Alte Werkstatt
17. August 2210
Dass Constantin, ausgerechnet der Mann der mit großen Tieren umzugehen wusste und wenig Angst draußen in der Schneehölle zeigte, derart dünnhäutig auf ein bisschen Schabernack mit den Kindern reagieren würde, hatte man ja kaum absehen können. Was neuerdings so verkehrt daran war, mit den Kleinen ein bisschen Unsinn zu reden damit sie auf andere Gedanken kamen, erschloss sich Clarence nicht so richtig.
Am ehesten war das dünne Nervenkostüm wohl darauf zu beziehen, dass hier jeder mal bessere und mal schlechtere Tage hatte. Nur weil es warm war und ihre Bäuche voll, hieß das nicht, dass sie mit sich und der Situation im Reinen waren. Es gab für die meisten hier ein Zuhause zu vermissen, Familie, Freunde die auf einen warteten. Oder einfach nur die Freiheit hinzugehen wo man hin wollte, ohne von einer weißen Schneedecke aufgehalten zu werden, die so groß war wie das Auge reichte.
Auch er selbst war an manchen Tagen schneller genervt oder reagierte schnippischer als an anderen, weshalb er Constantin die kommentarlose Erlaubnis einräumte, sich weiterhin non-verbal über das Gesagte zu mokieren. Sein Missfallen war ihm deutlich anzusehen und schließlich räumte er sogar seinen Platz um an jener Stelle sein schlechtes Karma zu hinterlassen, das kleben blieb wie Federn auf schwarzem Teer.
Müde gähnte Zoe auf der anderen Seite des Feuers und sperrte dabei den Schnabel auf, dass man ihr bis in den Rachen gucken konnte. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es langsam galt die Schotten dicht zu machen.
„So, ihr Plagegeister. Ich denke es reicht für heute“, bereit für das was kam, schob er die Tasche von seinem Schoß und erhob sich, um die kleine Rasselbande zusammen zu treiben und gen Werkbank zu scheuchen. Selbst Lucy, die sich sonst eher nicht so gerne mit den Jüngsten über einen Kamm scheren und frühzeitig ins Bett schicken ließ, machte heute keine Anstalten - immerhin hatten sie ab jetzt Lektüre, die viel spannender war als Moby Dick und in der es das ein oder andere spannende Bild zu bewundern gab, wenn man den Text schon nicht verstand.
Als Nachzügler kam Zoe schließlich angetrabt, die ihrem Vater noch eine gute Nacht gewünscht hatte und nun bereit war für die Fortsetzung der Geschichte, die sie gestern Abend begonnen hatten.
„Wo waren wir?“, wollte er wissen und ließ sich vor dem Lager der Kinder nieder, in das sich Zoe und Gabe tief hinein wühlten. Unter der Werkbank hatten sie die dicken Regalbretter leer geräumt und ausgepolstert, sodass daraus ein enges aber abenteuerliches Stockbett für mutige Abenteurer geworden war. Hier durfte man zwar nachts nicht aus dem Schlaf hoch schrecken weil man sich sonst den Kopf am Brett über sich blutig schlug, aber genau das war wohl der Punkt, den die drei bislang noch immer am lustigsten fanden, wenn sich morgens jemand die Rübe anhaute.
„Cassidy und Terence sind an Land angekommen und es ist ganz dunkel und der Schiffskater ist verschwunden!“, ertönte es sofort von Zoe, die es kaum noch erwarten konnte endlich zu hören, wie es weiter ging.
„Ahh, ich erinnere mich. Sie haben Land entdeckt und angelegt, weil die letzten Tage auf See stürmisch und anstrengend waren“, fasste Clarence den Teil von gestern zusammen und nickte. Die Gesichte von Cassidy und Terence mit dem Schiffskater Moses war der originalgetreue Abklatsch ihrer eigenen Abenteuer - mit dem bedeutenden Unterschied, dass man Clarence die Abenteuer bislang nie geglaubt hatte, während ihre Alter Egos Cassidy und Terence ungestraft erleben konnten, was immer sie wollten.
„Eigentlich wollten die beiden so spät abends nicht mehr an Land gehen. Aber Moses musste sich seine Pfoten vertreten und sich ein paar Mäuse als Abendessen jagen, sodass Cassidy und Terence beschlossen haben, auch noch einen kleinen Spaziergang zu machen. Im Gegensatz zu den Nächten davor, hat der Wind nur ganz leise geweht und das Gras unter ihren Füßen leise rauschen lassen, wie es sonst die Wellen auf dem Meer immer machen“, erklärte er leise und langte nach der Kerze, um sie Lucy weiter entgegen zu schieben. So konnte sie besser in den Büchern blättern und die anderen beiden hatten es etwas dunkler, damit sie sich das Ufer besser vorstellen konnten.
„Das ganze Feld war fast so schwarz wie das Meer es sonst um Mitternacht gewesen ist. Cassidy war wieder ganz übel von dem vielen Schaukeln auf den Wellen und hat sich fast übergeben unter Deck, so elend ist ihr geworden!“
„Hat sie immer noch nicht den Zaubertrank getrunken, den Terence ihr gebraut hat?“, wollte Gabriel wissen, der für so viel Uneinsichtigkeit offensichtlich kein Verständnis hatte - immerhin wäre es ihr sicher besser gegangen, wenn sie sich einfach überwunden hätte.
„Nein, hat sie nicht. Cassidy ist ein ziemlicher Dickschädel und sich ein bisschen zu fein für Zaubertränke und Hokuspokus. Aberglaube ist was, mit dem sie nicht viel anfangen kann. Deshalb hat sie es vorgezogen höllisch zu leiden und die ganze Nacht mit schlimmem Magen im Bett zu liegen, statt ihre Medizin zu nehmen. Aber an Land, als alles nicht mehr so gedreht und geschaukelt hat, ist es ihr deutlich besser gegangen. Die frische Luft hat ihr gut getan, deshalb ist Terence mit ihr ein Stück weit gelaufen und hat versucht Moses einzuholen, den sie aus den Augen verloren haben.“
„Wo ist er hin?“, flüsterte Zoe leise und mit großen Augen - immerhin war Moses, der Schiffskater, bisher immer ein treuer Gefährte für die beiden gewesen und hatte sie selten im Stich gelassen, auch wenn er noch ein ganz kleiner Kater war.
Beschwichtigend, damit sie sich nicht die besten Stellen vorweg nahm, mahnte er sie mit der Hand zur Ruhe und lehnte sich etwas zu den beiden vor, damit Jeremy ihnen nicht ihre Geheimgeschichte weg hörte.
„Das haben sich die beiden auch gefragt. Sie haben immer wieder laut nach Moses gerufen, aber obwohl es in der Nacht ganz still war, hat er die beiden nicht gehört. Terence und Cassidy sind gelaufen und haben gesucht, bis das Gras der Wiese immer höher geworden ist und sie fast ihre eigenen Füße nicht mehr zwischen den Grashalmen gesehen haben. Aber dann…“
„Was war dann??“, wollte Gabriel wissen und gab seine Vermutungen zum Besten. „War da ein Abhang? Oder eine Höhle? Hat Moses sich verlaufen?“
„Dann… hat Terence sich umgesehen und erkannt, dass das Feld vor ihren Nasen immer heller geworden ist. Wie ein dicker Nebel, der ganz oben auf den Grashalmen hing… ganz ähnlich wie der weiße Nebel, der hier überall in den Zimmerecken hängt.“
„Spinnennetze?“, keifte Zoe, woraufhin Clarence den Fingre über seine Lippen legte, damit sie nicht so laut herum brüllte. Wenn er es richtig erkannte, verzog sogar Lucy im Schein ihrer Kerzen angewidert das Gesicht, jedoch ohne es sich groß anmerken zu lassen.
„Das ganze Feld war übersäht von weißen Fäden, die zu einem riesigen Netz verknüpft waren. Und Moses, der kleine Kater, wusste es vermutlich nicht besser und ist einfach ins Feld gehuscht auf der Suche nach ein paar Mäusen. Aber die Netze waren so dick und so schwer, dass die Fäden nicht von normalen Spinnen sein konnten.“
„Sondern?“, wollte Zoe mit großen Augen wissen und sah Clarence dabei zu, wie er die ausgestreckten Zeigefinger an die Mundwinkel hob und mit seinen angedeuteten Zangen leise Klickgeräusche von sich gab, die fast so gut waren wie das Original, das die Kinder zum Glück nicht kennengelernt hatten.
„Das ist echt ekelhaft, Clarence“, ließ Lucy ihn trocken wissen ohne dabei den Blick von ihrem Buch zu heben, was Gabriel schadenfreudig kichern ließ.
„So sind Mutantenspinnen, Lucy, die hat keiner gern.“
Der Aufgang zum oberen Geschoss zog kurz seinen Blick an sich, als Constantin von dort zurück kehrte - doch entgegen Clarence‘ Erwartung drückte der Tierwärter ihm keinen weiteren Spruch mehr rein. Das war sicher auch besser so, um die Ruhe kurz vorm Schlafengehen nicht zu sehr aufzuwühlen.
„Den Rest muss Matthew euch dann erzählen. Okay?“
„Kann er nicht weiter erzählen, wenn er da ist?“, wollte Zoe enttäuscht wissen und versuchte ihn mit den Wimpern anzuklimpern. Doch so gerne Clarence wollte, in diesen Fall ging das nicht.
