anbrach war jede Sekunde, in der sie sich nicht nah sein konnten, wie eine Folter für den einstmals so braven Christen. Der Einbruch der Nacht war für sie oft gleichbedeutend mit Nähe, Abenden am Lagerfeuer, einem heißen Bad nach anstrengendem Tag - oder einfach nur die richtige Atmosphäre, um einander so schnell wie irgendwie möglich die Kleider vom Leib zu ziehen und sich zu spüren.

Nur widerwillig ließ er es zu, dass die vertrauten Lippen sich nach einem langen, wohltuenden Kuss wieder von seinen lösten und es half auch nichts, ihnen noch für einen Moment zu folgen, als könne dies die notwendige Trennung verhindern. Selbst voneinander gelöst, schmeckte er noch immer Matthew auf seiner Zunge und spürte dabei dem betörenden Kribbeln nach, das der Jüngere darauf hinterlassen hatte. Was für andere schnell etwas alltägliches und selbstverständliches wurde, hatte für Clarence noch immer nicht den Zauber verloren. Jeder Kuss war so intensiv, dass es ihm schwer fiel sich danach wieder auf das zu konzentrieren was davor gewesen war und ein einziger Blick in Cassies Augen verriet ihm, dass es seinem Ehemann nicht anders erging als ihm selbst.

Vielleicht solltest du… nach dem Ausgleich deiner Schulden… direkt ein kleines Konto bei mir anlegen und ein paar Einzahlungen tätigen, damit du nicht noch mal in Bedrängnis kommst…?“, schlug er leise vor und beobachtete Cassies verhangene Iriden dabei, wie sie unverhohlen seinen Körper betrachteten.

Matthew war so schön wenn er langsam hungrig wurde. Sein kandisfarbener Blick nahm diesen ganz besonderen Ausdruck an, während ihm bewusst wurde dass sein Appetit langsam wuchs und dass er das Objekt seiner Begierde direkt vor sich hatte, mit offensichtlicher Erlaubnis ihn zu Erkunden wann und wo immer er den Blonden wollte.

So wie sich der Jüngere von dem kräftigen Erscheinungsbild seines Mannes angezogen fühlte - groß gebaut und durch feste definierte Muskeln geziert, die ihn übermannen könnten wann immer Clarence es darauf anlegte - genauso betörte den Älteren dabei der Leib des Jüngeren. Seine breiten Schultern, die in einen schmalen, athletischen Körper übergingen, spannten sich bei jedem Streicheln und Berühren an und offenbarten dabei die Muskeln des Kleineren, die man Cassie auf den ersten Blick vielleicht weniger zumuten würde, wenn man nicht um seine Definierungen wusste. Auf dieser und so vielen anderen Ebenen war es alleine den Blonden vorbehalten seinen Mann so zu kennen und trotzdem überrasche er ihn immer wieder aufs neue, sei es auch nur durch die sehr direkte aber dafür umso erregendere Aufforderung, einander auszuziehen um sich danach gegenseitig ganz genau zu betrachten.

Sie sind heute aber ganz schön verrucht, Mister Sky. Irgendetwas muss da draußen also wohl doch mit Ihnen passiert sein, mh?“, fragte er neckisch nach und ließ seinen Ehemann gewähren ohne ihn bei seinem wichtigen Tun zu unterbrechen,  bis er schließlich gänzlich aus seiner Hose steigen und diese mit einem Fuß beiseite schieben konnte. Es war bezeichnend für ihre ganze Bindung zueinander, dass sein Mann vorschlug sich lieber gegenseitig auszuziehen, anstatt es übereilt einfach selbst jeder für sich zu tun - und es unterstrich gleichermaßen die Innigkeit, die ihre ganze Beziehung ausmachte. Das Uns, das sie definierte, endete nicht bei ihrem gemeinsamen Bett, beim geteilten Essen oder dem Geld, das auf ihrer beider Namen irgendwo in Coral Valley schlummerte. Es ging weit darüber hinaus.

Hungrig griff er nach Matthews Hosenbund, zog ihn zurück an sich heran und beugte sich über den Kleineren hinweg, um ihm erneut den innigen Kuss aufzuzwingen, den sein Mann so schändlich unterbrochen hatte. Nur einen kurzen Augenblick ließ er ihm Zeit sich zu ergeben, bevor Clarence nun seinerseits die Lippen des anderen mit seiner Zunge aufspaltete um dahinter nach seinem Gegenpart zu suchen, das ihm eben schon so unheimlich gut getan hatte. Matthew hatte nicht die geringste Ahnung wie sehr er ihn heute vermisst hatte, wie sehr er ihn hatte in seinen Armen halten und einfach nur küssen wollen, anstatt ihn da draußen mit Cameron zu wissen; so war es nicht verwunderlich, dass er seinem Liebsten in diesem Kuss mit mehr Dominanz entgegnete als eben noch.

Raunend forderte er die warme, wohltuende Zunge, an der man die sonstige Unterkühlung des Jüngeren kaum spüren konnte, zu einem sinnlichen Kampf heraus und wies ihm seinen Platz an der Seite des Bären, wo er ihn bis morgen früh nicht mehr zu verlassen hatte. Keine Sekunde würde er ihn heute mehr aus den Händen geben, und wenn er ihn dafür im Zimmer anbinden musste - wenigstens aber ohne ihn dabei noch in der lästigen Kleidung stecken zu haben, die ihrem Vorhaben sich gegenseitig ganz genau anzusehen nicht wirklich in die Karten spielte.