„Nein, das reicht. Genug Spinnen für einen Abend. Weiter geht es erst morgen wieder, sonst könnt ihr nicht mehr schlafen.“ Er sah ihr an, dass sie das anders sah, aber sich ihren Kommentar verkniff, weil es sonst gar keine Gute Nacht Geschichten mehr gab. Sie fing sich noch ein nachsichtiges Lächeln von ihm ein, dann zog sie die Decke bis hinauf zu ihrem Kinn und wälzte sich kurz umher, um die richtige Position zum Schlafen zu finden.
„Du auch. Und du-“, er war verführt Lucy zu sagen, dass sie nicht mehr so lange machen sollte und sich im Halbdunkel mit den Bildern der Bücher die Augen verdarb, doch er wusste wie ungern sie von ihm gut gemeinten Rat empfing und so gab Claire ihr die Distanz, die sie brauchte. „Und dir eine gute Nacht, wenn du so weit bist.“
„Gute Nacht, Clarence“, quakte Gabriel ihm entgegen, bevor er es Zoe gleich tat und sich dabei etwas weiter nach oben robbte, um ihrem Kopf näher zu sein. Ganz sicher tuschelten die beiden noch ein bisschen, aber ihrem Gähnen nach zu urteilen sollte es nicht mehr lange dauern, bis beiden die Augen zu fielen.
Einen letzten Blick auf die drei werfend, um sicher zu gehen dass sie alles hatten, erhob er sich schließlich und klopfte sich kurz den Staub von der Hose, bevor er zurück ans Lagerfeuer kam. „Du hast schon angefangen?“
Konzentriert nickte Jeremy, der damit begonnen hatte die kleinen Häufchen, die Clarence aus den abgetrennten Blättern gebildet hatte, nochmals in kleinere aufzuteilen.
„So, wie du es gesagt hast. Für drei Portionen. Oder nicht?“
„Doch, schon richtig“, entgegnete er dem Älteren und ließ ihn machen. Ein paar Kräuter und Blüten für Tee aufzuteilen war nicht die anspruchsvollste Arbeit hier im Lager, aber es war eben Arbeit und etwas das den Verletzten sich wichtig fühlen ließ, auch wenn er sonst nicht viel machen konnte.
Schließlich war es jedoch nicht der Ältere, der seine Aufmerksamkeit forderte, sondern der Treppenaufgang in die obere Etage, den schließlich Cassie hinunter kam.
Kurz nach Constantin.
In Unterwäsche.
Wenn er es nicht besser wüsste, hätte dieser Ablauf einen ziemlich seltsamen Beigeschmack haben können und das sah man dem Blick des Jägers an, der halb ernst, halb neckend auf Cassie lag.
„Na? War gut?“, wollte er wissen, was sich sowohl auf ein potentiellen Stelldichein münzen ließ wenn einem das Geschehene denn aufgefallen war - oder das aus unschuldiger Sicht wie der Jeremys einfach darauf bezogen werden konnte, ob die Abendtoilette denn erholsam gewesen war.
Das Lager, welches vorhin noch ein lauter Ort gewesen war, voller Geplapper und Aufregung, war nun als Matthew wieder zurückkehrte friedlich und ruhig.
Zweifellos hatte Clarence den Kindern wieder eine ihrer Geschichten aufgetischt - allerdings nicht ohne die Erlebnisse noch zusätzlich auszuschmücken.
Terrence und Cassidy waren schon zu einem kleinen Ritual bei den Kindern geworden und es verging kaum mehr ein Abend, an dem Clarence den Jungspunden nicht von den Abenteurern der beiden erzählte.
Man hörte Holzscheite im Feuer knacken und Jeremy leise summen während er die letzten Arbeiten den Tages verrichtete.
Constantin war nicht anwesend, Clarence allerdings schon und kaum da sich sein Blick auf ihn geheftet hatte, lächelte Matthew vage.
„War gut.“, bestätigte er knapp und nickte, ehe er an Clarence vorbei ging und ihm beiläufig mit den Fingerspitzen durch das Haar strich.
Er hatte nicht vor das Gespräch von Constantin und ihm mit Clarence auszuwerten. Denn er wusste sehr gut, dass das seinem Bären nur Sorgen bereiten würde.
Ein Außenstehender, so wie Constantin einer war, mochte leicht dem Irrtum erliegen, dass Clarence ein Alpha-Typ war. Jemand, der sich nicht unterordnen konnte und der keine Kompromisse einging. Und der sich nicht darum kümmerte, was andere von ihm hielten.
Aber diese Einschätzung wurde Clarence nicht gerecht und wer so dachte, dem war vermutlich nicht zu helfen.
Es stimmte, dass sie beide die Gruppe anführten, aber das hieß nicht, dass Clarence oder Matthew alleinig bestimmten.
Tatsächlich glaubte Cassie mittlerweile nicht einmal mehr daran, dass Constantin seine Bedenken ehrlich meinte. Viel wahrscheinlicher war es, dass der Kerl einfach auf Clarence hatte schimpfen wollen, weil der ihn vor Gabe auf die Schippe genommen hatte.
Denn ganz sachlich betrachtet, hatte niemand hier einen echten Grund zu glauben, dass Clarence ein Grobian war.
Doch was auch immer in Constantin gefahren war oder was die Gründe für seine völlig deplatzierte Einschätzung waren, Matthew hatte nicht vor noch länger darüber nachzudenken. Er fühlte sich mit einem Mal ausgelaugt und spannig und alles was er noch wollte war, sich an seinen Ehemann zu kuscheln, die Bettdecke über ihre Köpfe zu ziehen und den Blonden so lange zu küssen wie es nur ging.
Er sehnte sich zurück nach ihrem Boot, nach Zeiten in denen es nur sie beide und die Hunde gegeben hatte. Kein Ziel, kein Stress, keine Pflichten. Sie waren losgesegelt wohin auch immer sie gewollt hatten und manchmal hatten sie ihre Tage nur damit verbracht miteinander zu schlafen, zu essen und zu trinken und nackt im Meer zu baden.
Nach jener unbeschwerten Zeit sehnte sich Cassie gerade mehr denn je zurück.
Doch egal wie sehr er es sich auch wünschte, es gab vorerst kein Zurück mehr und die einzige Privatsphäre die sie hatten, die mussten sie sich mit einem Jagdausflug ergaunern.
„Legst du noch ein paar Scheite nach?“, fragte Jeremy, der sich bereits hingelegt hatte und nicht so aussah als würde er nochmal aufstehen wollen. „Klar, kein Problem.“ - die Flammen nahmen das neue Futter dankbar an und loderten mit neuer Intensität. Eine Nachtwache brauchten sie nicht mehr, Kain und Abel waren zuverlässiger als jeder noch so aufmerksame Mensch und noch dazu war das Werkstattgelände eingezäunt.
„Danke.“, Jeremy nickte Matthew zu und dieser schenkte ihm eines seiner Lächeln, das sonnig schien es aber nicht wirklich war.
„Claire? Brauchst du noch lange? Ich bin hundemüde…“ - nicht wirklich körperlich, sondern eher mental.
Matthew war Stress gewöhnt und keine Person, sie schnell flatternde Nerven bekam - aber die seit Wochen andauernde Situation, die sich vermutlich noch über Monate erstrecken würde, machte ihn sich heute nach Ruhe und Zweisamkeit sehnen.
Mit einem leisen „Gute Nach euch beiden“, zog Jeremy den provisorischen Vorhang vor seinem Nachtlager zu und schottete sich damit zumindest etwas vom Rest der Gruppe ab. „Gute Nacht.“, erwiderte Cassie gen Vorhang und setzte sich auf das Bett welches er sich mit Clarence teilte und welches größtenteils aus Paletten bestand.
Die Decken und Kissen hatten sie alle aus den Appartements mitgenommen sodass niemand frieren oder mit steifem Nacken erwachen musste.
Mit einem schweren Seufzer, der Matthew gar nicht ähnlich sah, ließ er sich nach hinten plumpsen und bereute die Nachlässigkeit sofort. Insbesondere die gebrochenen Rippen quittierten die Erschütterung mit dumpf ziehenden Schmerzen die bis in den Rücken strahlten.
Cassie biss fest die Zähne aufeinander und unterdrückte jeden Schmerzlaut. Vorsichtig setzte er sich nach einem Moment wieder auf und rutschte schließlich auf seine Seite des Bettes.
Die meisten Abende verbrachte er mit Lesen, Zeichnen oder damit, mit Clarence Kinderspiele zu spielen.
Doch heute langte er weder nach der alten Zeitung die in greifbarer Nähe lag, noch nach dem Block Papier und der Kohle. Aus dem ledernen Harnisch zog er eines der kleinen Messer und lehnte sich mit diesem in der Hand zurück gegen sein Kissen. Die Beine über der Decke ausgestreckt und das Kissen im Rücken, saß er da und betrachtete nachdenklich die Klinge. Der polierte Stahl glänzte im Schein des Feuers wie neu.
Bis auf die Weste und die darin verstauten Messer sowie ein weiterer Dolch hatte er nichts mehr von früher bei sich. Seine Kleidung, seine Tasche, sein Skizzenbuch… alles war verbrannt. Inklusive des kleinen blauen Anhängers, den er noch von Zuhause kannte. Von Stillwaters Reach.
Die Spitze des kleinen Messers vorsichtig auf der Kuppe des Zeigefingers aufgesetzt, drehte er die Klinge und besah sie sich nachdenklich, fast schon melancholisch.
Auf der Harper Cordelia würde ein Teil seiner Sachen warten. Aber nicht die Gegenstände von Rouge, die mehr waren als nur Kleidung, Pfeil und Köcher und Klingen.