Es dauerte einen Moment, bis Clarence unter dem hitzigen Gefecht den Kampf gegen die fremden Knöpfe und Ösen gewonnen hatte, doch schließlich tat es Cassies Hose und seine Unterwäsche seiner eigenen gleich und fand ihren Weg gen Boden, wo er sich nicht weiter davon stören ließ.

Ohne sich weiter bitten zu lassen, legte Clarence seine kräftige Hände über die festen Gesäßhälften seines Mannes hinweg und genoss das Gefühl von Nähe und Vertrautheit, die ihm der fremde Leib unter seinen Händen spendete. Er kannte mittlerweile jeden Zentimeter seines Mannes nur zu gut und trotzdem wurde er niemals müde ihn immer wieder neu zu erkunden und zu erobern, ganz so als gleiche jede Berührung einer neuen Erkundungsreise, auf der es jeden Tag etwas neues zu entdecken gab.

Nur langsam löste er ihre Lippen voneinander, holte sich selbst danach noch den ein oder anderen kurzen Kuss und betrachtete sich Cassie schließlich aus nächster Nähe mit verhangenem Blick.

„Lass uns ins Wasser… selbst dein süßer Arsch ist eiskalt. So kann ich nicht arbeiten und meine Wunder wirken“, entgegnete er in Hinsicht auf die Massage, die er seinem Mann versprochen hatte, und mit der er ihn für den anstrengenden Tag morgen wappnen wollte. „Am Ende klopft gleich noch jemand an die Tür und scheucht uns raus, noch bevor wir richtig drin waren.“

Das wäre jedenfalls in den letzten Tagen nicht das erste Mal; irgendjemand hatte bislang immer ein Problem gefunden das einfach nicht aufgeschoben werden konnte, weshalb Clarence ihn bei der Hand nahm und ihn hinter sich her zur Wanne führte, unter der einladend die Glut glomm.


Matthew C. Sky

Egal wohin er kam, kehrte er zu Clarence zurück dann war Matthew zuhause. 

Egal ob auf Wanderschaft, im Blauer Hund oder auf der Harper Cordelia, es waren nicht die Orte die dem dunkelhaarigen jungen Mann etwas bedeuteten, sondern es war Clarence Bartholomy Sky, der aus jedem Fleckchen auf der Welt ein daheim machte - ohne es zu wissen. 

Dass das so war, dafür brauchte Matthew nicht den Segen von Cameron oder von irgendwem sonst. 

Es war ihm egal ob es andere interessierte mit wem er verheiratet war und auf wen er stand. 

Aber bei Clarence lagen die Dinge anders. Hatte er nach dem Absturz des Zeppelins noch beschlossen, dass es falsch war ihre Beziehung zueinander zu verheimlichen, hatte sich das Blatt mit aufkreuzen von Cameron auf unerfreuliche Weise gedreht. 

Matthew hatte oft und viel mit dem Hünen darüber diskutiert was zutun sei, hatte versucht ihm klarzumachen, dass es nur unangenehmer werden würde je länger sie ihr Zusammensein unter den Teppich kehrten. 

Aber der Blonde wollte die Sache nicht klarstellen. 

Dabei ging es ihm nicht darum, dass Matthew ihm peinlich war…sondern darum, dass der Mensch den er jahrelang vorgegeben hatte zu sein so wenig mit dem Menschen zutun hatte der er mittlerweile geworden war. 

In gewisser Weise konnte Matt diesen Zwiespalt verstehen und nachvollziehen, allerdings wurde Clarence‘ Situation nur schwerer je mehr Zeit verstrich. Sie machten sich unglaubwürdig und letztlich würde das ihren Stand in Falconry Gardens nur erschweren. 

So manches mal hatten sie diskutiert und gestritten, aber heute wollte Matthew das nicht. 

Schon in wenigen Stunden würde er mit Cameron aufbrechen und es würde mindestens vier Wochen brauchen ehe sie einander wiedersahen. 

Eine endlose Zeit in einer Welt in der nur das Ungewisse gewiss war.

Es konnte alles mögliche in jenen Wochen passieren und auch wenn Matthew hoffte es würde rein gar nichts geschehen, so wünschte er sich dennoch, sie hätten in den letzten Tagen und Wochen keinen einzigen Moment verstreichen lassen, in dem sie des anderen Hand hätten nehmen können oder den anderen hätten küssen können. Momente die verloren waren und nicht wieder zurückkommen würden. 

Aber waren diese Augenblicke eine weitere Diskussion wert, wenn man stattdessen im Hier und Jetzt von Clarence ausgezogen und geküsst wurde?

Nein, die Antwort lautete schlicht und ergreifend nein. 

Also ließ der Dunkelhaarige das Thema von sich aus ruhen und schnitt es auch nicht erneut an. 

Stattdessen erwiderte er den innigen Kuss seines Mannes, von dem er wusste, dass dieser ihn abgöttisch liebte. 

Und letztlich war das alles was wichtig war. 

Viel Zeit ihn zu betrachten hatte Clarence ihm nicht gelassen, aber Cassie hatte die leise Ahnung, dass er an diesem Abend schon noch Gelegenheit genug bekommen würde seinen stattlichen Mann anzusehen. 

Leise keuchte er in den hungrigen Kuss, umschmeichelte Clarence‘ Zunge mit der eigenen und drängte sich an den Schamanen, was es selbigem nicht leichter machte ihn auszuziehen. Doch wie so oft wenn der Hüne etwas wirklich wollte, gelang es ihm auch an das ersehnte Ziel zu kommen und Matthew von seiner Hose zu befreien war keine Ausnahme. Kaum da der kalte Stoff seine noch kälteren Schenkel hinabgerutscht war, ereilte seine Unterhose das selbe Schicksal und Matthew entstieg beiden, ohne den Kuss zu lösen. Splitterfasernackt schmiegte er sich gegen den Größeren, spürte die straffen Muskeln unter seiner warmen Haut und keuchte erneut in den Kuss den sie teilten. Fordernd legten sich die Pranken des Bären an sein Gesäß, drückten ihn an sich und zeigten wortlos den Besitzanspruch an welchen der Ältere an ihn stellte. 

Und bei Gott, Cassie wollte niemand anderes Besitz sein. 

„Wenn heute Abend einer klopft… machen wir nicht auf.“ hakte Matthew ein, den Blick betört in die Augen seines Liebsten gerichtet. 

Das Licht des Tages schwand zunehmend dahin und hüllte den Raum in ein schummriges Zwielicht. 

„Im Ernst… sie werden auch mal einen Abend ohne dich auskommen. Ich allerdings kann das nicht von mir behaupten.“ raunend legte er den Kopf an Clarence’ Hals und verbiss sich kurz aber fest darin, auf das der Wildling die Warnung verstand und ernst nahm. 

Schließlich löste sich der Kleinere von dem Blondschopf, gab die Nähe zu ihm auf und wandte sich der Badewanne zu, deren Wasser so angenehm duftete. 

Matthew tauchte die Fingerspitzen in das warme Nass und setzte schließlich den ersten Fuß vorsichtig hinein. 

Die Hitze schoss durch seine eiskalten Zehen und ließ ihn kurz das Gesicht verziehen und den Fuß hastig wieder heben. Er wusste, dass der Bär die Temperatur perfekt hinbekommen hatte - das gelang ihm nämlich immer - weshalb er die Frage verneinte noch ehe Clarence sie stellte. „Schon gut, geht sicher gleich. Mach keinen Schnee dazu. Schnee hatte ich heute genug.“

Vorsichtig tauchte er den Fuß wieder ein und schon nach ein paar Sekunden war das stechende Brennen und Ziehen gewichen und hatte einem unangenehmen Kribbeln Platz gemacht welches nur wenige Sekunden anhielt. 

Erst dann folgte er mit dem zweiten Fuß und wagte es anschließend sich vorsichtig ins Wasser gleiten zu lassen. 

„Oh Gott… mhhh ~ das ist perfekt.“  seufzte er verloren, schloss die Augen und sank tiefer. 

Dünne Schwaden kräuselten sich über dem Wasser und Matthews kalte Muskeln und Knochen wurden binnen weniger Augenblicke wieder aufgetaut. 

Wohlig erschauerte er im Wasser, tauchte noch tiefer und schließlich einmal komplett unter, sich die Eiskristalle aus Schopf und Brauen waschend. 

Mit beiden Händen strich er sich anschließend die nassen Haare nach hinten und aus dem Gesicht, richtete sich in eine sitzende Position auf und blickte zu Clarence. 

„Worauf wartest du noch, hm? Komm zu mir.“

Ohne selbst aufzustehen hob er eine Hand aus dem Wasser und umfing die von Clarence, ihn zur Wanne ziehend und bedeutend nicht so zu trödeln. 

In gewohnter Manier machte Cassie dem Größeren Platz in dem er in der Wanne nach vorne rutschte sodass der Wildling hinter ihm Stellung beziehen konnte. 

Einer liebgewonnenen Tradition gleich, registrierte Matthew den Anstieg des Wasserpegels, wurde schließlich von den Schenkeln des Blonden umrahmt und… lehnte sich ohne Aufforderung nach hinten gegen die Brust des Bären. 

Ein entspanntes Seufzen wehte über seine Lippen und Cassie drehte den Kopf zu Clarence’ Hals um einen kleinen Kuss darauf zu hauchen. 

„So ist es richtig… das ist der Abend den wir uns beide verdient haben.“ Zum ersten Mal am heutigen Tage fühlte er sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. 

Dabei war es nicht einmal so, dass er sich unwohl in Begleitung Cameron’s fühlte. Sie verstanden sich gut und es gab durchaus Momente in denen man annehmen könnte es bahne sich eine Freundschaft zwischen ihnen an. 

Es war die Welt mit der etwas nicht stimmte, die nicht in Ordnung war und die dafür sorgte, dass man nie wirklich zur Ruhe kam. Und all das Chaos, alle düsteren Gedanken und Überlegungen was alles passieren könnte waren nur dann  unbedeutend waren sie beide zusammen.

„Claire?“ fragte er leise ohne die Augen wieder zu öffnen, noch immer an den Größeren gelehnt. 

„Versprich mir, dass du auf dich aufpassen wirst wenn ich weg bin.“, erst jetzt hob er die Lider wieder und betrachtete Clarence von unten. Beide Hände aus dem Wasser hebend legte er sie an die Wangen des Hünen und zog ihn hinab. Dunkle Augen suchten Graublaue als er eindringlich weitersprach. „Mehr noch auf dich… als auf alle anderen. Verstehst du?“

Er konnte den Verlust eines jeden verschmerzen und ertragen. Nur den eines einzigen Menschen nicht und dieser Mensch saß hinter ihm in der Badewanne und war das kostbarste was Matthew in seinem Leben besaß. 