Es waren… Trophäen. Matthew hatte das nie laut ausgesprochen und er hatte diese Dinge auch nie über ein normales Maß hinaus gepflegt, aber tief in seinem Innersten… hatte er gewusst, dass Rouge es hassen würde ihn in seinem rostroten Mantel zu sehen, mit seinem Bogen und Köcher über der Schulter.
Er hätte getobt und gespien und der Gedanke wiederum…hatte Matthew gefallen.
Doch es war nichts mehr da, seine Trophäen waren verloren, verbrannt, verrottet und auch wenn Matthew eigentlich kein sentimentaler Typ war, so war er am heutigen Abend von Melancholie und dem Bedürfnis nach Nähe und Vertrautheit durchdrungen.
Die Tage in dieser Eiswüste hier waren lang… doch die Abende und Nächte konnten manchmal noch viel länger sein. Es wurde erst spät hell und abends zeitig wieder Dunkel, der Schnee schluckte draußen so ziemlich jede Lust darauf, zeitig etwas anderes zu machen als sich unter die Decke zu legen und selbst die Kinder, die hellwach sein sollten weil sie nichts richtiges zum Toben hatten, wollten abends schon zeitig ins Bett.
Matthew war da keine Ausnahme und spätestens wenn dieser sich in ihr Bett zurück zog, sehnte auch Clarence sich danach.
Es war also nicht verwunderlich, dass er kurz darauf ebenfalls nach oben verschwand um sich fertig zu machen - mit dem wenigen, das sie fürs Fertigmachen eben hatten.
Als er wieder herunter kam, war er in seinen roten Einteiler gekleidet und hielt seine Tageskleidung irgendwo zwischen Brust und Nabel zwischen sich verteilt. So wenig eitel er sonst auch war, was das Äußere oder seine Kleidung betraf, so ungern hatte er es vor anderen in Unterwäsche herum zu laufen, egal wie viel Prozent seines Körpers sie bedeckte. Dass ihr Gemeinschaftsraum sich geleert hatte und gar keiner mehr da war, der ihm was weg gucken konnte, war dabei eigentlich egal.
Sorgsam sortierte er auf dem gemeinschaftlichen Wäschehaufen das Oberteil aus, das nun schon genug Wanderungen durch den Schnee miterlebt und eine Wäsche dringend nötig hatte. Das Rascheln der Kleidung hab ihm dabei fast gruselig laut vor, solche Stille hatte sich schlagartig über das Lager gelegt.
Er konnte Zoe leise schnarcheln hören, mit einer Nase die verriet, dass sie in spätestens zwei Tagen Schnupfen haben würde. Dass sie das Lager zu hüten hatte wenn es so weit war, würde ihr sicher kaum gefallen. Auch Lucy hatte ihre Kerze längst gelöscht und das Buch beiseite gelegt, untermalt vom leisen Schnarchen Jeremys, an dem man deutlich erkannte, dass er zweifelsohne der Vater von Zoe war.
Constantin war immer noch nicht zurück gekehrt und was immer ihm so hart über die Leber gelaufen war, versuchte er anscheinend draußen zu überwinden. Clarence hoffte, dass der Typ nicht auf die Idee kam sich heute Nacht bei Adrianna einquartieren zu wollen, denn ansonsten machte die junge Frau ihn wohl noch schneller einen Kopf kürzer, als ihm lieb war.
Immerhin war sein Mann genau dort wo er sein sollte und gemeinsam mit ihm noch wach, anstatt eigenständig dem Reich der Träume verfallen zu sein. Doch anstatt ihn in seiner sexy langen Unterwäsche zu bewundern, spielte er lieber mit dem Messer herum - dabei sollte Cassie doch klar sein, dass keine seiner Klingen so scharf war wie der Jäger.
„Hey!“, flüsterte er ihm leise zu und nickte ihm dabei entgegen, so wie man es nachts mit einer einsamen Lady machte, bevor sie panisch schreiend vor einem davon rannte. Doch noch bevor Matthew ihn einladen konnte, war Clarence schon zu ihm aufs Bett geklettert und hatte sich an ihn heran gewanzt.
Abwehrend, damit sein Mann ihn nicht aus Reflex mit dem Messer abstach, drängte er dessen Arm etwas beiseite und seinen Kopf schließlich durch die Umarmung hindurch, die auf diese Weise entstand. Frech stierte er ihm entgegen und stippte ihm seine Lippen auf, sich auf diese Weise einen Kuss ergaunernd, wie zum Glück nur er selbst es durfte.
„Was ist los, hm? Stellst du dich schon mental darauf ein, morgen was großes mit bloßen Händen abzustechen?“, wollte er wissen und schmiegte sich dabei enger an seinen Mann, jedoch darauf bedacht, die verletzten Rippen noch immer etwas zu schonen.
„Oder übst du für einen ehelichen Gewaltfall? Denn wenn dem ist, will ich vorgewarnt sein. Ich ergebe mich nicht ohne Gegenwehr! Und jetzt guck nicht so traurig, das macht einem richtig Angst.“
Fürwahr, er kannte Matthew nach all den Monaten miteinander gut genug um zu wissen, dass irgendwas im argen war, wenn der Kerl seinen vorlauten Schnabel hielt und weder plapperte, noch irgendeinen Kram machte wie Lesen oder Zeichnen. Nachdenklich sein passte eben besser zu Clarence als zu seinem aktiven Böckchen, das er viel lieber produktiv oder einfach nur schwätzend sah. Oder im Idealfall ihn anhimmelnd, damit Claire es leichter hatte, ihn zu vernaschen.
Erneut erhaschte er sich einen Kuss vom Jüngeren und hob dabei unbemerkt seine Hand empor, um Matthew damit neckend in die Achsel zu piepsen und ihn auf andere Gedanken zu bringen. Wenn er nicht von alleine glücklich sein und Lachen wollte, musste Clarence ihn eben durch unlautere Mittel dazu zwingen. Sei es auch mit unvollständigen Fingern, die das letzte Tröpfen Lebensfreude aus ihm heraus quälten, bis ihm der Bauch weh tat und alle anderen wach geworden waren.
„Mhh… im Ernst. Zieh nicht so ein Gesicht. Was ist los?“, wollte er von ihm wissen und bettete schließlich - Frieden suchend - seinen Kopf auf der Brust des unteren, um fast schon etwas besorgt zu ihm empor zu sehen. Auch wenn es ihnen beiden noch nicht passiert war, hier draußen in der Eiswüste konnte man schnell depressiv werden wenn man daran dachte, hier noch Wochen oder gar Monate hängen zu bleiben. Deshalb mussten sie umso besser aufeinander Acht geben und dafür Sorge tragen, dass sie beim anderen nichts verpassten, bevor es womöglich noch zu spät war.
„Mach dir keine Sorgen wegen dem Essen, wir finden morgen oder übermorgen schon irgendwas, das uns eine Weile über Wasser halten wird. So lange es keine von diesen ekelhaften Konserven sind, kommen wir mit allem zurecht.“
Nach den Überresten der Alten, einkonserviert in Dosen, hatte Clarence keinen Bedarf. Cassie konnte den Schrott noch so anpreisen und darauf bestehen, dass diese Nahrung länger haltbar war als die Existenz ihres Planeten selbst, aber keine zehn Pferde würden ihn dazu bringen, das Zeug zu essen. Er konnte sich im Wald von Maden oder Maulwürfen ernähren, Fisch roh essen oder Schimmel von Käse schneiden. Aber irgendwo hörte es auf.
Matthew wusste, dass Clarence bei Zeiten nachkommen würde, immerhin gab es auch nicht mehr viel zutun.
Anders als in einem Lager welches sie allein bewohnten, bedurfte ihr Gruppenlager weder eine Nachtwache noch mussten sie Vorbereitungen für den kommenden Tag treffen. Dadurch, dass immer jemand vor Ort war wurden die Aufgaben auf viele Schultern verteilt und so gab es am Ende eines Tages nicht mehr viel zu tun.
Matthew warf nur einen flüchtigen Blick auf Clarence der schließlich in seinem roten Einteiler und mit seiner Kleidung vor der Brust durch das Lager gehuscht kam.
Dabei sah der Blonde fast ein bisschen verstohlen aus, was Cassie unter anderen Umständen als äußerst putzig empfunden hätte. Doch seine Laune hatte sich seit dem Gespräch mit Constantin rapide verschlechtert und das nicht nur deshalb, weil er die Bemerkungen des Typen für vollkommen deplatziert hielt.
Aber es hatte ihm mal wieder gezeigt, dass ein Großteil der Leute oberflächliche Idioten waren, die sich Urteile erlaubten ohne dazu berechtigt zu sein.
Constantins Meinung über Clarence konnte ihnen beiden schnuppe sein - und doch fand Matthew es unglaublich dreist von dem Kerl sich überhaupt eine Wertung zu erlauben.
Missmutig betrachtete Cassie die glänzende Klinge des Messers und drehte die Spitze auf der Kuppe seines Zeigefingers - zumindest so lange bis Clarence zu ihm gekrabbelt kam und sich ungefragt zu ihm wanzte.
Die Nähe war zwar nicht explizit erbeten aber definitiv willkommen. Es hatte etwas freches und unglaublich selbstverständliches an sich, wie der Blonde zu ihm kam, sich Platz verschaffte und den Kopf unter Matthews Arm hindurch schob. Keck schaute er zu ihm hoch und sicherte sich auf diese Weise Matthews Aufmerksamkeit.
Obwohl Clarence nun wahrlich nicht der Ursprung von der missmutigen Stimmung des Jüngeren war, wollte dieser nicht schmunzeln sondern Ernsthaftigkeit wahren.