Clarence B. Sky

Mindestens vier Wochen würden sie sich nicht mehr sehen. Mindestens - tendenziell sogar eher länger, denn wer wusste schon auf welche Hindernisse die beiden Abenteurer treffen würden und wie lange es dauern würde, bis in Falconry Gardens alles gepackt und abfahrbereit war. In ihren ewig langen Erklärungen hatten Cameron und Matthew außerdem vergessen, dass sie auf dem Weg zurück zur Absturzstelle mit den Kutschwägen für die Verletzten und die Vorräte viel länger brauchen würden als nur zwei Wochen. Dass ein Arbeitsrind auch viel länger für solch eine Strecke brauchte als ein geübtes Pferd, von denen es ein Jahr nach Winteranbruch in der Stadt vielleicht nicht mehr genug zum Ziehen gab, hatten die beiden Enthusiasten auch nicht mit eingerechnet.

Die Stimme der Vernunft, die Clarence oft war, hatte er schon vor einiger Zeit zum Schweigen gebracht und sich danach nicht länger eingemischt. Viel zu überzeugt waren die beiden von ihren Plänen und je länger man ihnen dabei zuhörte, stets einer Meinung sowie ein Herz und eine Seele, hätte man fast auf den Gedanken kommen können, die beiden wären Geschwister. Aber auch nur fast, denn alleine der Gedanke daran, sein Mann könne auch nur eine Spur von Barclay mit in diese Wanne gebracht haben, ließ es ihm irgendwie flau in der Magengrube werden.

Schnell schüttelte Clarence jeden Gedanken an die morgige Abreise der beiden wieder ab und verdrängte jedes weitere Aufkeimen tief unten in seinem Bewusstsein. Wenn es nach ihm ging, dann brauchten sie bis es so weit war kein einziges Wort mehr darüber verschwenden, immerhin war der Aufbruch schon so tief in Stein gemeißelt, dass daran nicht mehr zu rütteln war. Kein Kuss, keine Berührung und kein noch so liebevoll geflüstertes Wort würde dafür sorgen können, dass Camerons und Matthews Aufbruch um Hilfe zu holen plötzlich zu etwas Unvernünftigem wurde. So schmerzhaft diese Gewissheit auch sein mochte, es war richtig und das wussten sie beide.

Wie eingespielt sie beide trotz kleinerer und größerer Streitereien waren, zeigte sich nicht nur in diesen gleichen Wertvorstellungen oder dem Vorbereiten einer heißen Wanne als Überraschung für den Rückkehrer, sondern vor allem darin, wie Cassie ihm schließlich den Wind aus den Segeln nahm, noch bevor er überhaupt nach der Temperatur des Wassers gefragt hatte.

Es dauerte nicht lange, bis Clarence sich wenig später hinter dem Rücken des Jüngeren eingefunden hatte und mit einem entspannten Seufzen gegen die Wanne sinken ließ. Obwohl es ganz sicher nicht als Wiedergutmachung gedacht war, platzierte Matthew einen sanften Kuss auf seinen Hals und besänftigte dadurch die Stelle, in die er ihn eben noch mahnend mit den Zähnen gezwackt hatte; eine liebevolle Geste, die ihn seine Schenkel wohlig gegen den vertrauten Leib des anderen schmiegen ließ, um ihn dazwischen einzurahmen.

„Mhh… wenn es nach mir ginge, würden wir ewig hier drin sitzen und das Wasser nur für das Nötigste verlassen“, tat der Bär sein Wohlgefallen kund, schob einen Arm um die Brust seines Mannes um ihn in eine innige Umarmung zu ziehen und lehnte den anderen auf den Rand der Wanne auf, sich dabei ein Stückchen tiefer in das Wasser sinken lassend. Sich bei prasselndem Kaminfeuer alleine in einen Sessel zu schmiegen und aus dem Fenster zu starren, war das eine; mit dem Menschen den man liebte ein heißes Bad zu teilen, war etwas völlig anderes und für nichts in der Welt würde er diesen Augenblick hier eintauschen wollen.

Wenn es nach ihm ging, würden sie auch noch morgen früh zusammen im Wasser hocken, dicht aneinander geschmiegt und einander nie mehr von der Seite weichend. Cassie würde sich nicht abtrocknen, anziehen und einfach mit Cameron verschwinden und Clarence würde alles tun, aber ganz sicher nicht ihm erlauben abzuhauen und ihn hier alleine zu lassen.

Als hätte der Jüngere seine Gedanken erahnt - was sogar sehr nahe lag, immerhin kannte Matthew ihn so gut wie kein anderer es tat - sprach er nun seinerseits Sorge um einen möglichen Verlust aus. Er brauchte ihm nicht sagen, dass er es nicht überleben würde seinen Bären zu verlieren, das konnte Clarence auch so aus jedem Wort seines Mannes heraus hören. Schon damals waren sie Meister darin gewesen, einander ihre Gefühle zwischen den Zeilen mitzuteilen anstatt sich die Meinung direkt ins Gesicht zu sagen und bei manchen Dingen hatte sich das auch heute nicht geändert, so kindisch diese Angewohnheit auch sein mochte.

Verloren streichelte er mit dem Daumen immer wieder über Cassies Brust hinweg und hielt ihn mit sanftem Druck bei sich, auch wenn der Kleinere nicht drohte ihm überhaupt davon zu laufen. Er wusste nur zu gut, wieso er dem Blonden solch ein Versprechen überhaupt erst abnehmen musste. Auch wenn Clarence die Leute nicht gerne mehr als nötig an sich heran ließ, war er sich trotzdem bewusst wer mehr Hilfe benötigte als andere und wann es unrecht war, diese Hilfe nicht auch zu leisten. Das mochte nobel sein, doch in einer rauen Welt wie der ihren gleichzeitig auch das dümmste, was man überhaupt tun konnte. Den eigenen Hals zu riskieren für jemanden, der einem im nächsten Moment ein Messer in den Rücken stechen konnte, war kein kluger Schachzug - aber Clarence war ja auch als Macher bekannt, nicht als Genie.