„Wenn ich vor hätte dich aufzuspießen, würde ich ein größeres Messer nehmen.“, entgegnete er relativ trocken und spähte auf den Blondschopf hinunter.
Der stibitzte Kuss stimmte ihn milde, aber noch immer wollte Matthew nicht lächeln.
Er war im Grunde nicht sentimental und er ließ sich selten von Außenstehenden etwas sagen - aber an diesem Abend war irgendwie alles zu viel. Und alles was er wollte, war sein altes Leben mit Clarence wieder zurückhaben.
Freilich nicht jenes, in dem sie wie zwei Idioten nebeneinander her marschiert waren und so getan hatten als würden sie zufällig in die selbe Richtung wollen.
Sondern das Leben, in dem sie frei von Sorgen gewesen waren. Über das Meer schippernd und guten Wein aus des anderen Nabel schlürfend.
Die Werkstatt, das leise schnarchen der anderen, ihr Bett aus Paletten und Schrott… all das hatte er satt.
Er hatte die Kälte satt und den Umstand, dass er nicht mehr besaß als einen Pullover und eine Hose sowie die Unterwäsche die er am Tag des Absturzes getragen hatte.
Er wollte heim wo auch immer das war.
Hier war es jedenfalls nicht.
Der Mann, den Constantin als grob bezeichnet hatte, piekste ihn in die Seite und entlockte Cassie ein kurzes Kichern welches jedoch so schnell verebbte wie es gekommen war.
Schließlich legte Matthew das Messer bei Seite, verstaute es zurück in der Schlaufe an der Weste und schaute dann nachdenklich auf seinen Mann herunter.
Clarence lag mit dem Kopf auf seiner Brust und der Ausdruck in seinen Augen war sorgenvoll.
Ohne gleich zu antworten legte Cassie beide Hände an Clarence‘ Stirn und strich ihm die Haare nach hinten.
Behutsam kämmte er mit den Fingern durch die Strähnen und krümmte sich schließlich umständlich zu ihm herunter, einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze des Größeren gebend.
Just in diesem Moment kehrte Constantin in ihr Lager zurück und schaute finster zu ihnen herüber. Etwas, dass Matthew nicht registrierte, war er doch gerade dabei Clarence kopfüber zu küssen. Mit beiden Händen hielt er dabei das Gesicht seines Liebsten umfasst, ihn behütend abschirmend vor der Welt.
Noch immer hatte er nicht geantwortet was mit ihm los war, aber nicht weil er glaubte nicht mit Clarence reden zu können, sondern weil es so viel heilsamer war ihn zu küssen als alles andere es je sein könnte.
Behutsam streichelte er mit den Daumen unter Clarence‘ Augen entlang, während seine Lippen die des Blonden berührten und in ihm sofort das Gefühl weckten, dass er zuhause angekommen war.
Als Cassie sich schließlich wieder aufrichtete und den Größeren betrachtete, sah er weitaus weniger melancholisch aus als noch davor.
Liebevoll zupfte er an den Bartspitzen, ehe er sich des Blickes Constantins bewusst wurde, den Kopf hob und den anderen ansah. Der Erwischte sah schlagartig in eine andere Richtung und Matthew beugte sich kommentarlos nach vorne und zog den Vorhang zu, der ihre Schlafstätte abschirmte.
Nun da sie vor jedweden Blicken geschützt waren widmete er sich wieder seinem Mann und gab ihm schließlich die Antwort, die er ihm bisher schuldig geblieben war.
„Ich mache mir keine Sorgen wegen den Vorräten.“, räumte er flüsternd ein. „Es ist nur… ich schätze ich hab… sowas wie Heimweh, wenn man das so nennen kann.“
Es auszusprechen fühlte sich weit weniger komisch an als er es erwartet hatte. „Was lächerlich ist, immerhin bin ich schon lange kein Kind mehr. Aber… all meine Sachen von früher… es ist alles weg und irgendwie…“, er zuckte die Schultern, verdrossen und traurig.
„Ich hab mich nicht über das Zeug definiert, dachte ich jedenfalls. Aber nun da mir nichts mehr geblieben ist außer dem was ich anhatte… Ach ich weiß auch nicht. Es ist wahrscheinlich dämlich von mir.“
Die Sachen die er Le Rouge damals abgenommen hatte, hatten ihn seit jenem Tag daran erinnert, dass er niemandes Eigentum war. Er hatte jenen Mann getötet von dem er geglaubt hatte er sei ihm selbst in jeder Hinsicht überlegen.
Aber es ging nicht nur um jene Trophäen, sondern auch um die wenigen Dinge die schon immer ihm gehört hatten.
Sein altes Skizzenbuch, das Kartenspiel welches sein Bruder ihm geschenkt hatte kurz bevor er aufgebrochen war um Jäger zu werden.
Der blau schimmernde Anhänger den er als Knabe um den Hals und später an seiner Umhängetasche getragen hatte.
Die uralte, rostige Schere aus der Küche seiner Mutter.
„Ich wäre so gern mit dir woanders. Wieder an Bord unseres Bootes. Nur du und ich und Kain und Abel.“ flüsterte er weiter. Wohlwissend, dass das unmöglich war.
„Ich weiß, dass ich keinen Grund zum Jammern habe. Trotzdem würde ich einfach gern … Musik mit meinem Walkman hören oder mit dir Karten mit dem alten Deck spielen. Ich vermisse das.“
Gemessen an Jeremy waren das Luxusprobleme die eher zu einem verwöhnten Kind passten als zu einem jungen Mann. Aber seit dem Absturz hatte Cassie sich keinen Moment genommen über das nachzudenken was ihm fehlte. Und das wichtigste, nämlich Clarence, war ihm zum Glück geblieben.
„Und auch wenn ich ihn im Grunde kaum kannte, vermisse ich sogar Barclay. Er war kein schlechter Kerl glaub ich.“

Sentimentale Momente kannte mittlerweile jeder von ihnen im Lager. Die Kinder meistens eher in der Nacht, wenn sie still da lagen und das Erlebte wieder unkontrolliert auf sie einstürzen konnte, ohne Ablenkung oder Schutz von außen. Jeremy erlebte es offensichtlich bei jedem vorsichtigen Auftreten auf sein schlimmes Bein und Adrianna… die würde bis an den Rest ihres Lebens jeden Tag daran erinnert werden, auch wenn sie nach außen hin eine harte Schale zeigte.
Matthew und er selbst standen derweil den Kindern in nichts nach wenn es darum ging, den Tag mit Albernheiten zu füllen und des nachts Trübsal zu blasen. Einander noch zu haben, Überlebende zu sein und sich überhaupt gefunden zu haben, war ein Glück, das sich noch immer kaum fassen ließ… aber es brachte weder Cassies Sachen zurück, noch machte es die Bilder vergessen, die sich ungefragt eingebrannt hatten. Von Trümmern, von Toten und von Leichenteilen… oder von verbrannten Kadavern, die sie versucht hatten so schnell wie möglich zu vernichten, bevor es Mutanten und wilde Tiere anzog.
Als sich Matthews Hände behütend auf seine Wangen legten und sich sein Mann zu ihm beugte um ihn liebevoll auf die spitze Nase zu küssen, fühlte sich die Nähe auf trostlose Weise melancholisch an. Es brachte wenig, ihre Situation schön zu reden. Es brachte nichts zurück, eine Lagerfeuerromantik in etwas hinein zu interpretieren, wo es dafür keinen Raum gab. Und es brachte nichts sich einzubilden, dass in wenigen Tagen alles wieder anders sein würde.
So gut es ging versuchte Clarence sich den weichen Lippen des anderen entgegen zu recken, ohne dabei die gemütliche Brust zu verlassen, auf der er lag. Das sture Böckchen würde ihm niemals sagen, dass ihm die Rippen und die Flanken noch immer weh taten so lange er vor Schmerz nicht das Gesicht verzog, doch Claire konnte ihm im Alltag und auch abends deutlich ansehen, wie fertig sein Mann war. Anstrengung und Fleiß hatten sie beide noch nie gescheut, aber es war etwas anderes hart zu Arbeiten, wenn das Ziel dabei gefühlt überhaupt nicht näher rückte.
Als Cassie die Vorhänge zugezogen hatte, legte sich schlagartig eine wohlige Dunkelheit über ihr provisorisches Bett. Wenig erhellt vom flackernden Feuer, dessen Schein sich durch die Ritzen des Zelts aus Vorhängen stahl, konnte Clarence noch immer das Gesicht seines Mannes erahnen und musterte ihn still während dieser flüsterte, sich die kleinen Sorgenfältchen einprägend, die Cassie seit dem Absturz hinzu gewonnen hatte.
Wenn man ihm so zuhörte, wieder über Barclay sprach, konnte man selbst auch die ein oder andere Sorgenfalte mit dazu bekommen. Doch anstatt auf den Schnösel näher einzugehen, entschied sich Claire, vorerst darauf zu verzichten.
„Schon okay, mein Süßer. Das ist nicht dämlich. Heimweh ist völlig in Ordnung. Ich hab… hab auch oft Heimweh…“, ließ er ihn leise wissen und legte dabei die Wange auf der Brust seines Mannes ab, um für einen Moment die Augen zu schließen. Es wunderte nicht, dass es ihnen beiden da relativ gleich ging, denn sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt. Nach außen hin immer irgendwie die Fassung wahrend, gingen ihnen bestimmte Dinge dann doch sehr oft sehr nah.