„Verstehe“, entgegnete er nach kurzem auf Cassies Frage, denn die Bitte des Jüngeren nachzuvollziehen, fiel ihm nicht besonders schwer. Wenn der Moment kam, da es darum ging Barclay oder sich selbst zu retten, dann hatte Matthew gefälligst immer seine eigenen Füße in die Hand zu nehmen und zu rennen, anstatt sich einen Kopf um den vorlauten Jägerbruder seines Mannes zu machen. Kein Clan der Welt würde Clarence die Familie ersetzen, die sein Böckchen ihm geworden war und wenn Cassie unerlaubt von dieser Welt ging, dann nahm er dadurch alles mit, was Clarence ausmachte und ihm etwas bedeutete.

„Keine Risiken. Keine Alleingänge. Keine unnötigen Gefahren, die sich hätten abwenden lassen“ - und besonders letzteres bedeutete bei einem Clarence Bartholomy Sky viel, immerhin war er an manchen Tagen schon drauf und dran gewesen mit Adrianna nach dem riesigen Monster zu jagen, das die weit entfernteren Stadtteile unsicher machte.

„Wenn du wieder da bist, werde ich so heil wie möglich sein, noch alle zehn Zehen haben und all das von meinen Fingern, was noch da ist. Ich verspreche es dir.“

Was das bedeutete wusste Cassie hoffentlich, immerhin versprach der Blonde niemals leichtfertig etwas, das er vielleicht nicht halten konnte. Doch dieses Mal war das anders.

Die Sorge um den eigenen Partner konnte er in diesem Fall nur zu gut nachvollziehen und wenn der Jüngere sich weigern würde, auf sich selbst ganz besonders gut aufzupassen wo Claire es während einer Trennung nicht konnte, dann würde sein Mann sich auf ein gewaltiges Donnerwetter gefasst machen können. Er wollte nicht, dass sein Geliebter in Gefahr geriet oder ihm auch nur ein einziges Haar gekrümmt wurde - und wie sollte er von ihm etwas derartiges erwarten können, wenn er nicht selbst auch in der Lage dazu war, sich dementsprechend zu verhalten?

„Aber für dich gilt absolut das selbe. Wir haben gesagt, dass wir…“, kurz zögerte er und leckte sich nachdenklich über die Lippen, während er das vertraute Antlitz seines Mannes musterte. Manche Dinge musste und sollte man nicht laut aussprechen, auch wenn man wusste, dass man ein und dasselbe dachte. Trotzdem hatten sie sich in einer stillen Nacht leise zugeflüstert und einander den Schwur abgenommen, dass sie sich beide immer selbst die Nächsten sein würden, wenn die Sache im Lager mal eskalierte oder der Tag gekommen war, an dem es hieß wir oder die anderen.

Dieser Schwur endete nicht, nur weil sie nun mehr als doppelt so viele Menschen waren und sich trennten, damit einer von ihnen nach Hilfe reiten konnte.

„…pass einfach auf dich auf und komm zu mir zurück. Verstanden?“, wisperte der Bärtige leise und drückte Matthew anschließend einen kurzen aber kräftigen Kuss auf, damit er bloß nicht vergaß auf welche Seite er gehörte. „Keine Kamikaze-Aktionen, nur weil ihr nicht im Zeitplan liegt. Kein längeres Reiten oder Laufen, nur weil es zwar dämmert, aber noch ein bisschen hell ist. Euer Lager steht, noch bevor die Sonne untergegangen ist und du schläfst. Mindestens sechs Stunden jede Nacht.“

Er wusste, dass das utopisch hoch angesetzt war für Cassies Ehrgeiz voran zu kommen und trotzdem kannte er das Talent des Jüngeren nur zu gut sich schlafend zu stellen, um statt der Ablöse der Nachtwache noch die ein oder andere Stunde länger schlafen zu können.

Und du isst genug. Wenn ihr keine Vorräte mehr habt, bleibt lieber einen Tag länger mit eurem Lager da wo ihr seid und geht jagen. Ich will dich nicht wiederhaben, wenn du völlig abgemagert und kraftlos bist. Okay? Sorg dafür, dass… ich meinen Ehemann so stramm und kräftig wiederbekomme, wie ich ihn losgeschickt hab. Versprich es.“


Matthew C. Sky

Geborgenheit war ein Gefühl, welches im Leben des Dunkelhaarigen bisher keine Rolle gespielt hatte. 

So traurig das auch anmuten mochte.  

Zuhause hatte er es kaum gekannt, später auf der Farm des gütigen Mannes hatte er nicht nur das Gefühl, sondern auch das Wort völlig vergessen. 

Und während seiner Zeit mit Le Rouge hatte er es nie empfunden. Ausradiert wie zarte Bleistiftlinien an falscher Stelle. 

In den raren Momenten, da Rosalie Reed ihm eine Mutter gewesen war, hatte sich der kleine Junge der Matthew damals gewesen war bei ihr sicher und geliebt gefühlt. Aber wenn er heute gefragt werden würde, was es hieß geborgen zu sein. Er würde sagen, Geborgenheit war es, in der Wanne mit der Liebe seines Lebens zu sitzen während diese einen sanft bei sich hielt, verträumt seine Haut streichelte und einfach nur da war. 

Bei Clarence fühlte Matthew Geborgenheit - ein Geschenk das der Größere ihm machte ohne es zu wissen. 

Wohlig sank der Hüne noch etwas tiefer, machte es nicht nur sich sondern auch dem Jüngeren dadurch bequemer. Wenn Matthew nicht hätte gehen müssen, er würde morgen nicht aufbrechen und er hoffte inständig, dass sein Mann das auch wusste. Er tat manchmal so als würde Matthew sich darauf freuen abzuhauen - aber nichts war weniger wahr als diese Behauptung. 

Beide jungen Männer waren sich in den letzten Tagen nicht immer einig gewesen was verschiedene Themen anging, aber kein Disput konnte groß genug sein, um sich nicht abends wieder beieinander einzufinden und sich aneinander zu kuscheln. Denn es gab nichts wertvolleres auf der Welt als das, was sie beide ineinander gefunden hatten.  

Das knappe ‚Verstehe‘ seitens Clarence kam unerwartet zügig über dessen Lippen und Matthew war dankbar darüber. Denn wenn er ehrlich war… dann hatte er eine verfluchte Scheißangst um den Blonden. 

Nur weil Cameron und er loszogen hieß das nicht, dass die Gruppe die hier blieb keiner Gefahr ausgesetzt war. 

Die Hillibillys könnten das Lager trotz größter Vorsicht zufällig finden, Knappheit an Nahrungsmitteln konnte über sie hereinbrechen, Plünderer und… Dinge wie sie Ceyda passiert waren. 

Darüber was mit der jungen Frau geschehen war hatten sie nach dem Aufeinandertreffen mit ihr nicht mehr gesprochen, was aber nicht hieß, dass Matthew die Sache nicht immer noch beschäftigte zu be ihn nicht immer noch verängstigte. 

Hier zu bleiben, auszuharren bei der Gruppe und die unterschiedlichen Interessen der einzelnen im Zaum zu halten war keine leichte Aufgabe. Und so nah an der Stadt zu bleiben war nicht ungefährlich. Deshalb und noch aus duzenden weiteren Gründen war Cassiel froh über die zügige Zustimmung des Größeren. 

In einer kurzen Liste arbeitete der Blonde alles ab was Matt wichtig war und kam ihm somit zuvor, was den Kleineren kurz zum Lachen brachte. 

„Ganz richtig. Keine Risiken, keine unnötigen Gefahren. Auch nicht , wenn Addy dich bequatschen sollte.“

Die Rothaarige war - trotz ihrer Verletzung - so zäh und gefährlich wie ein zweiköpfiges Wiesel. 

Sie genoss den Respekt aller und kaum einer wagte einen Disput mit ihr. Das lag nicht am

Mitleid wegen ihres fehlenden Unterarms, sondern weil sie eine Persönlichkeit war mit der man sich einfach nicht anlegte. 

Sie war ein starker Charakter und auch wenn Matthew es ihr nicht sagen würde, so war er froh sie hier zu wissen damit Clarence den Laden nicht allein schmeißen musste. Und hoffentlich war sie die Unterstützung die er glaubte und nicht die Stimme der Unvernunft zu der Clarence sich in der Vergangenheit immer besonders hingezogen gefühlt hatte. 

Der Blondschopf versprach auf sich aufzupassen, forderte aber das gleiche von Cassiel ein - und es gab keinen Zweifel daran, dass sie sich in ihrer Sorge umeinander in nichts nachstanden. 

Genug essen sollte er, immer pünktlich das Lager errichten, vorsichtig und achtsam mit sich umgehen und genügend schlafen. Die Liste war lang und detailliert und entlockte dem Jüngeren trotz des ernsthaften Hintergrunds ein vages Lächeln. 

„Ich verspreche, dass ich auf mich aufpasse.“, sagte er schließlich und meinte es auch so. 

„Ich brauche dich, hörst du?“, es gab nichts und niemanden auf der Welt den Matthew liebte oder je geliebt hatte wie Clarence und allein deshalb würde er immer zu ihm zurückkommen. 

„Dich nicht wiederzusehen ist keine Option. Deshalb werde ich vorsichtig sein und versuchen eine Weile deinen Job zu machen: mehr auf mich als auf alles andere achten.“ 

In der Tat war das eine geheime Mission des Blonden über die sie beide nie ein Wort verloren hatten. 

Eine unausgesprochene Regel, so wie es üblich geworden war, dass Matthew dem Älteren dabei half Dosen zu öffnen oder andere friemelige Aufgaben übernahm. Oder wie es Tradition geworden war für Clarence Fischsuppe zuzubereiten wann immer sich die Möglichkeit bot. 

Sie hatten beide früh angefangen sich gegenseitig zu unterstützen - nicht in jeder Hinsicht wie sie beide wussten, immerhin hatte sich einer von ihnen ziemlich oft schlafend gestellt wenn die Nachtwache angestanden hatte, aber in vielerlei Hinsicht. 

Und nun da Matthew eine Weile ohne Clarence zurechtkommen musste, würde er selbst auf sich aufpassen müssen. 

„Wir werden es hinkriegen, hörst du? Wir kommen mit Hilfe zurück und holen alle hier raus die es wollen. Und wir beide werden… werden heil geblieben sein.“ nichts auf der Welt wünschte sich der Dunkelhaarige mehr, als das seine Worte zur Wirklichkeit wurden. So viel war in den letzten Monaten passiert, dass es einfach an der Zeit war auch mal wieder Glück zu haben. 