Jetzt auf der Harper Cordelia zu sein, wäre ein wahrer Segen. Sie hätten sich längst die kleinen Öllämpchen über dem Bett entzündet, die Claire gekauft und dort angebracht hatte, bevor Matthew aus dem Haus des Arztes zurück nach Hause gekommen war.
Nach Hause…
Niemals hätte er gedacht, dass das Boot so schnell so wichtig für sie werden konnte. Aber es war genau das. Ihr erstes gemeinsames Zuhause, das erste Dach über dem Kopf, das sie zusammen als frisch gebackenes Ehepaar bewohnt hatten. Dieser Ort würde immer etwas magisches an sich haben und hoffentlich auch niemals verloren haben wenn sie wieder zurückgekehrt waren. Dafür betete Clarence.
„Weißt du… ich denke… am Ende aller Tage, wenn alle Träume schon lange geträumt und alle Wünsche schon längst erfüllt sind, dann wird das hier nichts anderes sein als ein trauriger, aber furchtbar kurzer Auszug aus einem sehr sehr langen, glücklichen, erfüllten Leben. Es wird nicht ins Gewicht fallen, es wird uns unser Glück miteinander nicht verderben. Genau so, wie auch das, was uns beiden schon früher Schlimmes widerfahren ist, uns heute nicht unser Glück miteinander nimmt. Das… das denke ich.“
Während er sprach, hatte er damit begonnen vorsichtig mit den Fingern Cassies Flanke hinauf und hinab zu streicheln. Man konnte ihm anhören, dass er diese tröstlichen Gedanken nicht nur für Matthew laut aussprach, sondern sie auch selbst ein wenig brauchte; er wusste wie es war alles zu verlieren was einem lieb war und er war um die Sachen seines Mannes genauso traurig, wie er es damals gewesen war, als er sein ganzes Hab und Gut in Willow Creek hatte zurück lassen müssen.
„In zehn oder zwanzig Jahren wirst du dein neues Kartendeck nicht mehr her geben wollen, das du Monty dem Mehrauge in Runty Crowdsourcing abgenommen hast, als wir da waren um zu heiraten. Und du wirst gerne deine Waffen polieren, die du in Poison Ivy auf dem Schwarzmarkt gekauft hast. Womöglich finden wir keinen Kasten mit Musik mehr für dich… aber in Avanzamento werden wir dir Spieluhren mit deinen Lieblingsliedern davon anfertigen lassen und dann haben wir auch beide was davon, nicht nur du“, monierte er schmunzelnd. Noch immer sprach er ganz leise, ihre Sorgen und Gespräche musste niemanden etwas angehen und genau wie sonst, konnten ihre Gefühle zwischen ihnen beiden ganz vertraut bleiben, die Geheimnisse des anderen wahrend als wären es die eigenen.
„Du wirst mit deinem warmen Mantel prahlen, den du von einem Absturz mit dem Zeppelin als Andenken behalten hast und der sich als viel brauchbarer heraus gestellt hat, als der Ledermantel. Und ich… ich werde dabei sitzen und lächeln während du deine Erzählerei mit viel mehr Details und Kliffhängern ausschmückst, als es sie in Wirklichkeit gab. Und dabei werde ich den Schmuck an dir glitzern sehen, mit dem wir beide uns zugeschenkt haben, weil ein zweites Paar Ringe zu viel des Guten gewesen wären. Mhhh…“
Alleine bei der Vorstellung daran musste Clarence zufrieden brummen. Ein optimistisches Schmunzeln hatte sich dabei über seine Lippen gelegt, denn er konnte sich all das schon jetzt ausmalen, obwohl es noch gar nicht eingetreten war.
„Wenn du willst, kannst du aus Barclay sogar den Helden der Geschichte machen, auch wenn er keiner ist. Du wirst immer alles tun und lassen können in unserem sehr sehr langen, glücklichen und erfüllten Leben. Weil ich will, dass du immer glücklich und erfüllt bist. Und irgendwann… sind wir auch wieder auf der Haper Cordelia und machten das Meer unsicher. Daran glaube ich fest. Ich glaube einfach, dass es einen Plan für uns gibt. Sonst wären wir nicht beide noch da. Weißt du, was ich meine?“
Es hatte eine Zeit gegeben, da hatten sie beide nicht miteinander über das geredet, was sie wirklich beschäftigte.
Sie hatten ihre Sorgen und Befürchtungen für sich behalten, in der Annahme, dass der jeweils andere mit ihnen nichts anfangen wusste.
Und natürlich auch in dem vermeintlichen Wissen, man würde sich angreifbar machen.
Aber als Matthew gesagt hatte was ihn beschäftigte, da ertönte kein gleichgültiges Brummen oder Schweigen aus der Kehle seines Bären. Ebensowenig wie ein Kommentar der Geringschätzung. Nein. Clarence sagte:
„Schon okay, mein Süßer. Das ist nicht dämlich. Heimweh ist völlig in Ordnung. Ich hab… hab auch oft Heimweh…“
Worte, die Matthew sofort klar machten, dass er nicht alleine war. Sie saßen im selben Boot und es war nicht schlimm etwas zu vermissen das man liebte.
Und wahrlich, Matthew liebte ihr Zuhause.
Die Harper Cordelia war weitaus mehr als nur ein Boot das sie von A nach B gebracht hatte.
Sie hatten es sich heimelig eingerichtet, hatten dort ebenso Kissenschlachten ausgefochten wie Wunden kuriert.
Sie hatten dort miteinander gelacht und geweint, sie hatten auf jenem Boot einander ganz neu und erst so richtig kennengelernt.
Dass ihre Beziehung heute so war und sie so viel von einander wussten, lag auch an der Zeit, die sie zusammen auf der Harper Cordelia verbracht hatten.
Warm schmiegte sich Clarence mit der Wange an Matthews Bauch und dieser fuhr damit fort, mit den Fingerspitzen dem Blondschopf durch das Haar zu kämmen.
Und dann, völlig unerwartet, erhob Clarence seine Stimme wieder. Flüsternd und vertraulich und so warm, dass es Matthew sofort spüren ließ, daheim zu sein.
Er erzählte von einem glücklichen Leben, eines voller schöner Momente sodass der Absturz und die harte Zeit danach nichts weiter sein würde als eine Fußnote.
Er erzählte von Monty dem Mehrauge - und brachte Matthew damit kurz zum Lachen, er erzählte von einer neuen Heirat und davon, dass seine alten Sachen zwar verloren waren - er aber neue Sachen finden würde, die mit ihnen zusammen alt werden würden. Und mit jedem Jahr und jedem Abenteuer würden sie Matthew mehr bedeuten.
Und irgendwann würde ihm klar sein, dass der Mantel seines einstigen Lehrmeisters nichts weiter gewesen war als ein Stück Nostalgie. Aber praktisch war das Teil nicht.
Praktisch war der Wintermantel den er aus dem Wrack gerettet hatte, der hielt wenigstens warm.
Clarence so reden zu hören bedeutete Cassie mehr als er je würde sagen können, denn es führte ihm vor Augen, dass ihr gemeinsames Leben noch voller schöner Momente sein würde. Sie hatten noch so viel vor sich und kein materieller Verlust würde so schwer wiegen, dass er einen Schatten auf die Zukunft werfen konnte.
Ob irgendjemand nun einen Plan mit ihnen hatte… das glaubte Matthew nicht, aber er schmunzelte verliebt als er die warme Überzeugung in der Stimme seines Mannes hörte. Und er widersprach ihm auch nicht.
„Monty das Mehrauge, hm?“, griff er leise auf und beugte sich wieder umständlich herunter, dieses Mal um Clarence auf die Schläfe zu küssen.
Ihre Schatten hinter dem Vorhang verrieten die Innigkeit des Augenblicks still und ohne Worte und würden jeden Lügen strafen, der glaubte an ihrer Bindung zu zweifeln.
„Danke, dass du mir nicht gesagt hast, ich soll mich nicht so anstellen.“ - denn das hätte ihm zweifellos Le Rouge gesagt. Sie hatten beide gelernt, sich bloß nicht so anzustellen, Kummer herunterzuschlucken, sich auf das Wesentliche zu fokussieren - und was wesentlich war, dass hatten immer andere für sie bestimmt.
„Aber soll ich dir mal was verraten, Baby?“ er lächelte verschmitzt und küsste den Blondschopf auf sein Ohr.
„Auch wenn ich es damals so gesagt habe… aber mit mir werden nie alle Träume geträumt und alle Wünsche erfüllt sein.“, aufmerksam und voller Liebe betrachtete Matthew den Größeren, welcher die Augen geschlossen hielt und ihn zärtlich streichelte. Er sah so friedlich und so schön aus und Cassie versuchte, sich jedes Detail seines Gesichts einzuprägen.
„Es wird mir immer etwas einfallen, das ich mit dir erleben möchte. Jede Menge Unsinn, jede Menge Abenteuer.“ Die Vorstellung, dass das Hier und Jetzt in ein paar Jahren nichts anderes mehr sein würde als eine von hunderten Erinnerungen hatte etwas tröstendes an sich.
Ihre Gruppe funktionierte eigentlich gut, jeder wusste wo seine Aufgaben lagen und man half sich gegenseitig.
Sie waren sicher geschützt vor wilden Tieren und der Witterung, sie waren satt und halbwegs unversehrt.
Für das was passiert war ging es ihnen gut.
Und doch brauchte Matthew immer wieder Augenblicke wie diesen. Momente der ungestörten Nähe zu Clarence, in denen sie miteinander redeten oder nur zusammen schwiegen. Hauptsache sie taten es gemeinsam.