Matthew hob den Kopf etwas von Clarence‘ Brust und drückte ihm einen Kuss auf das bärtige Kinn. 

„Und wenn wir wieder zusammen sind…werden wir uns nicht mehr trennen. Wir gehören zusammen, das weiß ich. Und jetzt…küss mich, hm? Ich hab dich den ganzen Tag vermisst und wenn du glaubst ein Bad alleine reicht schon aus damit ich zufrieden bin, dann hast du dich getäuscht.“

Schon morgen würde er den Blonden deutlich länger als nur einen lumpigen Tag vermissen. Aber an das was morgen war wollte er jetzt nicht denken und da nicht nur der Hüne ein Meister des Verdrängens war, sondern auch Cassie diese zweifelhafte Gabe besaß, schob er die Sorgen um die kommenden Wochen in den hintersten Winkel seines Herzens. 

Um es ihnen beiden leichter zu machen ein wenig abzuschalten, reckte sich der Jüngere erneut von der Brust des Hünen und zog selbigen zugleich zu sich hinunter. 

Die Augen schließend suchte und fand er den schönen Mund des Wildlings, öffnete sacht die eigenen Lippen und lockte die Zunge des Blonden hervor.  

Und kaum so geschehen unterband er die zarte Berührung ihrer Lippen, auf das nur ihre Zungen einander umgarnten und umspielten. Ein derart sinnliches Spiel, dass es Matthew kaum merklich vor Lust erzittern ließ und ihm trotz der Wärme des Wassers eine Gänsehaut auf den Körper zauberte. „Hnnn du schmeckst so gut.flüsterte er dem Blonden kurz zu, bevor er erneut über den Mund des Hünen leckte, ihn dazu verleitend den süßen Kampf wieder aufzunehmen. 


Clarence B. Sky

Im Endeffekt versprach Matthew ihm gar nichts, was diese Interpretation anging war der Bär Experte. Auf sich aufpassen bedeutete nicht etwa heil zu bleiben, keine Narben mit nach Hause zu bringen oder sich von Gefahren fern zu halten. Es bedeutete lediglich, nicht mehr aber auch nicht weniger als nötig mit potentiellen Katastrophen in Konflikt zu geraten, aber das bewahrte einen nicht von den anderen unzähligen Dingen, die einem geschehen konnten.

Trotzdem war Clarence zufrieden mit dem Versprechen das sein Mann ihm gab. Wenn Cassie auch nur für einen Tag den Bruchteil seiner sonstigen Arbeit übernahm, dann war bereits gut auf ihn geachtet und der Blonde war sich sicher, dass seine mahnende Stimme nicht so schnell aus den Ohren des anderen weichen würde. Immer wieder würde sie ihm zuflüstern bloß auf sich zu achten, zu essen, zu trinken und zu schlafen wann es nötig war - und er würde das zornige Brummen des Bären in seinem Hinterkopf hören, wenn er all diesen Dingen auch nur für wenige Stunden des Tages nicht nachkam.

Wie es sein würde so lange von Matthew getrennt zu sein, das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Seit ihrem Kennenlernen waren sie nie mehr als wenige Tage ohneeinander gewesen und die Gewohnheit, ihn bei sich zu haben, war damals auch ohne Liebe zueinander schnell entstanden. Niemand würde ihm von morgens an ein Ohr abkauen wenn ihm die Stille in den Gemächern zu laut wurde, keiner würde ulkige Sprüche reißen und damit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen… und vor allem würde niemand der hier Anwesenden ihn so küssen wie Cassie es tat, geschweige denn überhaupt Hand an ihn legen.

Es war nicht nur der geteilte Alltag, der zu einer geliebten Gewohnheit geworden war, auch hatten sich mit dem gemeinsamen Leben gewisse Bedürfnisse manifestiert, die während seines Zölibats eher weniger Thema für den Blonden gewesen waren. Kein heißer Ehemann läge nachts bei ihm im Bett um ihm den Verstand zu rauben, keine weichen Lippen würden seine Haut erkunden oder kräftige Hände ihn überall streicheln, während sein Mann sich morgens noch halb verschlafen an ihn schmiegte. Keine samtig tiefe Stimme würde ihm abends am Feuer leise ins Ohr raunen, dass Matthew ihn wollte und es langsam Zeit war, sich gemeinsam in die Nachtruhe zu verabschieden.

Alleine schon der Gedanke daran, ab morgen mit niemandem mehr das Bett oder die Wanne zu teilen, reichte aus, damit Clarence sich für keine Sekunde gegen den Kuss sträubte, der Ablenkungstaktik und Auftakt zur letzten gemeinsamen Nacht zugleich war. Es dauerte nicht lange, da keuchte der Blonde leise in den Kuss und drängte sich dem Jüngeren unmerklich entgegen, ohne dabei ihre Lippen wieder miteinander zu versiegeln, die Cassie schnell voneinander getrennt hatte. Die warme feuchte Zungenspitze fühlte sich an seiner eigenen unheimlich gut an und machte das heiße Bad zu einem innigen Erlebnis, wie er es derart nur aus dem Zusammensein mit seinem Mann kannte.

Sich so vertraut zu sein, den Körper eines anderen auswendig zu kennen und sich trotzdem danach zu sehen wie nach keinem anderen, war bei ihnen beiden ein langer und beschwerlicher Weg gewesen. Doch wenn er die Chance dazu bekäme, er würde ihn immer wieder gehen und nichts auf ihrer Reise anders unternehmen, wenn sie am Ende nur zusammen waren und gemeinsam in einem Zuber mit dampfend heißem Wasser landeten. Längst vergessen war die Kälte in Matthews Knochen, die schon längst warmer Haut gewichen war und zunehmend geriet auch sein Verdruss über die morgige Trennung in Vergessenheit, wenn er dafür in diesem Moment nur den Geschmack seines Liebsten auf der Zunge und die zarte fremde Haut unter seinen Fingern spüren konnte.

Cassie wusste was er brauchte um von seinen Sorgen abgelenkt zu werden und genau das ließ er den Blonden auch spüren. Immer wieder umgarnte die fremde Zungenspitze ihn und der Bär von Mann machte keine Anstalten sich dagegen zu verwehren, denn die Zuwendung tat ihm viel zu gut und außerdem hatte er sich den ganzen Tag lang viel zu sehr nach seinem Mann gesehnt, um ihm jetzt von sich zu weisen.

Ein leises Brummen kroch seine Kehle empor, unter dem er seine Hände auf Wanderschaft schickte um die bunt bebilderte Haut des Jüngeren zu erkunden. Über definierte Muskeln, Gänsehaut und unter Wasser unsichtbare Narben hinweg ließ er seine kräftigen Pranken streicheln und hielt seinen Mann schließlich in einer engen Umarmung dicht bei sich, während er sich auf Erkundungstour gen Süden und den festen Oberschenkel des Kleineren entlang fuhr. Bei Gott, er liebte diese Beine - sei es im Hochsommer, wenn Cassie unebenes Gelände erklomm, in innigen Stunden während denen er den Blonden fest und unnachgiebig zwischen ihnen umschlungen hielt oder während amourösen Abenteuern, bei denen er seine Schenkel einladend für ihn öffnete, um ihm dazwischen Platz zu schaffen.

Er würde es vermissen zu spüren wie sie sich des nachts über seine eigenen hinweg schoben um eine gute Schlafposition zu finden, nur damit sich kurz darauf die Nase des Jüngeren in seinen Hals drängen und den Duft des Jägers in sich einverleiben konnte.

Es gab so viele schöne Dinge, die man mit Matthew teilen konnte und dieser Moment in dieser umgebauten Wanne der Alten war definitiv einer davon, ganz gleich was morgen früh sein würde.

Raunend, so wie es eine Angewohnheit von Clarence war wenn sein Mann in ihm einen ganz gewissen Hunger weckte, streichelte er bedächtig die Innenseite von Cassies Schenkel empor und kratzte zart über die weiche Haut hinweg, die er am liebsten mit Küssen bedeckt hätte wenn sie nicht unter Wasser gewesen wäre.

Denk nicht… dass ich nicht weiß, dass du versuchst mich von meinen strengen Plänen für dich abzulenken“, wisperte er leise gegen die Lippen seines Mannes und haschte sich einen weiteren Kuss von ihnen, bei dem er sich kurz in der Unterlippe verbiss, um Cassie für seine unlauteren Mittel zu strafen. Es war ein betörendes Gefühl zu wissen, dass dieser Mann ihm ganz alleine gehörte und er ihn mit niemandem teilen musste. Ein ganzes Leben lag vor ihnen, gemeinsam, ganz gleich welche Steine ihnen in den Weg gelegt wurden. Das schmeckte Clarence in jedem Kuss und spürte es in jeder Berührung die er Matthew schenkte, die zunehmend alles andere als keusch oder zölibatär wurden.

Mhhh… ich weiß schon gar nicht mehr was oder wann morgen überhaupt ist, wenn du mich so küsst“, brummte er verhangen und leckte sich kurz über die Lippen, auf denen er deutlich mehr von seinem Mann als von sich selbst schmeckte. Ohne etwas zu fordern oder unsittlich zu werden, hatte seine Hand den fremden Schenkel bis hoch zur Leiste erkundet und war kurz vor Matthews Scham zum Erliegen gekommen, dort wohin sie sich selbst in geselliger Runde dann und wann unterm Tisch verlor, wenn gerade niemand hinsah. Seitdem Cassie ihm gehörte, fiel es ihm schwer seine Finger vom Dunkelhaarigen zu lassen und so lange jener sich nicht darüber beschwerte, würde der artige Christenjunge wohl den Teufel tun, jemals damit aufzuhören den anderen zu begrabbeln wann immer sich ihm die Gelegenheit dazu bot.

Wir könnten unseren Auftritt auf der Feier auch einfach verschieben und hier oben eine kleine Privatparty machen“, schlug er mit einem frechen Schmunzeln auf den Lippen vor und genoss die zarte Gänsehaut, die ihm der Jüngere trotz dem heißen Wasser beschert hatte. Egal wie oft oder wie lange sie sich schon nahe gewesen waren, ein einfacher Kuss von Matthew reichte ihm aus damit ihm ganz kribbelig wurde und wenn es nach ihm ging, dann fiel ihm kein guter Grund ein, warum dieses Gefühl für ein schnödes Lagerfeuer in der Gruppe unterbinden sollte.

Nur mit uns beiden… als kleiner Auftakt zum großen Event. Was hältst du davon?“, wollte er leise wissen und als benötige es noch weitere gute Gründe, warum das eine bessere Idee war als nach dem Baden direkt nach unten zu gehen, bedeckte er Cassies Hals mit einem hungrigen Kuss.


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