„Wenn ich mit dir zusammen bin, dann bin ich erfüllt und glücklich. Weil du mich glücklich machst, Blondi.“
Wieder einmal beugte sich der Dunkelhaarige zu seinem Geliebten herunter, drehte seinen Kopf zu sich und hauchte einen süßen Kuss auf seine Lippen.
„Du machst mich jederzeit so glücklich.“ wisperte Matthew gegen den eben noch geküssten Mund, während seine Finger ganz zart über Clarence‘ Hals streichelten.
Es waren Momente wie diese, an die er sich am Ende ihres langen Lebens erinnern wollte. Stunden, in denen sie eng verwoben beieinander lagen und in denen Matthews freches Lachen den Raum erfüllte und damit auch sein Herz, allen Schmerz daraus vertreibend, als hätte es ihn nie gegeben.
Später mal, wenn sie alt und senil geworden waren, auf ihrer Veranda sitzend mit dem Kartenspiel von Monty dem Mehrauge in den Händen, da würden sie sich nicht gemeinsam daran erinnern, wie irgendwelche Wrackteile gebrannt und die Unwetter auf See sie fast verschlungen hatten. Sie würden daran denken, wie sie abends beieinander gelegen und sich gegenseitig Trost gespendet hatten, wie vertraut das damals noch straffe und jugendliche Gesicht des anderen ausgesehen hatte. Und sie würden darüber lachen, dass sie damals ernsthaft schon geglaubt hatten einander zu lieben - denn rückblickend betrachtet wären ihre heutigen Gefühle füreinander nichts im Vergleich dazu, was sie füreinander fühlen würden, wenn erstmal zwanzig oder dreißig Jahre zwischen ihnen verstrichen waren.
„Ja, Monty das Mehrauge“, echote Clarence, reckte zufrieden seine Schläfe den warmen Lippen seines Partners entgegen und öffnete wieder die Augen, um unschuldig zu ihm empor zu blinzeln. So gerne wie Matthew über seine haltlosen Hirngespinste lachte, so gerne brachte Claire ihn zum lachen und gerade jetzt, wo sie etwas Aufmunterung brauchten um das Heimweh zu vertreiben, tat es gut seinen Mann wieder etwas losgelöster zu sehen.
Spitzbübisch nutzte er die Gunst der Stunde aus, zog dabei das dünne Hemd unter seiner Hand etwas empor und schob anschließend seine Finger zufrieden darunter hindurch, sanft mit den Nägeln über die warme Haut kratzend, die Matthew vor ihm zu verbergen versuchte. Wenn es nach ihm ging, dann brauchten sie nie wieder aufstehen sondern konnten den Rest ihres Lebens alleine mit Abel und Kain in diesem Bett in dieser Geisterstadt verbringen. Doch leider ging es nur selten nach ihm, sodass er nicht mehr bekommen würde als die paar wenigen Stunden, die vor ihnen lagen.
Zufrieden spähte er nach oben zu seinem Mann und nun war es an ihm leise aufzulachen, während Cassie die Sache mit den Träumen und Wünschen klarstellte. Eigentlich gehörte es sich ja gar nicht, solch lieb gewonnene Redewendungen nach einer gewissen Zeit zu zerreden. Aber die Art wie es Matthew tat, entschuldigte ihn für alles, was dabei aus seinem frechen Schnabel kam.
Von nie endendem Unsinn und endlosen Abenteuern sprach er, ganz so als würde ihr derzeitiges noch nicht ausreichen, das sie mitten in eine leere Stadt irgendwo am Arsch der Welt geführt hatte. Am Ende war es dem Jäger eigentlich auch egal wo sie waren, solange sein Mann und er dabei glücklich waren und sich hatten… und so lange sein Taugenichts ihn dabei immer wieder auf diese eine Weise küsste, als wäre er der einzige Mensch auf der Welt, der Cassie etwas bedeutete.
Sanft drängte er sich dem Kuss entgegen und schloss für einen Moment die Augen. Ganz warm und vertraut fühlten sich die Finger seines Mannes an, wie sie ihn dazu drängten sich ihm zuzuwenden und die ihn trotzdem auf eine Weise behüteten, die klar machte, dass er es niemals zulassen würde, dass man ihm ein Haar krümmte.
Sie schützten sich gegenseitig, gaben aufeinander acht und liebten sich auf eine Weise, wie andere es vielleicht nie verstehen würden. Aber das war okay, es mussten ja nur sie beide alleine wissen, was sie einander waren.
Ein verschmitztes Lächeln hatte von seinen Lippen besitz ergriffen und ließ ihn sich verschmitzt über die eben noch geküssten Lippen lecken, die furchtbar gut nach Matthew schmeckten. Wenn er könnte, wenn sie nur wo anders und alleine wären, dann hätten sie sich schon längst ganz anders geküsst. Doch das Lager ließ leider nicht viel Raum für Intimität.
Trotzdem schob er seine Finger forschend tiefer unter das fremde Hemd, wohlweislich, dass sein Mann eine imaginäre Grenze eingeführt hatte fürs Fummeln. Das ein oder andere Mal schon hatte er sie geplant überschritten und mit den Konsequenzen leben müssen, die daraus folgten. Trotzdem musterte er ihn prüfend - vom zerwühlten Haar bis über das dem Winkel geschuldeten Doppelkinn, das sein Herr Gemahl aus Claires Position heraus bekommen hatte - und ließ seine Finger sachte weite empor gleiten. An jener Stelle angekommen, die er sonst zumeist mit den Lippen umschmeichelte, zog er stattdessen nun beinahe keusche Kreise unter dem Stoff und hielt sich dabei wohlweislich am äußersten Rand der imaginären Grenze auf, nämlich genau dort, wo es Cassie noch schwer fallen würde Gegenargumente zu finden.
„Dass man dir nie alle Wünsche erfüllt haben wird war mir schon dann klar, da waren wir noch nicht mal annähernd zusammen“, beruhigte er ihn in einem beschwichtigenden Tonfall, so als müsse er sich deshalb nicht schlecht fühlen - was Cassie zweifelsohne sowieso niemals getan hatte. „Du bist nämlich… ein ziemlich anspruchsvoller Typ Mann. Aber das ist okay, ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.“
Umständlich, so als habe er zwei Monate durchgeackert, wühlte er ich auf Cassies Brust herum und wanzte sich schließlich Höher zu ihm, um seinem Gesicht etwas näher zu sein.
„Weißt du, ich bin ein schöner, potenter, junger Mann. Na klar mache ich dich glücklich. Ich muss den hohen Ansprüchen ja gerecht werden“, flachste er mit einem frechen Schmunzeln auf den Lippen und fuhr nun seinerseits mit den Fingern durch Cassies Haar, um ihn etwas schick herzurichten. „Ein Kerl wie ich braucht immerhin Ziele im Leben.“
Spielraum ließ Clarence ihm nicht um zu widersprechen, denn kaum die anspruchsvolle Latte des Jüngeren höher gelegt, versiegelte er den schlagfertigen Mund seines Mannes mit einem innigen Kuss. Es mochte körperliche Grenzen zwischen ihnen geben, aber das hieß nicht, dass er ihn nicht küssen durfte; zumindest hatte Cassie dagegen noch kein Veto eingelegt und wo keine Regeln waren, konnte man auch keine brechen.
Sehnsüchtig drängte er sich etwas näher an ihn und forderte sich mit der Zunge Einlass in den fremden Mund, während er mit der freien Hand nach der Decke tastete und sie damit bedeckte. Es war durch das Feuer nicht kalt in ihrem Bett, aber nirgendwo gab es so viel Privatsphäre wie unter ihrer Decke, die sie aus den Appartments hatten mitgehen lassen.
Leise brummte Clarence in den Kuss, den er nicht länger aufrecht erhielt als nötig. Hinterher warf der Kerl ihm noch unlautere Taktiken vor, was ein Übel war, dem er dringend entgehen musste.
„Mhh… ich freue mich auf Morgen. Wir könnten in Richtung… der anderen Trümmerteile gehen, die wir gefunden haben. Oder wir versuchen es in diesem Tierpark, den du entdeckt hast…“, schlug er mit unschuldiger Stimme vor, während er weiter zarte Kreise um die zweifellos rosige Knospe unter Cassies Hemd zog. „Ich weiß, ich hab gesagt ich hab Bedenken, weil wir nicht wissen was da alles überlebt hat. Aber ich denke… es ist, wie du schon sagst. Das meiste wird tot oder ausgebrochen sein und die wilden Tiere, die da gelebt haben… können genauso gut wo anders in der Stadt sein.“
Auch hier in ihrem provisorischen Zelt, in dem man ihm seinen Hunger auf morgen schon jetzt ansah. Clarence hatte viel zu lange gewartet um sich nicht danach zu sehnen mal wieder mit seinem Mann alleine zu sein, das konnte man einem Mann wie ihm hoffentlich verzeihen.
„Aber vielleicht haben wir Glück und in der Parkanlage lebt noch was, das wir schießen können."
Würde Matthews restliches Leben nur daraus bestehen, mit Clarence in einem Bett zu liegen, sich zu küssen und miteinander zu flüstern, Cassie hätte nichts dagegen.
Sie hatten beide schon so viel erlebt, dass es eigentlich für zehn Leben reichte. Doch jeder Schicksalsschlag hatte dazu beigetragen, dass sie die geworden waren die sie heute waren und das sie hier gemeinsam unter der warmen Decke kuschelten.
Zu sagen, dass alles gut so gewesen war wie sie es erlebt hatten, war freilich nicht richtig. Aber was richtig war, dass war die Tatsache, dass Matthew glücklich war welche Wendung sein Leben genommen hatte. Er hätte sich nie träumen lassen einmal so sehr zu lieben und geliebt zu werden. Clarence ließ ihn jede gemeinsam verbrachte Minute spüren, dass er ihn liebte und wollte. Nicht aus Mangel an Alternativen, nicht aus Vernunft, nicht weil Matthew irgendetwas besaß, dass ihn wertvoll machte.
Für Clarence, dass machte er immer wieder deutlich, war Matthew liebenswert um seiner selbst Willen.
Auch wenn er ein ziemlich anspruchsvoller Typ Mann war.
Die Formulierung ließ den Dunkelhaarigen erneut kurz und leise lachen, so als sei die Behauptung des Bären vollkommen aus der Luft gegriffen.
„Wäre ich wirklich so anspruchsvoll, warum sollte ich dann ausgerechnet dich geheiratet haben?“ wollte er frech wissen und küsste den Bären sogleich auf die Stirn, damit deutlich wurde er meinte es nicht so.
Ohnehin ließ sich Clarence nicht aus dem Konzept bringen, immerhin war er schön und potent - Eigenschaften die ihn eindeutig als Matthews Liebhaber qualifizierten.
Würde irgendjemand ihr Geplänkel hören und sehen, wie sie dabei einander anhimmelten, man würde meinen sie seien erst seit vier Tagen ein Paar.
Widerspruch duldete der schöne und potente junge Mann jedenfalls nicht und versiegelte Matthews Lippen mit einem sehnsüchtigen Kuss.
Cassiel schloss ergeben die Augen und öffnete die Lippen als die Zunge seines Geliebten schmeichelnd um Einlass bat.
Die Fingerspitzen des Hünen hinterließen ein warmes Prickeln auf der Haut und schürten gleichsam das Kribbeln in Matthews Bauch. In den letzten Wochen hatten sie auf Intimität fast vollständig verzichtet, einfach weil der Rahmen nicht angemessen war.
Als Folge jener selbstgewählten Abstinenz sehnten sie sich beide sehr nacheinander und schon der Kuss ließ sich Cassie ganz schwach fühlen.
Artig hielt sich Clarence zurück und umschmeichelte nicht direkt die feinen, rosigen Knospen Matthews. Er wahrte Abstand, gerade genug um nicht getadelt zu werden - und doch sehnte sich Cassie die Berührung insgeheim herbei.
Verklärt schlug er die Augen wieder auf als der Kuss endete und betrachtete sich seinen Mann aus der Nähe.
„Hmmm und ich wollte gerade vorschlagen, dass wir unseren Jagdausflug morgen verschieben. Ich würde viel lieber hier bleiben.“ flachste Cassie flüsternd obwohl ihm natürlich nichts ferner lag als das.
„Nein… ich freue mich auch. Aber mehr darauf mit dir allein zu sein als auf den Zoo.“ Cassie stupste mit der Nasenspitze gegen die des Blonden und rutschte tiefer unter ihre kuschelige Bettdecke.
Es war mehr als nur schön mit ihm hier zu sein, es war alles was zählte.
Behutsam schob Cassie einen Arm um den Größeren, welcher an ihn gekuschelt war, den Kopf an seine Brust gelegt und die Finger… an der imaginären Grenze von Cassies Brust streichelnd.
Der Jüngere legte die Hand an die bärtige Wange seines Bären und bedeutete ihm damit, sich bloß nicht abzuwenden. Dieses Mal ging der Kuss von Matthew aus und wie schon Clarence zuvor, verlangte es nun auch den Dunkelhaarigen danach ihn zu schmecken.
Sinnlich leckte er über das Lippenrot des Wildlings, lockte ihn den Mund zu öffnen und tauchte schon kurz darauf in die Hitze dahinter.
Ein leises, wirklich fast unhörbares Seufzen aus Wonne entrang sich ihm dabei, während sein Bauch und seine unberührten Knospen kribbelten.
Wenn Clarence nur wüsste wie sehr Cassie ihn wollte und wie fragil seine Beherrschung war…
„Egal wohin wir gehen… so lange wir zwei allein sind, ist es schon ein Erfolg.“, flüsterte er und gab dem Größeren erneut einen Kuss. Dann kicherte kurz, sich der Absurdität seiner Aussage bewusst.
„Es ist eigentlich kein Jagdausflug, ich jedenfalls werd nicht vor dir wegrennen.“ - der Hunger der anderen, der in spätestens drei Tagen über die Gruppe hereinfallen würde, war zur Nebensache verkommen und Matthew war sich auch nicht zu fein das deutlich zu machen.
„Hmmm…“, die Nase im goldenen Schopf des Wildlings vergrabend, atmete er tief durch und sog jenen charakteristischen Duft des Hünen ein, in den er so vernarrt war.
„Du riechst so gut. Sogar der Schnee riecht schön, wenn du ihn eingefangen hast.“
Cassie betrachtete Clarence in seinen Armen, strich ihm eine Strähne aus den Augen und hab ihm erneut einen Kuss auf die Lippen.
Er konnte einfach nicht anders, so sehr fühlte sich der junge Mann zu seinem Geliebten hingezogen und tatsächlich machte die Nähe zu Clarence allen Kummer zunichte.
Ein weiteres Talent des Jägers, der nicht zu ahnen schien, dass Cassie ihn heute nicht rügen würde, sollte er die imaginäre Grenze überschreiten.
Es stimmte, es wäre falsch gewesen zu sagen, dass alles gut so gewesen war, was sie erlebt hatten. Es war nicht richtig gewesen seine Eltern und seine Kinder zu verlieren um heute dieses Leben hier zu führen und es war auch nicht richtig, dass Matthew seine Familie verloren und all die Grausamkeiten erlebt hatte, nur um heute hier zu sein.
Aber es war gut so, dass all diese Erfahrungen sie gemeinsam zurück in den Madman Forest geführt hatten. Dass sie die Chance bekommen hatten einander kennenzulernen, sich gegenseitig zu retten und damit das Leben zu etwas zu machen, das wieder lebenswert war.
Ihr Alltag hatte eine Qualität bekommen, die sie sich alleine nie hätten erarbeiten können und vor Cassie hätte er nie gedacht, es es je wieder einen Arm geben würde, in den er sich gerne hinein lehnte um sich geborgen zu fühlen.
Weder eine Geisterstadt, noch eine Schneewüste konnte daran etwas ändern dass er sich hier sicher und zufrieden fühlte, so lange Matthew nur bei ihm war.
Wohlig brummte Clarence, als sein Mann versuchte sich aus seinem anspruchsvollen Geschmack heraus zu reden und schüttelte verliebt den Kopf, als das Lachen des anderen leise das provisorische Zelt erfüllte. „Ich kann dir ganz genau sagen, warum du ausgerechnet mich geheiratet hast. Weil du nämlich keinen besseren finden wirst auf der Welt.“
Die Zeiten, in denen er sich seines Werts für Matthew nicht bewusst gewesen war, waren endgültig vorbei. Es gab keine Sorgen mehr darüber, mit anderen vielleicht nicht genug konkurrieren zu können, den einstigen Freigeist dran zu hindern wild und promiskuitiv zu sein oder nicht das ersetzen zu können, was eine Frau ihm bot.
Clarence hatte seinen eigenen Wert und der war viel schwerwiegender geworden als das was dem Dunkelhaarigen früher wichtig gewesen war, das wusste er heute.
Als er die Augen nach ihrem ersten innigen Kuss am heutigen Tag wieder aufschlug, leckte er sich sanft über die Lippen um dem Geschmack von Matthews Zunge nachzuspüren. Es benötigte nicht übermäßiges Licht in ihrem Zelt, die schwachen Strahlen des Lagerfeuers reichten völlig aus um ihn erkennen zu lassen, dass ein eigentümlicher Ausdruck in Cassies Augen getreten war, den er nur allzu gut kannte. Und die warme Hand des anderen, die sich kurz darauf auf seine Wange legte um ihn vor einem weiteren Kuss nicht entkommen zu lassen, bestätigte sein Gefühl nur um ein vielfaches.
Zufrieden schmiegte er sich in den dargebotenen Arm seines Mannes und schließlich auch mit dem Körper eng an den Leib vor sich, während er hungrig seine Lippen öffnete, um der fremden Zunge Einlass zu gewähren. Er wäre der letzte, der sich nach all der enthaltsamen Zeit gegen diesen Mann verwehren würde und dass er offen war gewisse Regeln zu brechen, war kein Geheimnis zwischen ihnen. Willig drängte er sich der Zunge entgegen, die in der Dunkelheit ihres Lagers unheimlich gut tat und nach Zeiten schmeckte, in der alles in Ordnung war und sie sich haben konnten, wann und wo immer sie wollten. Zeiten, in denen er seinen Mann am helllichten Tag an Deck ausgezogen hatte um mit ihm zu schlafen oder in denen er ihn in eine dunkle Seitengasse gedrängt hatte, um über ihn her zu fallen.
Hitzig legte er seine Hand auf der Brust des anderen ab und rieb unruhig darüber, hinab über den definierten Bauch und wieder wie Muskeln hinauf, die sich für gewöhnlich verführerisch anspannten, wann immer Matthew ihn sein lautes Stöhnen hören ließ. Er war ein attraktiver und schöner Mann; würde Clarence sich selbst jetzt nicht zu ihm hingezogen fühlen, würde wohl irgendetwas Essentielles nicht mit dem Jäger stimmen.
Ein wenig erlöstes Schnaufen verließ ihn, als sie sich - für seinen Geschmack - wieder viel zu früh voneinander lösten, obwohl sein Appetit noch gar nicht gestillt worden war. Cassie redete irgendwas von Schnee der schön roch und von Zoos, die gar nicht so richtig waren - und der Blonde fragte sich, wie man nur über so viele Sachen nachdenken konnte, wo in seinem eigenen Kopf sich alles nur um die heiße Zunge und die festen Muskeln seines Mannes drehte.
„Das ist die gute Kernseife… Du glaubst mir zwar nicht, aber ich hab dir immer schon gesagt, die bringt‘s“, murmelte er und musterte Cassie dabei mit fiebrigem Glanz in den Augen. „Du bekommst nicht mehr. Ich hab dir gesagt, wir machen Hälfte Hälfte… für ein größeres Stück, verlange ich eine Gegenleistung.“
Der sollte bloß nicht glauben, nur weil er ihm Honig ums Maul schmierte und dabei anklimperte, bekam er mehr; Matthew wusste genau welche Dienstleistung der Jäger im Gegenzug sicher gerne haben würde, aber ausgerechnet die musste er ihm ja verweigern.
„Sag mal…“, erhob er wieder leise wispernd die Stimme und streichelte ein weiteres mal mit den Fingern die vertraute Brust hinauf, dabei nach Cassies Lippen haschend, die er sich schließlich auch einfing. Die Lippen seines Mannes waren wie ein Aphrodisiakum für ihn - und je öfter er davon kostete, umso hungriger wurde er danach, seine Lippen damit zu benetzen.
„Sag mal… wenn ich über dem Stoff bleibe… dann ist es kein Fummeln, oder?“, wollte er leise wissen, Nase und Lippen noch immer mit geschlossenen Augen gegen die des Jüngeren gelehnt und schluckte schwer. „Du hast nur gesagt… Ich soll die Finger nicht so weit unter deine Sachen schieben. Aber obendrauf… da ist es in Ordnung, ja?“
Ob ja oder nein, er hatte seine Hand schon aus dem Hemd hervor gezogen, noch bevor sein Mann ihm Antwort geben konnte. Sehnsüchtig legte er sie auf dem festen Hintern des Jüngeren ab und drängte ihn auf diese Weise fester an sich, um den Leib des anderen besser zu spüren.
„Weißt du, ich vermisse es, wie du dich anfühlst…“, flüsterte er ihm leise ins Ohr und hauchte einen sehnsüchtigen Kuss darauf, bevor er sich für einen Moment an Cassies Hals verlor. „Ich könnte… sicher ganz brav bleiben, wenn ich mich anstrenge. Meinst du, das wäre okay?“
Vorsichtig rieb er über Cassies Gesäß hinweg, das sich so wunderbar in seiner Pranke anfühlte, und brummte sehnsüchtig in das Ohr das Jüngeren. „Nur ein bisschen… weil wir uns morgen ja sowieso haben. Hm?“
Die Zeit vor dem Einschlafen war in den zurückliegenden Wochen zu Matthews Lieblingszeit geworden, denn in den Tagesstunden hatten Clarence und er kaum gemeinsame Schnittstellen. Der Jäger stellte Fallen auf und kontrollierte sie, während Matthew die umliegenden Gebäude und die Stadt erkundete und nützliche Sachen plünderte.
Sie hatten unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer alltäglichen Arbeit und kamen am Tag auch selten dazu groß miteinander zutun zu haben.
Natürlich sahen sie einander und wechselten auch das ein oder andere Wort, aber so wirklich ungestörte Zeit hatten sie erst dann, wenn der Vorhang vor ihrem Nachtlager zugezogen war und alle anderen schliefen.
Manchmal blieben ihnen dann nur wenige Minuten bevor einer von ihnen erschöpft und müde einschlief, aber meistens…nutzten sie die Zeit um miteinander zu kuscheln, sich vom Tag zu erzählen oder auch von den Dingen die sie beschäftigten.
Auch der zurückliegende Tag war kräftezehrender gewesen als Matthew zugeben wollte. Das Schießtraining mit Lucy hatte seinen Rücken sowie seine angeschlagenen Rippen ziemlich strapaziert, aber darüber würde er niemals jammern. Immerhin hatte jeder sein Päckchen zu tragen. Auch Clarence‘ Tag war sicherlich arbeitsintensiv gewesen, dazu noch die Kälte und der lange Marsch.
Eigentlich sollten sie also beide müde und erschöpft sein und sicherlich traf das auch auf Matthew zu, aber sobald Clarence neben ihm lag, vergaß der Dunkelhaarige schnell alles andere. Und dem Blondschopf schien es glücklicherweise ganz genauso zu gehen.
Immer wieder suchte der Wildling seine Lippen und jedes Mal erwiderte Cassie den Kuss voller Hingabe und Sehnsucht. So beieinander zu liegen, miteinander flüsternd, sich neckend und gleichsam liebkosend, das war zu einer schönen wie auch notwendigen Gewohnheit geworden.
Und vor allem hatten jene Momente einen unheimlichen Stellenwert bekommen, weil sie sich nicht beliebig kreieren ließen. In Coral Valley und auf der Harper Cordelia hatten sie jederzeit miteinander Nähe teilen können - hier jedoch war alles ein bisschen anders. Was in den Monaten nach ihrer Hochzeit in rauen Mengen existiert hatte - nämlich Zeit zu zweit - gab es mittlerweile nur noch in kleiner Dosierung die oftmals Cassies Bedürfnissen gar nicht gerecht wurde.
Und ganz früher hätte Matthew derartige Nähe niemals zugelassen. Da hatte ihn jeder Anflug einer zärtlichen Avance des Blonden derart verunsichert, dass er sie gleich im Keim erstickt hatte. Doch heute brauchte er sie so sehr wie auch Clarence sie brauchte.
„Das ist nicht die Kernseife, das bist du, du Dummerchen.“, widersprach Matthew flüsternd bevor sie einander schon wieder küssten, so als sei nichts weiter wichtig als das. Und eigentlich stimmte das ja auch.
Sinnlich streichelten Clarence‘ Hände wieder und wieder über seinen Oberkörper und fühlten sich dabei unglaublich gut an. Vor ein paar Wochen hatte Cassie das Fummeln verboten und seit einigen Tagen fiel es ihm ziemlich schwer das auferlegte Verbot nicht selbst zu brechen.
Weil er wusste, was Clarence alles mit seinen Fingern anstellen konnte und auch, weil sich an ihrer Gruppen-Situation so schnell nichts würde ändern.
Durchzuhalten war also keine Parole die etwas nutzte - sie deprimierte höchstens.
„Es ist egal ob über oder unter den Sachen. Fummelei ist es trotzdem.“, nicht das dahingehend irgendwelchen Zweifeln Platz geschaffen wurde.
Clarence sollte ruhig wissen, dass dieser Gedanke kein Schlupfloch war, dass er ab sofort immerzu nutzen konnte. Und genau das würde er nämlich tun, stellte Cassie die Sache nicht richtig. Diesbezüglich war der Blonde ein ziemlich frecher Kerl.
Doch ungeachtet dessen fand Matthew Gefallen daran seinen Mann so zu spüren und zu wissen, dass sein Hunger allein ihm galt. Sinnlich raunte der Jüngere als Clarence ihn schließlich packte und fester an sich drückte. Unter dem roten Einteiler konnte Matthew den muskulösen Leib seines Jägers spüren und sich lebhaft vorstellen wie hart ein bestimmtes Körperteil werden konnte, wie es sich anfühlte wenn er es in der Hand hielt und ein bisschen streichelte und wie sich Clarence’ Bauchmuskeln anspannen würden, würde Cassie ihn auf diese Weise berühren.
Er wusste wie warm und straff sich seine Haut unter dem Stoff anfühlte und wie seine Knospen schmeckten, würde Matthew behutsam über sie lecken.
Und bei Gott, er würde es so gern tun.
Aber statt sich treiben zu lassen, biss er den Größeren neckend in die Unterlippe als dieser ihn erneut küsste und dabei über seinen Hintern streichelte.
Einen Besitzanspruch anmeldend, den Cassie ihm eigentlich gar nicht verwehren wollte.
Einzig die Tatsache, dass sie nicht alleine waren hielt ihn davor zurück, dem Blonden einen Freifahrtsschein auszustellen.
Nähesuchend und das Gefühl genießend welches Clarence in ihm schürte, drängte sich Matthew an ihn heran, schob ein Bein über die Hüfte seines Liebsten und löste den Kuss nur, um seine Lippen auf dem Hals des Wildlings abzulegen. Er sehnte sich ebenso danach Clarence zu spüren wie auch umgedreht und die fordernden Küsse und leichten Bissen am Hals des Hünen legten deutlich Zeugnis darüber ab.
„Vielleicht ist ein bisschen Fummeln heute aber auch erlaubt.“, wisperte er leise in Clarence‘ Ohr und sah seinen Liebsten aus der Nähe an, sich jedes Detail einprägend.
Sie waren beide nicht dafür gemacht enthaltsam zu sein und an dem Drang einander spüren zu wollen konnte auch der gemeinschaftlich genutzte Schlafraum nichts ändern.
„Vielleicht vergesse ich die Regel ausnahmsweise.“, es war ohne Frage riskant, denn wenn Clarence einmal anfing Matthew auf diese ganz besondere Weise zu streicheln, dann konnte die Sache schnell außer Kontrolle geraten.
Vernunft gehörte dann genauso wenig zu ihren Stärken wie die Enthaltsamkeit an sich. Das wussten sie beide und doch half ihnen dieses Wissen kein bisschen dabei eine kluge Entscheidung zu treffen.